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Der Apenrader Friedhof ist vielfältig und offen

Der Apenrader Friedhof ist vielfältig und offen

Der Apenrader Friedhof ist vielfältig und offen

Apenrade/Aabenraa
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Der historische Teil des Apenrader Friedhofs: Hier stammen die Grabsteine aus dem 18. Jahrhundert. Foto: Karin Riggelsen

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Der Friedhof galt bis vor einigen Jahren als Ort der Ruhe. Das ist auch heute noch so, doch wird er jetzt auch anders genutzt. Warum das so ist und welche Veränderungen die Begräbnisstätte durchmacht, darüber berichtet Friedhofschef Michael Dybdal.

Der Übergang von der traditionellen Friedhofswelt in eine neue ist in Apenrade deutlich zu erkennen. Wer den Friedhof durch die Pforte von der Forstallé aus betritt, sieht einen klassische Anlage vor sich. Gräber, die von Hecken umgeben, nebeneinander liegen.

Geht man an der Friedhofskapelle vorbei und lässt den Blick über die Umgebung schweifen, fällt auf, dass sich dort etwas verändert. Eine offenere Fläche, mehr Gras, weniger Hecken, einige Bäume prägen hier das Gesamtbild; die Gräber liegen weniger dicht beieinander.

Der „neue“ Friedhofsbereich ist parkähnlich angelegt. Foto: Karin Riggelsen

„Das ist Teil unserer Ausrichtung“, erklärt Michael Dybdal. Der Friedhof verändert sich nämlich. Dybdal ist seit Februar neuer Leiter des Friedhofes. Er hat die Nachfolge von Steen Ove Jensen angetreten, der über drei Jahrzehnte verantwortlich war. „Statt der klassischen Gräber werden mehr und mehr Alternativen nachgefragt, sich begraben zu lassen“, sagt er.
Das hat dazu geführt, dass sich der Kirchhof verändert. Das dauert allerdings, wie der Leiter sagt, denn die Gräber sind für mindestens 25 Jahre angelegt. Deshalb braucht eine Veränderung Zeit.

Der Waldfriedhof Foto: Karin Riggelsen

Recht neu ist jedoch der Waldfriedhof, wo sich die Menschen unter hohen Bäumen beisetzen lassen können. „Die meisten lassen sich inzwischen einäschern und in Urnen beisetzen, statt sich in Särgen beerdigen zu lassen“, berichtete Pröpstin Kirsten Balleby Larsen in einem Gespräch mit dem „Nordschleswiger“; der Kosten wegen, so ihre Erklärung. Auf dem Waldfriedhof können die Angehörigen einen Naturstein mit einer Inschrift aufstellen lassen, der an die Verstorbene oder den Verstorbenen erinnert.

Hinter dem Glockenturm liegt das Gemeinschaftsgrab. Blumen, Girlanden und Gestecke zum Gedenken an die dort Beigesetzten werden dort abgelegt. Foto: Karin Riggelsen

Gegenüber dem Waldfriedhof, direkt am Glockenturm, liegt der Gemeinschaftsfriedhof. Dort werden die Urnen beigesetzt – ohne Stein und ohne Platte.

„Früher hieß dieser Bereich ,Grab der Unbekannten‘, wo die Menschen eine letzte Ruhestätte finden konnten, die kein Geld keine Angehörigen mehr hatten“, erzählt der Friedhofschef. Heute lassen sich jedoch auch andere Bürgerinnen und Bürger dort beisetzen, so die Erfahrung des Teams. Deshalb wurde auch die Bezeichnung für diesen Bereich geändert.

Bänke laden seit wenigen Jahren zum Verweilen ein. Foto: Karin Riggelsen
Ein Augenblick auf dem Apenrader Friedhof Foto: Karin Riggelsen

Der Friedhof ist nicht nur landschaftlich offener geworden. „Jeder ist willkommen, ihn als Ort zu nutzen, um die Ruhe zu genießen. Es ist ein Park, der für jeden offen ist“, sagt Dybdal.

Michael Dybdal vor einem der angelegten Beete Foto: Karin Riggelsen

Vor ein paar Tagen sind im Parkareal drei große Beete angelegt worden. Dort werden bald Blumen gesät. Eine sogenannte Bauernmischung (Landmandsblanding) mit verschiedenen Wiesenblumen, wie der Naturliebhaber sagt. Die Blumen werden zur Sommerzeit blühen, können von den Besuchenden gepflückt und auf die Gräber gelegt werden. Die Blüten sollen außerdem für Artenvielfalt sorgen und vor allem den Bienen Nahrung geben.

Damit der Friedhof offener wirkt, werden die Hecken stark gestutzt. Blätter bleiben liegen, um Nahrung und Lebensraum für Insekten zu bieten. Foto: Karin Riggelsen

Um Insekten auf dem Friedhof Lebensraum zu geben und den natürlichen Kreislauf zumindest teilweise zu erhalten, werden nicht alle herabgefallenen Blätter vom sechs Hektar großen Kirchhof entfernt. Wenn Gras gemäht wird, wird dieser auf den Rasenfläche belassen und dient dort als Dünger – auch für umliegende Pflanzen. Zudem schützt der Rasenschnitt in den trockenen Sommermonaten vor Austrocknung.

Der Verantwortungsbereich von Michael Dybdal ist groß: Pflege der Gräber, der Gartenanlage und der Wege sind die Hauptbestandteile. Hinzu kommen die Vorbereitungen für Bestattungen, bei denen die zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ihr Chef mitwirken – im Hintergrund, wie der 52-Jährige sagt.

Neu auf dem Friedhof: Grabsteine, zu deren vier Seiten Urnen beigesetzt werden. Foto: Karin Riggelsen

Zu den Aufgaben gehört auch die Pflege der Kriegsgräber, von denen es auf dem Apenrader Friedhof einige Hundert gibt. Es sind Zeitzeugen einer furchtbaren geschichtlichen Ära und berichten von den Schicksalen vieler Menschen. „Es ist jedes Mal schlimm, wenn man an den Grabsteinen vorbeigeht und auf die Daten schaut. Es sind so viele Kinder dabei, die in den Kriegsjahren gestorben sind“, sagt er. Zuvor war er als Leiter des Friedhofes in Vejle tätig.

 

Geflüchtete des Zweiten Weltkriegs haben auf dem Apenrader Friedhof eine letzte Ruhestätte gefunden. Es sind viele Kinder darunter, und die Steine zeigen ein Stück dunkler Geschichte, denn den Geflohenen durfte nicht geholfen werden. Foto: Karin Riggelsen

Doch es ist nicht nur Kriegsgeschichte, die auf dem Friedhof sichtbar wird. Der Friedhof spiegelt Stadtgeschichte wider. Gräber auch überregional bekannter Apenraderinnen und Apenrader sind hier zu finden. Ein Schild am Eingang weist auf die Grabstätten hin, an denen QR-Codes zu Internetquellen führen.

Am Südeingang des Friedhofes steht eine Übersichtstafel über die historischen Gräber. Foto: Karin Riggelsen

Jomfru Fanny, einige Reederfamilien und die Malerin Franciska Clausen haben dort ihre Ruhe gefunden.

Es gibt sogar Führungen über den Friedhof. Die nächste findet am 15. Juni unter Leitung des Historikers Lars Henningsen statt.

Michael Dybdal liebt die Freiheit, die ihm seine Arbeit gibt. Foto: Karin Riggelsen

Michael Dybdal mag an seinem Beruf, dass er Menschen in schweren Situationen helfen kann. Außerdem liebt er es, im Freien zu sein und mag das Freiheitsgefühl, das er dadurch bekommt.

 

Grabstein von „Jomfru Fanny“, nach der auch ein Apenrader Platz benannt ist Foto: Karin Riggelsen
Neben dem Grabstein der Künstlerin Franciska Clausen, den sie mit ihrem Mann teilt, ist ein QR-Code, der zu einer Infoseite im Internet führt. Dort gibt es einiges Wissenswertes über die Malerin zu erfahren. Foto: Karin Riggelsen
Auch einen muslimischen Bereich gibt es seit wenigen Jahren auf dem Apenrader Friedhof. Alle Gräber sind traditionell so ausgerichtet, dass der im Grab auf der Seite begrabene Mensch mit dem Gesicht in Richtung Mekka liegt. Foto: Karin Riggelsen
Der Grabstein einer bekannten Apenrader Familie Foto: Karin Riggelsen
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