E-Mobilität

Panne mit dem Elektroauto: Warum meist ein bestimmtes Bauteil schuld ist

Panne mit dem Elektroauto: Warum meist ein bestimmtes Bauteil schuld ist

Panne mit dem Elektroauto: Meist ist ein Bauteil schuld

Apenrade/Aabenraa
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Die Pannenhelfer in Dänemark sind auch darin geschult, Elektroautos wieder flottzubekommen. Foto: Christian Lindgren/Ritzau Scanpix

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Elektroautos benötigen nicht unbedingt häufiger Pannenhilfe als herkömmliche Fahrzeuge, wie eine Nachfrage des „Nordschleswigers“ beim dänischen Automobilclub FDM und bei Dansk Autohjælp ergeben hat. Eine gesonderte Statistik führt man dort nicht – im Gegensatz zum deutschen Automobilclub ADAC. Das sind die häufigsten Ursachen für Pannen bei E-Autos.

Die Zahl der Elektroautos auf Dänemarks Straßen nimmt weiter zu. Waren es im Herbst 2022 rund 100.000 Fahrzeuge, stieg der Bestand bis April bereits auf 128.000. Sind mehr Stromer unterwegs, steigt zwangsläufig auch die Zahl der Pannenhilfe-Einsätze für E-Autos. „Der Nordschleswiger“ wollte wissen, wie hoch der Anteil der Elektrofahrzeuge im Vergleich zu konventionellen Antrieben ist und was die häufigsten Defekte sind. Das Problem: In Dänemark wird eine gesonderte Statistik offenbar gar nicht geführt. 

Bei der dänischen Pannenhilfe SOS Dansk Autohjælp (DAH) gibt es keine Zahlen darüber, wie viele der Einsätze Elektrofahrzeuge betreffen. „Wir können keine Aussage treffen, wie oft E-Autos Pannenhilfe benötigen“, heißt es auf Nachfrage. Generell sei die Beobachtung aber, dass Elektroautos letztlich aus denselben Gründen Pannenhilfe benötigen würden wie andere Autos – nämlich um Starthilfe zu bekommen und wegen platter Reifen. Insgesamt rückte SOS International 2021 rund zwei Millionen Mal in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland aus.

Eine gesonderte Statistik führt auch die Pannenhilfe Falck nicht. Auf Nachfrage teilt der stellvertretende Leiter Henrik Rytter mit, dass es kaum Unterschiede zwischen E-Autos und brennstoffbetriebenen Pkw gibt. „Einige Elektroautos haben pannensichere Reifen, weshalb wir da nicht so viele Pannenhilfe-Einsätze haben. Aber natürlich sind Stromer auch in Verkehrsunfälle verwickelt oder fahren sich in weichem Boden fest.“ Die häufigsten Gründe für Pannenhilfe seien elektrische Probleme oder leer gefahrene Batterien.

Eine aktuelle Statistik hat auch der dänische Automobilclub FDM nicht. Chefkonsulent Ilyas Dogru weiß aber, dass Elektroautos weniger Teile haben, die kaputtgehen können. Der Bedarf für Pannenhilfe sei daher geringer. „Elektroautos können wegen leer gefahrener Batterien liegen bleiben, Probleme mit den 12-V-Batterien haben oder nicht zuletzt wegen eines platten Reifens eine Panne haben“, so Dogru. Die Liste bei konventionellen Autos sei ein wenig länger.

Bei FDM hört man allerdings weniger, dass Autofahrende mit ihren Elektroautos wegen leerer Fahrbatterien liegen bleiben. „Die meisten Probleme verursachen 12-V-Batterien und Plattfüße“, so Dogru. „Allerdings haben neuere Fahrzeuge, insbesondere Elektroautos und Plug-in-Hybride, Probleme mit den Starterbatterien, bei denen eine Pannenhilfe erforderlich war“, sagt der Autoexperte. Ein Großteil davon könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass Elektroautos über Apps stärker zum Beispiel mit Mobiltelefonen verbunden seien, was die Systeme bisher nicht bewältigen konnten.

Elektroautos können wegen leer gefahrener Batterien liegen bleiben, Probleme mit den 12-V-Batterien haben oder nicht zuletzt wegen eines platten Reifens eine Panne haben.

Ylias Dogru, Automobilclub FDM

Deutscher Automobilclub führt Statistiken

Konkrete Zahlen hat hingegen der deutsche Automobilclub ADAC. Der leistete 2022 in 3,4 Millionen Fällen Pannenhilfe. In den meisten Fällen (43,2 Prozent) war die Autobatterie die Ursache für einen Liegenbleiber. Mit 23,8 Prozent folgten Probleme mit dem Motor und der Motorsteuerung und in nur 8,4 Prozent war ein platter Reifen Auslöser einer Panne.

Einen deutlichen Zuwachs sieht der ADAC bei E-Autos. Waren es 2021 noch 25.000 Einsätze, benötigten im vergangenen Jahr bereits 52.000 E-Fahrzeuge und Hybride Pannenhilfe. Die Gründe liegen in der wachsenden Bedeutung der E-Mobilität, so der Automobilclub. Mit mehr als 50 Prozent war auch hier die Starterbatterie Auslöser für den Anruf bei den sogenannten „gelben Engeln“. 

Spezifische Elektroauto-Bauteile wie Akku, Elektromotor oder Ladetechnik waren dagegen eher selten für Pannen verantwortlich und machten nur 4,4 Prozent der E-Auto-Pannen aus. Damit sind Elektroautos durchaus als zuverlässig anzusehen. Allerdings ist der Bestand der Elektrofahrzeuge auf den Straßen im Schnitt auch jünger als der von herkömmlichen Fahrzeugen, sagt der ADAC. Der Automobilclub geht daher davon aus, dass verschleißbedingte Pannen in den kommenden Jahren zunehmen werden. 

Mobile Lader sollen Pannen-Stromer wieder flottmachen

Auch bei SOS Dansk Autohjælp gibt es keinen Zweifel daran, dass der Bedarf an Pannenhilfe für Elektroautos wächst. „Das ist einer der Gründe, warum wir mehrere Initiativen in Bezug auf Elektroautos durchgeführt haben“, sagt Pressesprecherin Nina Juhl Østergaard.

So schule man seit 2019 die Retterinnen und Retter des „SOS Dansk Autohjælp“-Netzwerks im sicheren Umgang mit Elektroautos. „Alle Distrikte haben seit 2022 außerdem mobile Lader dabei“, sagt Juhl Østergaard. Die mobilen Ladegeräte benötigen nicht viel Platz und können problemlos in den Pannenhilfefahrzeugen mitgeführt werden. Ein Gerät könne nach Angaben von DAH mit einer 15-minütigen Ladezeit einem Elektroauto rund sechs Kilometer Reichweite liefern. Laut FDM können bis zu zehn Fahrzeuge pro Gerät geladen werden. In den meisten Fällen sei die Reichweite mehr als genug in städtischen Gebieten, wo die nächste Ladestation in der Nähe ist.

Auch bei Falck gibt es speziell ausgebildete Helferinnen und Helfer sowie entsprechendes Werkzeug auf den Fahrzeugen.

Ist kein Lader vorhanden und das Auto einmal „tot“, müsse es anders behandelt werden, um bewegt zu werden, so Dogru. Hier habe jedes Elektroauto seine eigene Art. „Wenn das Auto keinen Strom mehr hat, muss es genug Strom bis zur nächsten Ladestation bekommen. Aber wenn die Batterie ausfällt, ist es schwieriger als bei herkömmlichen Autos, die man einfach in den Leerlauf schalten kann.“ Meistens müssen Elektroautos nämlich verladen werden. Weil immer mindestens eine Achse Energie im Elektromotor erzeugt, kann dies ohne aktiviertes Bordsystem beim konventionellen Abschleppen zu Schäden an der Bordelektronik führen. 

Elektroautos besitzen im Regelfall zwei Batterien. Zum einen den großen Akku für den Antrieb und zum anderen eine 12-Volt-Batterie, wie man sie auch aus Verbrennerfahrzeugen als Starterbatterie kennt. Auch beim Elektroauto sorgt sie dafür, dass der Hochvolt-Akku seine Arbeit aufnimmt. Das Batteriemanagement, das den Akku startet, abschaltet und überwacht, wird von der 12-Volt-Batterie gespeist.

Während die große Batterie für den Antrieb, die Heizung und für das Laden der Starterbatterie über einen Spannungswandler zuständig ist, versorgt die 12-Volt-Batterie alle weiteren Systeme wie etwa ABS und ESP oder auch Licht, Instrumententafel, Radio und Servolenkung. Außerdem sorgt sie dafür, das beim Verlassen des Autos automatisch abgeschaltete Hochvoltsystem wieder anzuschalten. Fällt die Starterbatterie aus, bleibt der Hochvolt-Akku vom Rest des Fahrzeugs getrennt, das Fahrzeug startet nicht.

Am 19. April wurden die Informationen von Falck im Text ergänzt. ghe

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