Leitartikel

„Positiver Klimaschutz durch Nachmachen“

Positiver Klimaschutz durch Nachmachen

Positiver Klimaschutz durch Nachmachen

Apenrade/Aabenraa
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Der Mensch ist nicht für Mahnungen gemacht, die sich fortwährend wiederholen, meint „Nordschleswiger“-Redakteur Helge Möller. Für etwas anderes aber schon: Nachmachen.

Wer an Sturmfluten denkt, denkt vermutlich an die Nordsee, an Halligen, die überflutet werden, an die Sturmflut in Hamburg von 1962, die sich dank der Filmaufnahmen ins mediale Gedächtnis gebrannt hat. Eine Katastrophe in schwarz-weiß. An die Ostsee als Meer, die eine Sturmflut gebären kann, denken vermutlich nur wenige – vielleicht jetzt ein paar mehr, nachdem die schwere Sturmflut vor 150 Jahren in den Medien aufgegriffen wurde, die in der Nacht vom 12 auf den 13. November die dänische und deutsche Ostseeküste heimsuchte. In Eckernförde, in Flensburg, in Apenrade oder auch in Kragesand sind die damaligen Wasserstände markiert, die einen ungläubig zurücklassen. Bislang unerreichte 3,30 Meter über Null. So hoch?

Wind und Wasser zerstörten damals Häuser und Schiffe, Menschen starben. Heute liegen viele teure Boote in den Yachthäfen Schleswig-Holsteins und Dänemarks. Welchen materiellen Schaden eine solche Flut heute verursachen würde – ebenfalls kaum vorstellbar. Ebenso wie der Umstand, dass sich die gewohnte Küstenlinie deutlich ändern würde, weil Sand und Steine mehr als ohnehin von den Steilküsten ins Meer stürzen würden.

Die Ostsee-Sturmflut war ein Wetterereignis in einer Zeit, in der noch nicht von einem Klimawandel gesprochen wurde, als Kohle der Stoff war, der die Industrienationen zu ihrem Aufschwung verhalf.

Eine Parallele zur heutigen Klima-Diskussion gibt es aber doch: Die Ungläubigkeit, mit der der Mensch auf etwas reagiert, das er nicht sehen und sich auch nicht vorstellen kann. Wir können uns nicht vorstellen, wie die Welt in 30 Jahren aussehen wird, obwohl Forscherinnen und Forscher ein Bild davon zeichnen – derzeit wieder einmal auf der nunmehr 27. Weltklimakonferenz, dieses Mal ausgetragen in Scharm El-Scheich, Ägypten.

„Große Aufgaben, geringe Erwartungen“ oder „Wenig Hoffnung in Klimakonferenz“, zwei Überschriften der Tagesschau lassen keine Aufbruchstimmung erkennen. Stattdessen Warnungen, von der deutschen Außenministerin und vom Chef der UN selbst. Für Annalena Baerbock steuert die Menschheit auf den Abgrund zu, für António Guterres fahren wir mit Vollgas in die Klimahölle.

Aber lassen sich die Nationen, die Menschen auf diesem Planeten mit den wiederkehrenden Hiobsbotschaften zu Taten bewegen, die den Kohlendioxidausstoß senken? Viel deutet nicht darauf hin. Wer dauernd solche Botschaften hört, sich aber in einem täglichen Leben wiederfindet, das sich nicht ändert, der stumpft ab und verändert sein Verhalten nicht. Die Folgen der globalen Temperaturerhöhung stellen sich schleichend und zunächst kaum merkbar ein – nichts, womit der Mensch gut umgehen kann.

Es ist zwar richtig, als Politikerin oder als Politiker zu warnen, vielleicht auch eine Pflicht, aber ob die mahnenden Worte zu einer Umkehr führen? Vermutlich nicht. Und ob sich an den Boden klebende Klima-Demonstrierende oder solche, die Gemälde mit Lebensmittel bewerfen, den Rest der Bevölkerung auf dem Weg in die Klima-Neutralität mitreißen können, darf zumindest bezweifelt werden. 

Bevor nun rigide Gesetze und Vorschriften kommen, um die Folgen des Klimawandels abzumildern, ist der Weg richtig, den Sonderburg in Ägypten gewählt hat. Als kleine Kommune auf dieser Welt zeigt sie auf der Weltklimakonferenz anderen Menschen, was man machen kann, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Es kommt natürlich zum einen auf ein globales Regelwerk an, aber zum anderen auch auf gute Beispiele, die Menschen miteinander austauschen und auf positive Weise zeigen: Das haben wir gemacht und das hat sich gelohnt. So werden wir CO₂-neutral und ihr könnt es auch. Denn nachmachen, verbessern und verfeinern, das kann der Mensch gut.

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