Dänische Minderheit

Klatt: Ohne den SSF ist der Samråd kein Samråd

Klatt: Ohne den SSF ist der Samråd kein Samråd

Klatt: Ohne den SSF ist der Samråd kein Samråd

Flensburg
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Martin Klatt forscht am ECMI in Flensburg zu den Minderheiten im deutsch-dänischen Grenzland. Foto: Karin Riggelsen

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Der Sydslesvigsk Forening hat am Donnerstag seinen Austritt aus dem Sydslesvigske Samråd verkündet. ECMI-Minderheitenexperte Professor Martin Klatt ordnet die Lage in Südschleswig im Gespräch ein. Aus seiner Sicht müssen sich die Verbände der dänischen Minderheit nun zusammenraufen.

Die Nachricht schlug am Donnerstag ein wie eine Bombe: Der SSF (Sydslesvigsk Forening) tritt aus dem Zusammenarbeitsorgan der dänischen Minderheit in Südschleswig, dem Sydslesvigske Samråd (Südschleswigscher Rat), aus.

Keine Überraschung

Professor Martin Klatt, Leiter der Forschungsstelle für deutsch-dänische Minderheitenfragen am European Centre for Minority Issues (ECMI) in Flensburg, meint, dass es nicht überraschend kam und aus SSF-Sicht nachvollziehbar ist, dass dieser sich für diesen Schritt entschieden hat.

„Der SSF wünscht sich eine Strukturänderung, eine zentrale Ansprechperson und eine demokratisch legitimierte hierarchischere Struktur für die dänische Minderheit als das derzeitige Nebeneinander von verschiedenen Organisationen. Dieser Vorschlag wurde immer wieder abgelehnt. Und da es aus SSF-Sicht in der alten Struktur nicht ordentlich weitergehen kann, haben sie nun gesagt, wir hauen mal auf den Tisch“, sagt Klatt.

Ohne SSF nicht möglich

Seiner Ansicht nach könne der Sydslesvigske Samråd nach dem Austritt des SSF nicht ernsthaft weiterhin behaupten, ein Samråd zu sein.

„Der SSF ist die tragende Kulturorganisation der dänischen Minderheit, und die Kultur ist das, was die Minderheit ausmacht. Er sorgt für das Jahrestreffen, die kulturellen Veranstaltungen und die kulturelle Bindung an Dänemark“, so der Minderheitenexperte.

Doch wie geht es nun weiter? Wie kann eine Lösung in der angespannten Situation aussehen?

Druck aus Dänemark

Klatt sagt, dass die Vereine sich nun zusammenraufen müssen. Die Idee sei, dass man dänisches Leben in Südschleswig organisieren will. Diese vom SSF geschaffene Situation werde nun wahrscheinlich dazu führen, dass es zunächst Reibereien geben werde, so der Forscher.

„Sie werden auch Druck aus Dänemark bekommen, weil man erwartet, dass sie schnell wieder zusammenfinden und sich organisieren.“

Dass allerdings so konkreter Druck kommt, dass Kopenhagen die dänische Minderheit zu einer Strukturänderung auffordern wird, vielleicht sogar hin zu einer Struktur, wie sie die deutsche Minderheit in Nordschleswig hat, glaubt Martin Klatt nicht.

„Das wird wahrscheinlich nicht passieren, da die bisherige Linie aus Kopenhagen immer war, dass sie sich nicht in die innere Struktur einmischen. Aber sie erwarten natürlich, dass die dänische Minderheit geschlossen auftritt und sich bewusst ist, dass sie eine Gruppe ist. Sie werden nicht sagen, dass sie es so machen sollen wie die deutsche Minderheit, aber sie werden schon zu einer Lösung auffordern, sich als eine Gruppe zu organisieren“, so Klatt, der sich vorstellen kann, dass der Sydslesvigske Samråd noch nicht am Ende ist und es Möglichkeiten geben wird, dass der SSF in das Gremium zurückkehrt, wenn die anderen Verbände beim Punkt Strukturänderung doch noch einlenken.

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