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Neuer Bericht: Dänemark braucht deutlich mehr Ladesäulen

Neuer Bericht: Dänemark braucht deutlich mehr Ladesäulen

Neuer Bericht: Dänemark braucht deutlich mehr Ladesäulen

ghe
Kopenhagen
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Eine E-Ladestation von Clever
Eine Schnellladestation von Clever hinter dem Føtex in Apenrade Foto: Karin Riggelsen

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Dänemark will bis 2030 eine Million Elektroautos zulassen. Das erfordert einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur und den Abbau von Hindernissen. Autobranchen Danmark, FDM und TEKNIQ Arbejdsgiverne haben 20 konkrete Empfehlungen zusammengestellt, wie dieses Ziel erreicht werden kann.

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Dänemark geht zu langsam voran. Das ist die Meinung von Autobranchen Danmark, FDM und TEKNIQ Arbejdsgiverne. In einem Bericht geben sie der Politik 20 konkrete Empfehlungen für einen beschleunigten Prozess bei der Einrichtung neuer Ladestationen für die vielen Tausend Elektroautos, die kommen werden.

Hindernisse abbauen

Niemand habe bisher untersucht, welche Hindernisse dem Aufbau von Ladeinfrastruktur entgegenstehen und wie sie vermieden werden können, heißt es von den drei Branchenverbänden. Das Thema sei jedoch viel zu wichtig, um es zu ignorieren. Autobranchen Danmark, FDM und TEKNIQ Arbejdsgiverne haben sich daher zusammengetan, um die Hindernisse zu kartieren. 

Mehr E-Autos und mehr Ladesäulen

Zahlen des Verbandes der dänischen Autohändler (De Danske Bilimportører) aus dem April zeigen, dass der Ausbau der Lade-Infrastruktur für Elektroautos in Dänemark auch 2023 einen Schritt nach vorn machen wird. So sind in den vergangenen zwölf Monaten 4.975 neue Ladepunkte hinzugekommen, was einer prozentualen Steigerung von 84 Prozent entspricht.

Auch die Zahl der Schnellladestationen ist deutlich gestiegen. Im ersten Quartal 2022 gab es in Dänemark 506 öffentlich zugängliche Säulen, jetzt sind es 951. Das ist ein Zuwachs von 88 Prozent, der vor allem darauf zurückzuführen ist, dass zuvor exklusive Ladestationen nun öffentlich zugänglich gemacht wurden und viele Anbieter ihre Netze rasch ausbauen.

Die Zahl der Elektroautos in Dänemark hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Im Herbst 2022 lag sie bei 100.000. Bis April 2023 ist dieser Bestand auf fast 128.000 angewachsen. Mehr zum Thema.

Handlungsempfehlungen für die Politik

Das Ergebnis ist der Bericht „Power Up!“, der Handlungsempfehlungen für die Politikerinnen und Politiker in Christiansborg zusammenfasst, wie der Ausbau der dänischen Ladeinfrastruktur beschleunigt werden kann. Die verschiedenen Hemmnisse sind politischer, wirtschaftlicher und bürokratischer Natur und sollten nach Ansicht der Branche nacheinander gelöst werden.

Dänemark liegt unter EU-Empfehlungen

Wenn sich mehr Bürgerinnen und Bürger in Dänemark für ein Elektroauto entscheiden sollen, sei es laut Bericht wichtig, dass sie ihr Auto bei Bedarf einfach und schnell aufladen können. Doch die Zahl der Elektroautos ist größer als die Zahl der Ladestationen. Während die EU zehn Elektroautos pro Ladepunkt empfiehlt, gibt es in Dänemark derzeit 30 pro Ladepunkt. In Deutschland waren es im vergangenen Jahr 22 E-Autos.

Laut dem deutschen Verband der Automobilindustrie (VDA) liegt Dänemark im EU-Ranking zur Ladeinfrastruktur nur auf Platz 10 – hinter Ländern wie den Niederlanden, Norwegen, Schweden, Luxemburg oder Österreich. Allerdings stammen die Zahlen aus 2021. Der A-Wert, der zur Berechnung hinzugezogen wurde, benennt die Attraktivität des Ladenetzes im entsprechenden Land. Die Auswertung zeigt, wie viele öffentlich zugängliche Ladepunkte in einem Land in Relation zum Gesamtbestand an Pkw (Benzin, Diesel, Elektro und andere) vorhanden sind. Je mehr öffentliche Ladepunkte es gibt, desto attraktiver ist es für die Verbraucherin oder den Verbraucher, auf Elektroantrieb umzusteigen.

Fehlende Ladepunkte größtes Kaufhemmnis

„Der Verkauf von Elektroautos läuft sehr gut. Dennoch hören wir beim FDM immer noch von vielen Menschen, die sich gegen ein Elektroauto entscheiden, weil sie sich Sorgen machen, ob sie es aufladen können, wenn sie es brauchen“, sagt Stina Glavind, Geschäftsführerin beim FDM, dem Verband dänischer Automobilisten. „Wenn wir wollen, dass sich mehr Menschen für ein Elektroauto entscheiden, müssen wir den Ausbau der Ladestationen noch weiter beschleunigen.“ Deshalb habe man in diesem Bericht 20 konkrete Empfehlungen zur Vereinfachung und Optimierung der Vorschriften zusammengestellt, die neuen Ladestationen oft im Wege stehen, so Glavind zu „Ritzau“. 

Dieses Bild bestätigt Autobranchen Danmark. Der Verband der Autohändler, Werkstätten, Leasingunternehmen und Autolackierer steht täglich im Kontakt mit den Kundinnen und Kunden. „Immer wieder hören wir von unseren Mitgliedern, dass das Fehlen von Lademöglichkeiten eines der größten Hindernisse für die Entscheidung der Kundschaft für ein Elektroauto ist“, sagt Gitte Seeberg, Geschäftsführerin von Autobranchen Danmark, gegenüber „Ritzau“. Das gemeinsame Ziel sei es, Bereiche aufzuzeigen, die vereinfacht und optimiert werden können, damit noch mehr Ladepunkte schneller eingerichtet werden können.

Wenn wir wollen, dass sich mehr Menschen für ein Elektroauto entscheiden, müssen wir den Ausbau der Ladestationen noch weiter beschleunigen.

Stina Glavind, Geschäftsführerin beim FDM

Eine der vielen Herausforderungen sei das Stromnetz, das laut Bericht vielerorts überhaupt nicht auf das Aufladen der vielen Elektroautos ausgerichtet ist. Auch die Wartezeit für die Einrichtung von Ladepunkten und den Stromanschluss sei in mehreren Teilen des Landes ein Problem. Im schlimmsten Fall könne es bis zu zwei Jahre dauern.

Stromnetz muss angepasst werden

„In den kommenden Jahren wird der Ausbau der Ladeinfrastruktur richtig Fahrt aufnehmen, und die Elektrifizierung der Gesellschaft wird die Kapazität des Stromnetzes herausfordern“, sagt Troels Blicher Danielsen, Geschäftsführer von TEKNIQ Arbejdsgiverne, zu „Ritzau“. Das Problem werde also nicht kleiner.

Der Verband organisiert die Elektroinstallateurinnen und -installateure, die die Ladepunkte bauen.

„In diesem Bericht stellen wir eine Reihe von Lösungen für eine bessere Auslastung des Stromnetzes und Initiativen vor, die sicherstellen, dass die Anzahl der Ladepunkte der Nachfrage entspricht“, so Blicher.

In den kommenden Jahren wird der Ausbau der Ladeinfrastruktur richtig Fahrt aufnehmen, und die Elektrifizierung der Gesellschaft wird die Kapazität des Stromnetzes herausfordern.

Troels Blicher Danielsen, Geschäftsführer von TEKNIQ Arbejdsgiverne

Ausbau-Pläne der EU

Autofahrerinnen und Autofahrer sollen entlang der wichtigsten Verkehrsachsen der EU in den kommenden Jahren mindestens alle 60 Kilometer eine Ladesäule finden können. Wie das EU-Parlament im März mitteilte, sollen dem von Unterhändlern des Europaparlaments und der EU-Staaten ausgehandelten Kompromiss zufolge zudem alle 200 Kilometer Tankmöglichkeiten für Wasserstoff entstehen.

Die Ausbauziele gelten den Angaben zufolge zunächst für das sogenannte TEN-V-Kernnetz. Darunter versteht man die wichtigsten Hauptverkehrsstraßen der EU. In Dänemark zählen dazu unter anderem Autobahnen.

Die neuen Regeln gehen auf einen Vorschlag der EU-Kommission zurück. Diese hatte die Pläne im Sommer 2021 als Teil ihres Klimapakets „Fit for 55“ vorgestellt. Damit sollen die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden. 

Quelle: dpa

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