Gleichstellung

Wehrpflicht für Frauen kommt: Schülerinnen der DNT sind skeptisch

Wehrpflicht für Frauen kommt: Schülerinnen der DNT sind skeptisch

Wehrpflicht für Frauen: DNT-Schülerinnen sind skeptisch

Erik Becker
Tingleff/Tinglev
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Schülerinnen der Nachschule Tingleff im Foyer der Schule.
Mia (l.) und Maria sind Schülerinnen an der Deutschen Nachschule Tingleff. Sie wären von einer Wehrpflicht für Frauen betroffen. Foto: Paulina von Ahn

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Gleichstellung im Militär: Die Wehrpflicht für Frauen kommt. Schülerinnen der Nachschule Tingleff gehören zur ersten Generation, die die Neuerung betreffen wird.

Die Regierungskoalition aus Sozialdemokratie, Venstre und den Moderaten weitet die Wehrpflicht aus. Das wurde am Dienstag vom Folketing abgenickt. Bisher werden in Dänemark ausschließlich Männer ab dem vollendeten 18. Lebensjahr zum Grundwehrdienst einberufen. Für Frauen ist der Wehrdienst freiwillig. Ab 2026 wird sich das ändern: Zukünftig sollen auch Frauen zur Musterung verpflichtet werden. 

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums konnten seit 2012 jährlich alle 4.700 verfügbaren Ausbildungsplätze für den Grundwehrdienst mit Freiwilligen besetzt werden. Im vergangenen Jahr bestand ein Viertel davon aus Frauen. Den Plänen der Regierung wird daher vielfach mit Skepsis und Kritik begegnet. Akteure aus verschiedenen Bereichen hinterfragen die Notwendigkeit, Frauen zukünftig zum Wehrdienst zu verpflichten.

Um zu erfahren, wie junge Frauen zu dem Vorhaben der Regierung stehen, hat „Der Nordschleswiger“ die Schülerinnen der Deutschen Nachschule Tingleff Mia Gundesen, Maria Schlünssen, Emilie Knudsen und Fanny Heymann befragt. Mit dem am Dienstag beschlossenen Vorhaben, sind die Mädchen im Alter von 16 bis 17 Jahren unmittelbar betroffen.

Frauen im Militär

Schnell wird klar, dass die vier Schülerinnen dem Vorhaben sehr skeptisch gegenüberstehen. Keine von ihnen möchte sich freiwillig zum Wehrdienst einziehen lassen. 

„Ich habe mal darüber nachgedacht, die Idee allerdings wieder verworfen“, sagt Maria. Sie traue sich nicht die nötige mentale Stärke zu, um den Anforderungen beim Militär gerecht zu werden.

Mia denkt in eine ähnliche Richtung: „Ich denke, dass Männer körperlich und geistig eher für den Militärdienst geeignet sind. Vielleicht ist es für ein Land mit vielen Soldatinnen im Krieg auch ein Nachteil, wenn sie Ländern mit ausschließlich männlichen Soldaten gegenüberstehen“.

Die Schülerinnen sehen das Zusammenleben von Männern und Frauen in der Kaserne kritisch. Sie sorgen sich um die Sicherheit von Soldatinnen. „Wie kann Frauen garantiert werden, dass sie keinen Übergriffen ausgesetzt sind? Vor allem die Duschsituation stelle ich mir schwierig vor“, gibt Emilie zu bedenken. Bevor Frauen für den Wehrdienst eingezogen werden, sollte zunächst die passende Infrastruktur geschaffen werden. Den Mädchen sei klar, dass im Kriegsfall solche Überlegungen zweitrangig wären. Allerdings solle sich im Wehrdienst keine Frau einem Sicherheitsrisiko aussetzen müssen.

Wie kann Frauen garantiert werden, dass sie keinen Übergriffen ausgesetzt sind?

Emilie Knudsen

Wehrdienst ohne Zwang

Die Mädchen sind sich einig: Zum Grundwehrdienst gezwungen werden sollte niemand – weder Frauen noch Männer. „Erst wenn sich nicht mehr genügend Freiwillige finden, sollte man über eine Verpflichtung nachdenken“, findet Maria. Sie befürchte, dass die Motivation für den Militärdienst abnehme, wenn die Entscheidung dazu nicht mehr freiwillig ist. Auch die geplante Verlängerung des Wehrdienstes von vier auf elf Monate sei zu lang.

„Ich habe ein Praktikum beim Militär gemacht. Auf Dauer war es für mich leider nichts, doch für eine Woche war es in Ordnung. Vielleicht könnte man so etwas verstärkt anbieten, um Frauen zu motivieren“, sagt Fanny. Interessierte würden auf diesem Weg Einblicke in den Alltag beim Militär erhalten, ohne dass dies mit einer Verpflichtung verbunden wäre. 

Dass ausschließlich Männer zum Wehrdienst verpflichtet werden, sei nicht mehr zeitgemäß. Doch der Gleichstellung stehen die Mädchen kritisch gegenüber: „Es gibt weitere Felder, in denen das Thema Gleichstellung ebenso wichtig ist“. 

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