Tourismus

Warum der Herbsturlaub an Schlei und Ostsee auf der Kippe stehen könnte

Warum der Herbsturlaub an Schlei und Ostsee auf der Kippe stehen könnte

Herbsturlaub an Schlei und Ostsee auf der Kippe?

Rebecca Nordmann/shz.de
Kappeln
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: 90037

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Als Urlaubsort boomt Kappeln wie nie zuvor. Mit dem Herbst scheint allerdings eine Bewährungsprobe bevorzustehen, denn: Die aktuelle Energiekrise geht weder an Gästen noch an Anbietern von Ferienwohnungen spurlos vorüber.

Das erste Halbjahr des laufenden Jahres hat Kappeln ein weiteres Plus beschert: Insgesamt hat die Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein für den Zeitraum von Januar bis Juni 277.520 touristische Übernachtungen (ohne Camping) gezählt. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Plus von 74 Prozent – und das obwohl Kappeln 2021 Teil der Modellregion war und als solche bereits einen bemerkenswerten Boom erlebt hatte.

Auch die Buchungszahlen für August und September sind gut – „aber im Oktober sieht es noch sehr verhalten aus“, sagt Max Triphaus, Geschäftsführer der Lokalen Tourismusorganisation Ostseefjord-Schlei GmbH (OFS). „Da geht noch mehr.“

Trend zum spontanen Buchen verstärkt sich

Den Grund dafür macht Triphaus an der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung fest. „Wir beobachten schon länger, dass der Trend zum spontanen Buchen geht, aber das wird sich wohl jetzt noch verstärken“, sagt er. Die Preise steigen in praktisch allen Bereichen, das würde Gäste wie Anbieter von Ferienwohnungen gleichermaßen beeinflussen.

Zweit- oder Dritturlaub im Herbst

„Üblicherweise verbringen in unserer Region die Menschen im Herbst ihren Zweit- oder Dritturlaub“, sagt Triphaus. „Aktuell sind sie da deutlich zurückhaltender.“ Explodierende Kosten für Energie könnten schon die Anreise erschweren, steigende Lebensmittelpreise den Aufenthalt vor Ort.

So hat die Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein festgestellt, dass Urlauber weniger Geld als bisher im Einzelhandel oder in Restaurants lassen – „das kann ich absolut bestätigen“, sagt Max Triphaus. Mehrfach sei ihm genau das etwa von Gastronomen aus der Region berichtet worden.

Preissensible Gäste

Wer mittags essen geht, steuert dann eben nicht auch noch nachmittags das Café an oder besucht womöglich abends ein zweites Mal ein Restaurant. „Die Gäste sind preissensibler geworden“, sagt der OFS-Geschäftsführer. Der Urlaub als solches dürfe vielleicht noch Geld kosten, „aber dann wird vor Ort gespart“.

Auch Vermieter treffen die Preissteigerungen

Allerdings betreffen die Preissteigerungen eben nicht nur die Urlauber, sondern auch die Vermieter. „Gerade was die Energiekosten angeht, spüren wir da eine große Verunsicherung“, sagt Max Triphaus. Er habe bereits von Ferienhausvermietern gehört, die im Winter die Vermietung aussetzen wollen, um Heizkosten zu sparen.

Die OFS versuche derweil, ihre Mitglieder bei dem Thema auf dem Laufenden zu halten, auch wenn es darum geht, Möglichkeiten der Unterstützung auszuloten. Gemeinsam mit der IHK und dem Wirtschaftskreis Pro Kappeln ist nach Triphaus‘ Worten zudem noch eine Vermieterversammlung in diesem Jahr geplant, um die Mitglieder mit dem nötigen Input zu versorgen.

„Am Ende stellen sich viele die Frage: Kann ich mir Urlaub aktuell noch leisten?“, fasst der OFS-Geschäftsführer zusammen. Und das gilt sowohl für potenzielle Gäste als auch für Vermieter.

Mehr lesen