Erneuerbare Energie aus SH

Strompreise: Netzentgelte für Windenergie sollen 2022 noch einmal steigen

Strompreise: Netzentgelte für Windenergie sollen 2022 noch einmal steigen

Netzentgelte für Windenergie sollen 2022 noch einmal steigen

SHZ
Quickborn/Kiel
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In Nordfriesland, hier Windpark im Sönke-Nissen-Koog, ist der Ausbau der Windenergie am weitesten. Foto: Christian Charisius / SHZ

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Deshalb belasten die Stromkosten für erneuerbare Energie private Haushalte und Unternehmen in Schleswig-Holstein stärker als in anderen Regionen Deutschland.

Für Stromkunden in Schleswig-Holstein ist es ein Schritt in die richtige Richtung. Die Bundesregierung hat – in fünf Jahresrunden bis 2023 – eine Angleichung der Übertragungsnetzentgelte aus den Weg gebracht. Darauf hat Tobias Koch aufmerksam gemacht, CDU-Fraktionschef im Landtag: „Bereits jetzt ist das zu 60 Prozent der Fall.“ Im Januar 2023 sei die ungerechte Verteilung auf Ebene der Übertragungsnetze geklärt.

Netzkosten in Schleswig-Holstein zuletzt schon am höchsten

Seit Jahren werden paradoxerweise Privathaushalte und Betriebe an den Küsten mit den höchsten Netzgebühren und damit Strompreisen bestraft, wo der Ausbau der erneuerbaren Energien vorankommt. In Schleswig-Holstein waren die Netzkosten 2020 mit 9,63 Cent pro Kilowattstunde (kWh) am höchsten.

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Allerdings schlägt die Teilreform auch 2022 nicht auf die Netzkosten durch, die rund ein Viertel der privaten Stromrechnung ausmachen. In einem Bundesländer-Vergleich der vorläufigen Netzentgelte des Branchenportals Strom-Report.de bleibt Schleswig-Holstein 2022 mit 579 Euro an der Stromrechnung Spitzenreiter.

Die Netzgebühren steigen mit fünf Prozent sogar weiter fast doppelt so stark an wie im Bundesdurchschnitt (2,8 Prozent). Harald Haase vom Kieler Wirtschaftsministerium macht „erhöhte Aufwendungen in den Verteilnetzen der SH Netz AG durch die Energiewende“ dafür verantwortlich.

Stromversorgung in vier Netzebenen bis zur Steckdose

Um das zu verstehen, muss man wissen, dass die Stromversorgung in vier Netzebenen von der Windkraftanlage oder dem Kohlekraftwerk zur Steckdose fließt. Die Höchstspannung (220 bis 380 Kilovolt/kV) wird im Norden von Netzbetreiber Tennet (andere Regionen: 50Hertz, Amprion und TransnetBW) betrieben. Es sind die 65 Meter hohen Metallgittermasten.


Leider gibt es noch drei Ebenen darunter: die Hochspannung (110 kV) mit 45-Meter-Masten sowie Mittelspannung (10.000 bis 20.000 Volt) und Niederspannung (220 bis 400 Volt), die meist über Erdkabel verteilt werden.

„Allein SH Netz als mit Abstand größter Netzbetreiber mit rund 50.000 Kilometern Stromleitungen hat in den letzten Jahren rund eine Milliarde Euro in den Ausbau und die Wartung der Netze investiert“, sagt Ove Struck von SH Netz.


Die Quickborner haben demnach 45.000 Windkraft- und Photovoltaikanlagen sowie Biomassekraftwerke mit insgesamt rund 9000 Megawatt (MW) angeschlossen – das entsprich der fünffachen Leistung des Atomkraftwerks Brokdorf. Man habe 2020 fast sieben Millionen Megawattstunden Grünstrom nach Süddeutschland exportiert – der Bedarf von zwei Millionen privaten Haushalten. „Anders als bisher sollten Regionen, in denen die Energiewende vorangetrieben wird, für ihr Engagement belohnt und nicht bestraft werden“, sagt Struck.

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Bei den Flensburger Stadtwerken etwa sollen die Netzgebühren nach einem minimalen Rückgang 2021 im neuen Jahr noch einmal um 1,85 Prozent auf 8,8 Cent pro kWh steigen. Bei den Kieler Stadtwerken liegen die Netzentgelte fast unverändert bei rund 4,7 Cent – und bei den benachbarten Gemeindewerken Heikendorf sind sie zuletzt sogar um ein auf sechs Cent gesunken.


Landespolitiker Koch weist darauf hin, dass der Strom in ländlichen Gebieten noch einmal teurer sei als in Ballungsräumen, weil weniger Kunden angeschlossen seien: „Ein Stromnetz im dicht besiedelten Berlin, Bremen oder in NRW ist eben pro Einwohner viel günstiger aufzubauen als in einem dünn besiedelten Flächenkreis wie Nordfriesland.“

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