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So nachhaltig kann Urlaub im Norden sein

So nachhaltig kann Urlaub im Norden sein

So nachhaltig kann Urlaub im Norden sein

SHZ
Kiel
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Touristisch attraktiv und nachhaltig: der Sternenhimmel über der Nordermühle auf Pellworm sorgte für den ersten Platz. Foto: Marcus Brandt/shz.de

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Der ADAC-Tourismuspreis 2021 holt einfache, aber dennoch innovative Anbieter aus Schleswig-Holstein ins Rampenlicht. Nordfriesland und die Schlei tun sich besonders hervor.

In Nordfriesland und an der Schlei gehen Urlaub und Nachhaltigkeit besonders vorbildlich Hand in Hand. Das rückt der diesem Thema gewidmete ADAC-Tourismuspreis 2021 ins Scheinwerferlicht – alle drei Platzierungen gehen an Bewerber aus diesen beiden Regionen. Die Trophäen wurden im Beisein von Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) im Hotel Steigenberger in Kiel überreicht.

15 Kandidaten lagen im Rennen

Insgesamt 15 Kandidaten hatten um die alle zwei Jahre vergebene Auszeichnung konkurriert. Sie haben ihre Empfehlungen per Film eingereicht.

Sternegucken auf der Nordseeinsel

Auf dem Siegertreppchen ganz oben steht Pellworm für sein Konzept der „Sternengucker“-Insel. Das tiefstgelegene Eiland Deutschlands vermarktet sich als idealer Beobachtungsort für Fans des nächtlichen Himmels. Die Abgeschiedenheit trägt das Ihre dazu bei, dass Lichtquellen dabei kaum stören. Zudem hat die Insel die eigene Beleuchtung zu 85 Prozent auf ein zurückhaltendes und stromsparendes Warm-Weiß umgestellt. Kurdirektorin Sarah Michna kündigte weitere Schritte an: etwa die Ausbildung von Gästeführern zu „Sternenkiekern“ oder das Aufstellen besonderer Beobachtungsbänke.

Synergien von Naturpark und Tourismus an der Schlei


Platz zwei geht an die Ostseefjord Schlei-GmbH (OSF). Die Tourismusgesellschaft hat die Geschäftsführung des Naturparks Schlei mitübernommen und daraus eine Strategie aus einem Guss geschmiedet. Die zwischen Schleswig und Kappeln traditionell viel größere Personalstärke der Touristik kämen so dem Naturschutz zugute, erklärte OSF-Geschäftsführer Max Triphaus. Synergien äußern sich zum Beispiel in einem Wegweiser, der Wassersportler aus besonders sensiblen Zonen heraushalten soll oder optisch attraktiven Materialien zur Tierbestimmung auf Ausflügen.

Von Windkraft bis Schlemmen: Themenradtouren hinterm Deich

Auf Rang drei platziert hat sich ein Anbieter von Themen-Radtouren mit E-Bikes aus Klixbüll. Der hohe Norden Nordfrieslands werde „oft eher als Durchfahrtsation zu den Inseln wahrgenommen“, sagte ADAC-Vorsitzender Gerhard Hillebrand. Zu Unrecht, wie „Radtouren Nordfriesland“ verdeutliche. Innerhalb von nur drei Monaten seit Betriebsbeginn haben dessen Kunden über 70 000 Kilometer erradelt. Eine davon ist der Besichtigung von Windkraftanlagen gewidmet. Mit Abstand am beliebtesten ist laut Inhaberin Birte Lachenmann die „Schlemmertour“. Dabei geht es zu Erzeugern regionaler Spezialitäten. „Da werden dann mehr Kalorien als Kilometer produziert“, sagt Lachenmann.


Urlaub auf dem Bauernhof und Tiny Houses

Ebenfalls nominiert, aber nicht prämiert wurden zwei weitere Bewerber: „Bauer Martin“ hat mit seinem „Ferienhof Bendfeld“ nahe Grömitz eine Luxus-Varianate von Urlaub auf dem Bauernhof erfunden. Solarenergie und ein Blockheizkraftwerk sorgen für eine grüne Komponente. Und das Elmshorner Unternehmen Green Tiny Houses bietet – allerdings überwiegend in Niedersachsen – CO2-neutrale Übernachtungen in ressourcensparend errichteten Unterkünften an.


„Die Gäste wollen nicht nur das erleben, was sie die letzten 20 Jahre erlebt haben“, warb die Chefin der Tourismusagentur Schleswig-Holstein, Bettina Bunge, für Innovationen im Tourismus. Alle Nominierten könnten anderen darin ein Vorbild sein. Die „monopol-artige“ Marktsituation durch Corona „darf uns nicht stillstehen lassen“. Denn „sobald andere Ziele wieder zugänglicher werden, wird der Kampf um die Gäste erwachen“, so Catrin Homp, die Geschäftsführerin des landesweiten Tourismusverbands.

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