Schock statt Schuss

Neue Waffe: Polizei in Schleswig-Holstein beginnt Pilotprojekt mit Tasern

Neue Waffe: Polizei in Schleswig-Holstein beginnt Pilotprojekt mit Tasern

Polizei in SH beginnt Pilotprojekt mit Tasern

SHZ
Kiel
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Projektleiter Martin Frenzel zeigt den Taser. Er ist in grellem Gelb gehalten, womit er schnell sichtbar ist, wenn er gezogen wird. Foto: Eckard Gehm/shz.de

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Sie sollen Angreifer stoppen, ohne sie schwer zu verletzen: Taser. Jetzt startet Schleswig-Holstein einen einjährigen Test mit den Elektroschockern, hat für 225.000 Euro 35 Geräte angeschafft.

„Taser sind eine gute Vorstufe zur scharfen Waffe“, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) im Kieler Einsatztrainingszentrum, wo Polizisten am Montag die Einsatzmöglichkeiten der Geräte der Firma Axon (Modell Taser 7) vorführten. Die Auseinandersetzungen im Einsatz verschärften sich deutlich, sagte die Ministerin. Daher sei es wichtig, dass Polizisten neben der Schusswaffe weitere Möglichkeiten hätten.

Ein Stromimpuls mit 50.000 Volt dauert fünf Sekunden

Taser verschießen Widerhaken an Drähten, durch die dann Stromimpulse mit bis zu 50.000 Volt fließen. „Ein Impuls dauert fünf Sekunden“, erklärte Projektleiter Martin Frenzel. Der Strom führe zu einer Muskelkontraktion, die bewegungsunfähig mache. „So können auch Personen außer Gefecht gesetzt werden, deren Schmerzempfinden durch Alkohol oder Drogen eingeschränkt ist.“

Anfang April oder Anfang Mai soll das Pilotprojekt beginnen, wie der leitende Polizeidirektor Ralph Garschke sagte. Ausgerüstet werden sollen Beamte der Spezialkräfte in Kiel sowie Reviere in Ahrensburg und Neumünster. Die Geräte sind in grellem Gelb gehalten, damit sie deutlich zu erkennen sind. Zu Abschreckung können die Beamten wie bei einem normalen Elektroschocker einen Lichtbogen erzeugen, hilft das nicht, können zwei Mal hintereinander Widerhaken verschossen werden. Wie ein Einsatztrainer erklärte, werde nicht auf Flüchtende geschossen, die da diese zu Boden stürzen würden. Auch bei sichtlich Erkrankten sowie Schwangeren und Kindern wird der Taser nicht genutzt.

GdP: „Taser schließt Lücke zwischen Pfefferspray und Schusswaffe“

Die Gewerkschaft der Polizei begrüßt den Probelauf. „Das Distanz-Elektro-Impulsgerät ist geeignet, die Lücke zwischen dem Einsatz des Pfeffersprays und der Schusswaffe zu schließen“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende Sven Neumann.

Mit der Novellierung des Landesverwaltungsgesetzes im Februar 2021 hatte die Landesregierung einen Probelauf beschlossen, Schleswig-Holstein ist das letzte Bundesland, das die Polizei mit Tasern ausstattet.

Es gab Todesfälle nach Schüssen mit Tasern

Nach Schüssen mit Tasern hat es bereits Todesfälle gegeben, etwa im Oktober 2021 in Garbsen (Niedersachsen). Der Stromstoß soll aber laut Staatsanwaltschaft nicht ursächlich für den Tod des Mannes (39) gewesen sein. Bremen hat die Taser nach einer Testphase als flächendeckendes Einsatzmittel abgelehnt.

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