Schulträger ordern 665 Stück

Das meiste Geld für Luftfilter in Klassenräumen in SH bleibt liegen

Das meiste Geld für Luftfilter in Klassenräumen in SH bleibt liegen

Das meiste Geld für Luftfilter bleibt liegen

SHZ
Kiel
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Von ihrer Wirksamkeit gegen Infektionen umstritten: Luftfilter in Klassenzimmern. Foto: Jörn Martens/shz.de

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Städte und Gemeinden haben für ihre Schulen so wenige Geräte bestellt, dass 80 Prozent der für Schleswig-Holstein bereitgestellten Fördermittel zu verfallen drohen. Am Sonnabend hat die Auslieferung begonnen.

Am Freitag hat die Auslieferung der ersten 58 Luftfilter an Schulen in Schleswig-Holstein begonnen: Die von manchen lang erwarteten mobilen Geräte aus einem Sonderprogramm von Bund, Ländern und Kommunen nehmen Gestalt an. Jedoch bleibt die Anzahl deutlich hinter den Erwartungen zurück. Lediglich 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel haben die Schulträger, die Städte und Gemeinden, abgerufen. Das teilte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) mit.

Nur 2,18 von 15 Millionen Euro werden abgerufen

Veranschlagt waren für Schleswig-Holstein eigentlich 15 Millionen Euro. Über eine landesweite Sammelbestellung geordert haben die Kommunen aber nur Luftfilter für 2,18 Millionen Euro. Das macht 665 Geräte. Mindestens 200 sollen nach den 58 von gestern in der nächsten Woche ausgeliefert werden, heißt es aus dem Bildungsministerium. Die ersten bedachten Schulen liegen im Kreis Plön.

Und schon die Ausgangsbasis galt als Schmalspur

Schon das Budget von 15 Millionen Euro war von Lehrkräften und Eltern als deutlich zu gering kritisiert worden. Denn geknüpft war das Geld von vornherein an strenge Kriterien. Nur Räume, in denen die Fenster nicht weit zum Lüften zu öffnen sind, kamen in Frage. Und nur solche, in denen Kinder unter zwölf Jahren unterrichtet werden, weil sie nicht geimpft sind.

Nach einer ersten Bedarfsanalyse im Spätsommer hatten Städte und Gemeinden aber zumindest rund 1500 Schulräume als förderfähig für das Luftfilter-Programm eingestuft.

Das Bildungsministerium erklärt die neue Lage so: Obwohl damals eindeutig so kommuniziert, hätten viele Schulen ihre Bedarfe doch unabhängig von den strengen Anforderungen des Förderprogramms an die Raumkategorie beziffert.


Jörg Bülow, Geschäftsführer des Gemeindetags, geht von zwei weiteren Ursachen aus. Für ihn deutet der geringe Mittelabfluss zum einen darauf hin, „dass wir mit der Sammelbestellung niedrigere Stückpreise durchsetzen konnten als ursprünglich veranschlagt“. Zum anderen hätten die Kommunen beim eigentlichen Bestellvorgang nochmal „genauer hingeschaut“ als bei der noch unverbindlichen Bedarfsabfrage: „Da ist dem ein oder anderen der kommunale Eigenanteil pro Gerät vielleicht bewusster geworden“.

25 Prozent der Kosten müssen Stadt oder Gemeinde selbst aufbringen. Zudem gibt es in den kommunalen Reihen laut Bülow auch „eine starke Meinung, dass diese Filter Unsinn sind“. Alle Experten und die Landesregierung gingen davon aus, dass die Geräte weder regelmäßiges Lüften noch Masketragen überflüssig machen.


Der Vorsitzende des Landeselternbeirats für Grundschulen, Volker Nötzold, kann „das Argument nachvollziehen, dass die Luftfilter eine Scheinsicherheit vorgaukeln können. Wenn dadurch das Lüften vergessen wird, kann es unterm Strich schlechter sein“. Dennoch kritisiert er das Verhalten einiger Kommunen, von dem ihm örtliche Elternvertreter berichtet hätten: „Teils wurde bei der Entscheidungsfindung mit Verzögerungen getrickst, um die Bestellfrist auszusitzen“, resümiert Nötzold. „Offenbar, um unangenehme Auseinandersetzungen um dieses Thema zu vermeiden.“

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