Energie aus Sonne

Investoren-Interesse an Solarparks in SH auf Allzeithoch

Investoren-Interesse an Solarparks in SH auf Allzeithoch

Investoren-Interesse an Solarparks in SH auf Allzeithoch

SHZ
Kiel
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Auch wenn die Windkraft die Nummer eins bleiben wird, so zeigen sich Experten sicher, dass die Photovoltaik in andere Dimensionen vorstoßen wird. Foto: Stephan Rudolph-Kramer/shz.de

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Erhöhte politische Ambitionen beim Kampf gegen den Klimawandel, verbilligte Herstellungskosten und das niedrige Zinsniveau: Vor allem das sind die Zutaten für den signifikanten Boom der Photovoltaik.

Noch ist die Energiegewinnung aus Sonne in Schleswig-Holstein im Vergleich zur Windkraft ein ganz zartes Pflänzchen: Von allen Erneuerbaren Energien trägt sie nur gut fünf Prozent zur Stromgewinnung bei. Selbst Biogas ist mit elf Prozent doppelt so stark; der ganze große Rest sind Rotoren. Auch wenn die Windkraft die Nummer eins bleiben wird, so zeigen sich Experten sicher, dass die Photovoltaik in andere Dimensionen vorstoßen wird.

Warum Photovoltaik wirtschaftlich interessanter wird

„Durch technische Weiterentwicklungen der PV-Module sind die Kosten deutlich gesunken“, sagt Fabian Faller, Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien. Neben lokalen und regionalen Akteuren seien deshalb auch nationale und internationale Investoren an der Umsetzung von Projekten in Schleswig-Holstein interessiert.

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Nicht zuletzt das niedrige Zinsniveau trage dazu bei, „dass zukunftsträchtige Investitionsprojekte im Bereich der Nachhaltigkeit große Aufmerksamkeit auf sich ziehen.“ Landwirte zwischen Nord- und Ostsee erleben das derzeit, indem sie aus diesem Kreis attraktive Pachtangebote für Flächen erhalten.

Branchenverband will fünfmal mehr Leistung in der Fläche als auf Dächern

15 Gigawatt installierte PV-Leistung bis zum Jahr 2030 fordert der Landesverband Erneuerbare Energien, davon drei auf Dächern und zwölf auf Freiflächen. Aktuell sind es gerade mal 0,67 Gigawatt. Gleichmäßig auf die acht Jahre bis dahin umgelegt, bedeuteten die Verbandsziele 1,4 Gigawatt auf Freiflächen pro Jahr. Macht grob geschätzt jährlich 1400 Hektar Flächenbedarf. Denn Fallers Verband rechnet in etwa mit einem Hektar pro Megawatt.

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Planerischer Rahmen durch das Land vermisst

Faller verweist auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom März, das die öffentliche Hand zu stärkeren Anstrengungen beim Klimaschutz mit Blick auf die jüngere Generation verpflichtet. Die Landesregierung sieht er in der Pflicht, diesen Faden stärker aufzunehmen. Das Land müsse „einen planerischen Rahmen schaffen, der die Ausbaudynamik zielgerichtet nutzt“. Die kommunalen Planungsträger benötigten aus Kiel „einen konkreten Handlungsleitfaden mit dem Ziel, den Ausbau anzuregen.“

Landesregierung hat keine festen Mengenvorstellungen

Die Landesregierung hat keine festen Vorstellungen, welche Mengenzuwächse für Photovoltaik sie möchte. Ein Sprecher von Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) bekräftigt: Das Land habe nur ein Ausbauziel für die gesamte Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien formuliert, nicht aber die Beiträge einzelner Technologien dazu ausgewiesen.

Im jüngsten Monitoringbericht des Ministeriums vom Juni findet sich nur die unverbindliche Aussage für 2030: „Die Stromerzeugung könnte auf vier bis fünf Terrawattstunden ausgebaut werden." Das entspräche vier bis fünf Gigawatt. Derzeit lässt Albrechts Ressort noch an den Endzügen eines Gutachtens feilen, das die Potenziale eines Photovoltaik-Ausbaus beziffern soll.

So lassen sich Eingriffe in die Natur minimieren

Ebenfalls werde es gemeinsam mit der Landesplanung im Innenministerium einen Erlass geben, der

Eingriffe in den Naturhaushalt durch Solarparks minimieren solle. Das Energiewendeministerium nennt beispielhaft: Die Durchgängigkeit für Kleintiere lasse sich erhöhen, wenn die Einzäunung nicht bis auf den Boden reicht. Zwischen den Anlagen sollten Bereiche offengehalten werden, um auch größeren Wildtieren eine Querung zu ermöglichen. Schutzmaßnahmen innerhalb der Anlagen könnten die Artenvielfalt fördern. Es sei möglich, die Wahrnehmbarkeit der Anlagen durch „Eingrünungen“ zu verringern.

Faller verweist auf Forschungsinstitute, die daran arbeiteten, dass sich Solaranlagen farblich an ihre Umgebung anpassen können. Grundsätzlich ließen sich Knicklandschaften, Bäume oder Hecken bei der Planung von Photovoltaik-Freiflächen berücksichtigen. Insekten, Reptilien und Brutvögel fühlten sich in Solarparks wohl, wenn das Grünland in den Zwischenräumen entsprechend gepflegt wird. „Denn“, so Faller, „Düngemittel und Pestizide kommen hier nicht zum Einsatz.“


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