Mittelalter

Historischer Fund im Danewerk: Archäologen-Team entdeckt Häuser

Historischer Fund im Danewerk: Archäologen-Team entdeckt Häuser

Fund im Danewerk: Archäologen-Team entdeckt Häuser

Joachim Pohl/shz.de
Dannewerk
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Grabungsarbeiter Barne Christiansen dokumentiert die Steinfunde zusätzlich in einer genauen Zeichnung. Foto: Michael Staudt/shz.de

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Das derzeitige Regenwetter macht den Archäologinnen und Archäologen sehr zu schaffen. Die Wassermassen könnten die spärlichen Spuren schnell wegspülen oder verwaschen. Ein Besuch vor Ort.

„Das ist ein großer Schritt in der Erzählung vom Danewerk“, so fasst Lars-Erik Bethge, Leiter des Danevirke-Museums, die Bedeutung eines Fundes zusammen, den das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) jetzt der Öffentlichkeit vorstellte. In unmittelbarer Nähe des Tors im Danewerk, das vor gut zehn Jahren entdeckt und nachgewiesen wurde, standen früher zwei Häuser, deren Spuren jetzt gefunden wurden.

Für den Laien sind diese Spuren kaum erkennbar. Doch das geübte Auge des grabenden Archäologen-Teams sieht es sofort: Das sind frühere Pfahlgruben, also Vertiefungen im Boden, in denen die Pfähle eines Hauses gestanden haben. Zu erkennen sind diese Pfahlgruben an Verfärbungen im Boden, an deren Form und an bestimmten Mustern im Bodenprofil.

Auch wurden Steinansammlungen gefunden, mit denen die Pfahlgruben vermutlich später verfüllt wurden. Zudem lassen die Anzahl und die Anordnung der Pfahlgruben, am besten zu erkennen aus der Luft, keinen anderen Schluss zu: Hier standen Häuser. Die ArchArchäologinnen und Archäologen datieren sie auf das späte 12. oder frühe 13. Jahrhundert.

Die aktuellen Wetterbedingungen erschweren die Arbeit des Archäologen-Teams. Foto: Michael Staudt/shz.de

Unter einer Überdachung sitzt der Grabungsarbeiter Barne Christiansen und zeichnet das Profil der früheren Pfahlgruben auf Millimeterpapier. Das derzeitige Regenwetter macht den Archäologinnen und Archäologen sehr zu schaffen. Die Wassermassen könnten die spärlichen Spuren schnell wegspülen oder verwaschen. Deshalb ist die Fundstelle des größeren der beiden Häuser auch großflächig mit Planen abgedeckt.

Anlass für die Grabungen an der Kreuzung Ochsenweg/Hauptstraße in Dannewerk ist der geplante Bau eines größeren Parkplatzes gegenüber des künftigen Danevirke-Museums, das 2025 eröffnet werden soll. Bevor der Parkplatz angelegt wird, schauen die Archäologinnen und Archäologen nach, was sich im Untergrund befindet. Schließlich ist der Bereich Danewerk-Rothenkrug ein „archäologischer Hotspot“, wie es Astrid Tummuscheit, die die Ausgrabungen für das Archäologische Landesamt leitet, ausdrückt.

Und die Voruntersuchungen waren „sehr erfolgreich“, so die Archäologin. Daraufhin habe ihr Team den Boden weiter geöffnet und dabei zwei Hausgrundrisse gefunden. Da sich die Pfostengruben nur an den Außenwänden und nicht im Innenraum finden, könne man davon ausgehen, dass es sich um Häuser handele.

„Sowohl die Bauart der Häuser als auch Keramikfunde bestätigen, dass diese Gebäude im 12./13. Jahrhundert errichtet wurden“, bekräftigt Astrid Tummuscheit. „Sie stammen damit aus der Epoche des Hochmittelalters, in der am Danewerk die gigantische Backsteinmauer des dänischen Königs Waldemar I. errichtet und von seinen Nachfolgern genutzt wurde.“

Noch nie wurden Gebäude gefunden

Obwohl das Danewerk seit fast 200 Jahren archäologisch erforscht werde, sei es vorher noch nie gelungen, Gebäude zu finden, die mit dem Danewerk in direktem Zusammenhang stehen. „Die nun gefundenen dürften mit dem wichtigen Kreuzungspunkt von Danewerk und Ochsenweg und damit auch der legendären Toröffnung in der Anlage in Verbindung stehen. Deshalb freuen wir uns natürlich enorm über diesen Fund“, erklärt die verantwortliche Archäologin vom ALSH.

Bei einem der Häuser befinden sich die Spuren großer Pfahlgruben in direkter Nachbarschaft zu kleineren. Erklärung der Archäologinnen und Archäologen: Das Haus ist irgendwann erneuert, vergrößert oder stabilisiert worden. Es habe vermutlich für eine längere Zeit dort gestanden. 

Grenzgeschehen am Danewerk

Tummuscheit und Bethge gehen davon aus, dass es damals in diesem Bereich ein gewisses „Grenzgeschehen“ gegeben hat. Die Häuser könnten eine Art Zollstelle, aber auch ein Gasthaus oder eine Schmiede beherbergt haben. Tummuscheit spricht von einer „Servicestation“ für Händler und Reisende. Unter Umständen würden in den verbleibenden zwei Wochen weitere Funde noch zusätzliche Erkenntnisse in der Frage der Nutzung bringen.

Die Gegend am Ortsrand der heutigen Gemeinde Dannewerk war im 12. und 13. Jahrhundert eine Art Verkehrsknotenpunkt. Der Ochsenweg durchquerte hier das Danewerk durch das Tor in Nord-Süd-Richtung. Zusätzlich gab es hier eine Ost-West-Route von Schleswig nach Hollingstedt. Die Archäologinnen und Archäologen gehen davon aus, dass die aktuellen Funde auch eine Bedeutung für die Entwicklung Schleswigs hatten.

Keine dauerhafte Präsentation

Es ist nicht geplant, die Fundstellen dauerhaft der Öffentlichkeit zu präsentieren. Nach Abschluss der Grabungen im wenigen Wochen gehen die Bauarbeiten für den Parkplatz weiter. Die Funde werden jedoch dokumentiert und werden in irgendeiner Form dann auch Eingang in die neue Ausstellung im Danevirke-Museum finden, so Bethge. Und er schaut ein wenig in die Zukunft. Man könne jetzt tatsächlich auch so ein Haus rekonstruieren. Vorbilder dafür gibt es nicht zuletzt in Dänemark. 

Das Danevirke Museum bietet interessierten Menschen an, am kommenden Wochenende (5. und 6. August) im Rahmen der Veranstaltung „Pfeil & Bogen“ um 11.30 Uhr mit dem Museumsleiter Lars Erik Bethge einen Blick auf die Ausgrabungsflächen zu werfen.

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