Kurswechsel

Fast alle Corona-Regeln in Dänemark vor der Aufhebung

Fast alle Corona-Regeln in Dänemark vor der Aufhebung

Fast alle Corona-Regeln in Dänemark vor der Aufhebung

SHZ
Kopenhagen
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In Kopenhagen kehrt offenbar in wenigen Tagen die Freiheit zurück. Foto: Francis Joseph Dean/Dean Picture via www.imago-images.de Foto: 90037

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Die Corona-Ratgeber der dänischen Regierung empfehlen trotz einer Inzidenz von 4352, fast alle Restriktionen Ende Januar aufzuheben. Sie sehen die Pandemie nicht mehr als gesellschaftskritisch an.

Etwas lockerer als die Deutschen haben die Dänen Corona schon länger gesehen – jetzt aber erreicht der etwas andere Zugang nochmal eine neue Qualität: Es wird erwartet, dass Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen an diesem Mittwoch um 18 Uhr die Aufhebung so gut wie aller Corona-Beschränkungen im Alltag ankündigen wird – trotz eines neuen Infektionsrekords am Dienstag.

Anlass der voraussichtlichen Kehrtwende sind neue Empfehlungen der staatlichen Epidemiekommission. Das Expertengremium berät Parlament und Regierung kontinuierlich beim Navigieren durch die Pandemie. Bisher ist eine Mehrheit im Folketing dem Kurs der Kommission stets gefolgt. Für Mittwochnachmittag ist die nächste Sitzung der Berater mit dem Corona-Ausschuss des Parlamentes angesetzt.

Gastronomie, Einkaufen, Schule wieder ohne Maske

Dass sich die Runde in dieser Woche mit einer aktuellen Lagebeurteilung zu Wort melden würden, war klar. Der Inhalt der Tischvorlage dürfte viele überrascht haben. Ob die Fernsehsender DR und TV2 oder Zeitungen wie Politiken oder Jyllands-Posten: An die landesweiten dänischen Medien ist durchgesickert, dass die Epidemiekommission die Einstufung von Corona als gesellschaftskritische Krankheit zum 31. Januar beenden will. Mit dem selben Tag, so der Rat weiter, sollten alle Restriktionen auslaufen, die mit diesem Status verknüpft sind. Das würde das Ende bedeuten zum Beispiel für eine Maskenpflicht in Innengastronomie und Einzelhandel, Kinos und Museen, Schulen und Universitäten. 2G-Plus würde etwa in Museen, Freizeitparks oder Theatern auch nicht mehr verlangt. Alkoholausschank nach 22 Uhr soll dem Vernehmen nach wieder erlaubt werden. Veranstaltungen wären nicht mehr auf 500 Personen begrenzt. Selbst die Schließung von Diskotheken steht offenbar zur Disposition.

Niedrige Klinik-Auslastung trotz einer Inzidenz von 4352

Das Fachleute-Gremium begründet seine Marschrichtung damit, dass sich die hohen Infektionszahlen nicht in einer starken Inanspruchnahme der Krankenhäuser ablesen lassen. In Dänemark tritt ausschließlich die Omikron-Variante auf. Das allerdings kräftig: 46 590 Neuinfektionen wurden am Dienstag registriert, der bisherige Höchstwert für einen Tag. 22,8 Prozent aller Coronatests fallen positiv aus, mehr als je zuvor. Nur 918 Patienten sind wegen Corona in einer Klinik. 1,48 Millionen Einwohner des knapp Sechs-Millionen-Volks haben Corona oder es gehabt. Die Inzidenz beträgt landesweit 4352. Die grenznahen Kommunen liegen bei 3609 (Sonderburg), 3753 (Apenrade) und 3490 (Tondern). 80,6 Prozent der dänischen Bevölkerung sind zwei-, 60 Prozent dreifach geimpft.

Quarantäne schon auf vier Tage verkürzt

Auch in den vergangenen Tagen hatte es schon kleinere Lockerungen gegeben. So wurde die Quarantänepflicht, auch für Schüler, auf vier Tage begrenzt, wenn man keine oder nur leichte Symptome hat.

2Gplus zumindest weiter bei Großveranstaltungen

Bei allem Optimismus drängt die Epidemiekommission aber auch darauf, Hochbetagte und andere sensible Gruppen weiter zu schützen, etwa mit Maskenpflicht und 2G-Plus-Regeln in Krankenhäusern und Altenheimen.

Auch bei Großveranstaltungen unterstreicht das Gremium den weiteren Sinn von 2G-Plus.

Bei dänischen Infektionsmedizinern außerhalb der Epidemiekommission wird der liberale Kurs uneinheitlich bewertet. Ein Arzt der Süddänischen Universität in Odense etwa hält laut der Zeitung Jyllands-Posten so weitgehende Lockerungen vor einem Abflachen der Infektionskurve für verfrüht. Berlingske Tidende hingegen zitierte einen Kollegen mit der Einschätzung, auf mittlere Sicht könne man die Pandemie mit dem neue Kurs schneller hinter sich lassen.

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