Umweltzerstörung in Kiel

Eröffnung von Möbel Höffner: Das sagen Politik und Umweltschützer

Eröffnung von Möbel Höffner: Das sagen Politik und Umweltschützer

Möbel Höffner: Das sagen Politik und Umweltschützer

SHZ
Kiel
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Zur Eröffnung von Möbel Höffner bleiben viele Fragen offen. Foto: Michael Kierstein/ shz

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Am Donnerstag hat das Möbelhaus in Kiel eröffnet. Während das Gebäude fertig ist, ist auf den zerstörten Ausgleichsflächen noch kaum etwas passiert.

Mit Ballons, Kran und Geklatsche wurde am Donnerstag das neue Möbelhaus von Höffner am Kieler Westring eröffnet. Auf 40.000 Quadratmetern werden Möbel ausgestellt. 280 neue Arbeitsplätze werden geschaffen, 80 davon für Langzeitarbeitslose. Was erst einmal klingt wie eine Erfolgsgeschichte entpuppt sich beim Blick hinter das Gebäude als Farce.

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Vor einem Jahr wurden Ausgleichsflächen für den riesigen Bau zerstört. In Mitleidenschaft gezogen wurden 6,3 Hektar Fläche, die das Unternehmen wiederherstellen muss. Bisher passiert ist wenig. Trotz aller Kritik, die innerhalb der Stadt brodelt: Am Eröffnungstag waren schon vor der Eröffnung über 100 Leute vor dem Möbelhaus und warteten auf Einlass.

Gutachten offenbart Ausmaße

50 große Laub-, Obst- und Nadelbäume sind weg. In großem Umfang wurden Kleingehölze, Obststräucher und Stauden beseitigt. Auch etwa 885 Meter Hecke wurden plattgewalzt. Durch die Arbeiten, die mit schwerem Gerät durchgeführt wurden, gab es erhebliche Bodenverdichtungen und Flurschäden: Das geht aus einem Gutachten der Stadt Kiel hervor.

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Das Unternehmen entschuldigte sich und sprach von Fehlern. Die ökologische Baubegleitung habe versagt. Und tatsächlich: Seit Bekanntwerden der massiven Schäden wurde nicht weiter in die Natur eingegriffen. Doch wiederhergestellt wurde auch noch nichts.

Ausgleich außerhalb der Stadt

Noch immer sind die Flächen hinter dem Möbelhaus in einem schlechten Zustand. Laut BUND laufe derzeit die Ausschreibung zur Beauftragung von Firmen, die diese Flächen durch Neuanpflanzungen von Gehölzen, Bäumen und der Anlage von Stauden - und Wiesenbereichen wieder aufwerten sollen. Eigentlich wäre seit Anfang Oktober der richtige Zeitpunkt entsprechende Aufgaben durchzuführen, kritisieren die Naturschützer.


„Statt von einer Ökostiftung zu reden, sollte Kurt Krieger schleunigst seine Hausaufgaben vor Ort machen“, so Ulrike Hunold von der BUND-Kreisgruppe Kiel.

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„Auf den Maßnahmenflächen ist außer Zerstörung bisher nichts passiert. Zudem ist es eine Schande, dass eine Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde seit Anfang des Jahres kontinuierlich dafür abgestellt werden muss, auf der Baustelle selbst für die Einhaltung der Festlegungen des Bebauungsplans zu sorgen“, kritisiert sie.

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Da sich das Unternehmen zudem dagegen sperre, Ausgleichsflächen umzuwidmen, um hier Aufforstungen möglich zu machen, wird nun außerhalb der Stadt gesucht. Als Ausgleich für die Zerstörung in Kiel wird nun in Krummwisch südlich des Nord-Ostsee-Kanals aufgeforstet. Auch in Hummelfeld im Kreis Rendsburg-Eckernförde sollen Ausgleiche stattfinden.

Kein Anwohnerparken

Eine Idee aus der Kieler Kommunalpolitik kam in den letzten Wochen auf: Die großen Parkflächen vor dem Möbelhaus könnten nachts von Anwohnern genutzt werden. Doch das wurde abgelehnt, da Vandalismus befürchtet wurde.

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AM Donnerstag-Nachmittag tagt in Kiel die Ratsversammlung. Im Vorfeld hatte sich bereits die Linke aus dem rat zu Wort gemeldet.

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„Dass der Krieger Konzern seinen neuen Baumarkt jetzt feierlich eröffnen kann, während noch nicht einmal angefangen worden ist, die im Auftrag des Konzerns vor einem Jahr zerstörten Ausgleichsflächen wiederherzustellen, sendet das deutliche Signal, dass große Unternehmen in Kiel alle Auflagen zum Schutz von Umwelt und Einwohner missachten können, ohne irgendwelche echten Konsequenzen befürchten zu müssen!“, zeigt sich der Fraktionsvorsitzende Ratsherr Stefan Rudau empört. Er kritisiert, dass die Umweltarbeiten sich immer weiter verzögern, der Markt an sich aber fristgerecht fertiggestellt werden konnte.

Flächenverkauf an die Stadt

Zudem wurde bekannt, dass der Konzern die zerstörten Flächen an die Stadt zurückverkaufen wollte. Grundsätzlich ist dies auch möglich. Die Landeshauptstadt lehnte jedoch mit Verweis auf den schlechten Zustand der Flächen ab. Erst müssten diese in Ordnung gebracht werden.

Eine Demonstration hat es am Eröffnungstag nicht gegeben. Am Samstag zwischen 12 und 15 Uhr will ein Bündnis allerdings unter dem Motto „Nicht mein Höffi“ vor dem Markt demonstrieren. Geplant ist eine Kundgebung, Workshops und ein Flohmarkt. Zudem sind Interessierte aufgerufen, Topfpflanzen mitzubringen. Diese sollen dann als „schönste Ausgleichsfläche“ prämiert werden.

Um 16 Uhr tagt in Kiel die Ratsversammlung. Dieser Text wird anschließend aktualisiert

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