Fussball

Abschied mit Wehmut und Stolz

Abschied mit Wehmut und Stolz

Abschied mit Wehmut und Stolz

Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Glen Riddersholm kam im Januar 2019 zu SønderjyskE. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Abgeklärt, keineswegs bitter und ohne Wut hat Glen Riddersholm seine Entlassung als Cheftrainer von SønderjyskE aufgenommen. Der 49-Jährige hat das eigene Aus seit einigen Wochen kommen sehen.

Zwei Tage nach dem letzten Saisonspiel hat Fußball-Superligist SønderjyskE die Reißleine gezogen und sich mit sofortiger Wirkung von seinem Cheftrainer Glen Riddersholm getrennt. Der 49-Jährige war im Januar 2019 zu den Hellblauen gekommen und besitzt noch einen bis zum Sommer 2022 laufenden Vertrag.

„Das ist ein Abschied mit Wehmut und auch mit Stolz. Wir haben ein Fundament geschaffen, wo es einfach wird, die Nachfolge anzutreten. Ich bin nicht bitter und auch nicht wütend. Das ist das latente Risiko in dieser Branche, und das ist das gute Recht eines Arbeitgebers, diese Entscheidung zu treffen. Nach dem Abgang von Haysen bin ich nicht überrascht, dass es auch den Cheftrainer trifft. Ich kenne die Mechanismen in diesem Geschäft“, sagt Glen Riddersholm zum „Nordschleswiger“.

„Ich bin traurig, dass ich die Jungs verlassen muss. Das ist aber nicht mehr das SønderjyskE, das ich anfangs kennen gelernt habe, von dem ich jetzt Abschied nehme. Ich freue mich über die Zeit, die ich hier hatte. Ich habe alles getan, was ich konnte, bin hierher gezogen, habe mich integriert und mehr Stunden in die Arbeit investiert als viele andere es tun würden. Ich ärgere mich, dass ich die Reise nicht mehr mitmachen darf, denn ich hatte mich darauf gefreut, dass wir die nächsten Schritte machen konnten. Wir hatten in vielen Bereichen zugelegt, damit wir die nächsten Schritte machen können. Wir haben einige Finals nicht gemeistert, daraus aber wertvolle Erfahrungen gezogen, die manchmal nötig sind, um die nächsten Schritte machen zu können“, meint der 49-Jährige: „SønderjyskE ist in vielerlei Hinsicht anders. Es ist einzigartig, dass ich mich lange Zeit keine Entlassungsgefahr gespürt habe. Ich habe nie einen unnatürlichen Druck verspürt. Das ist eine Stärke, die zu Erfolgen führt, wenn einem der Wind ins Gesicht steht.“

Glen Riddersholm hatte auch nach Saisonende das Gefühl, seinen Spielerkader hinter sich zu haben. Foto: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix

Die Dinge haben sich aber nach der Übernahme der Platek-Familie im vergangenen Herbst geändert.

„In den vergangenen vier bis sechs Wochen hatte ich das Gefühl, dass es in die Richtung einer Entscheidung gehen könnte, wie sie heute getroffen wurde“, sagt Glen Riddersholm, der aber nicht nachtreten und auf dieses Thema nicht weiter eingehen will.

Der entlassene SønderjyskE-Trainer bedankt sich für die Zusammenarbeit mit dem Vorstandsvorsitzenden Gynther Kohls, dem Direktor Klaus Rasmussen und auch mit dem ehemaligen Sportchef Hans Jørgen Haysen. Nur die Unterstützung aus den USA habe seiner Ansicht nach gefehlt.

„Ja, ich habe das Gefühl, dass ich weiterhin die Unterstützung des Spielerkaders hatte“, antwortetet Riddersholm auf die entsprechende Frage: „Es ist klar, dass man als Trainer mit einem größeren Kader auch eine größere Zahl von unzufriedenen Spielern umgehen muss. Dass da auch mal einer ist, der sich auf die Füße getreten fühlt, das ist so, wenn man ein Topklub sein will. Wenn ich das Vertrauen vom Spielerkader nicht gehabt hätte, wäre es nicht möglich gewesen, in dem Sturm zu navigieren, in dem wir uns befunden haben.“

Der scheidende Trainer räumt allerdings ein, auch in den vergangenen Monaten Fehler gemacht zu haben, wo es bei SønderjyskE in den Kulissen viele Störfaktoren gab.

„Ich bin nicht immer die beste Version meiner selbst gewesen. Das ist manchmal so, wenn man so viele Aufgaben hat, um die man sich kümmern muss. Da habe ich nicht immer meine eigene persönliche Messlatte erreicht und auch Fehler gemacht, die ich unter normalen Umständen nicht gemacht hätte“, so Riddersholm, ohne näher darauf einzugehen, welche Fehler gemacht worden sind.

„Ich werde jetzt erst einmal Urlaub machen, und dann wird man mich irgendwann, irgendwo wieder in einem Trainerjob sehen. Mit dem Fußball bin ich nicht fertig“, sagt der 49-Jährige.

Mehr lesen