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Neue Mitarbeitende bei Saab Danmark kommen aus aller Welt

Neue Mitarbeitende bei Saab Danmark kommen aus aller Welt

Neue Mitarbeitende bei Saab Danmark kommen aus aller Welt

Sonderburg/Sønderborg
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Neue Mitarbeitende Saab
Matti Hybenkvist, Kira Kutscher und Sarah Marie Lind sind drei der neuen Mitarbeitenden bei Saab Danmark. Foto: Gerrit Hencke

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Während Saab vielen aufgrund der Autos ein Begriff ist, setzt das Sonderburger Unternehmen heute vor allem auf Software-Lösungen für das Militär. Und das offensichtlich mit Erfolg: Gleichzeitig mit dem 40. Dienstjubiläum von John Stender hat Saab 22 neue Mitarbeitende eingestellt. „Der Nordschleswiger“ hat mit drei von ihnen gesprochen.

Vor 40 Jahren wurde John Stender als zweiter Mitarbeiter bei Saab Danmark eingestellt. Damals hieß das Unternehmen noch „Infocom Communication Systems A/S“. Seither ist der Betrieb deutlich gewachsen, und so gab es jetzt gleich zwei Mal Grund zum Feiern: Während John für sein 40-jähriges Jubiläum mit einem Empfang geehrt wurde, sind 22 neue Mitarbeitende aus sieben Nationen erst vor wenigen Tage an Bord gekommen.

Auch sie lauschten den Worten von Personalreferentin Martina Siemer, die in einer kleinen Rede von einem „großen Tag“ sprach. Stenders Wurzeln im Unternehmen ragten weit zurück. Dabei betonte sie die gesellschaftliche Bedeutung seines Schaffens. 

„Während unserer bemerkenswerten Reise war John Stender in den letzten vier Jahrzehnten ein integraler Bestandteil unseres Unternehmens und hat unschätzbare Beiträge geleistet. Seine Hingabe und sein Fachwissen haben maßgeblich zu unserer heutigen Bedeutung und unserem Erfolg beigetragen“, sagt Heino Lundgren, Geschäftsführer von Saab Danmark laut einer Pressemitteilung.

 

John Stender
John Stender und Familie während der Rezeption im neuen Hauptgebäude am Porten. Foto: Saab Danmark/Kira Kutscher

Drei der neuen Mitarbeitenden müssen ihre Wurzeln erst noch schlagen. Matti Hybenkvist, Sarah Marie Lind und Kira Kutscher haben haben in den ersten Tagen viel über das Software-Unternehmen gelernt. Saab Danmark bietet das auf die spezifischen Bedürfnisse der Kundschaft ausgerichtete Kommunikationsmittel „Tacticall“ an. Es kommt in erster Linie beim Militär zum Einsatz, wird aber auch bei Polizei oder Feuerwehr genutzt. 

Mit Hilfe der Software kann, zum Beispiel aus einem Kontrollraum auf einem Schiff heraus, über ein einziges Interface mit verschiedenen anderen Akteuren kommuniziert werden – etwa mit Helikoptern, Satelliten oder anderen Schiffen. „So eine Software-Lösung gibt es weltweit nur bei uns“, sagt Matti Hybenkvist, der gerade als Projektmanager seine neue Stelle angetreten ist.

Aus Kundus nach Sonderburg

Matti Hybenkvist
Matti Hybenkvist diente lange bei der Bundeswehr. Jetzt kümmert er sich bei Saab um internationale Projekte. Foto: Gerrit Hencke

„Es gibt so viele verschiedene Blickwinkel hier im Unternehmen, da braucht man glaube ich ein ganzes Jahr, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was hier alles passiert“, sagt Matti. Er kommt aus Magdeburg, diente lange bei der Bundeswehr, ist Major, war Kompaniechef und im Afghanistan-Einsatz. „Ich habe quasi den Abzug aus Kundus mit organisiert“, sagt der 35-Jährige. Zusätzlich studierte er Projekt-Management. Mit seiner Frau, die Dänin ist, und seinem Sohn, wohnt er nun in Tingleff (Tinglev). Sein Sohn geht dort auf die Deutsche Schule und wurde gerade erst eingeschult, wie Matti verrät.  

Warum er sich für Dänemark entschieden hat, weiß Matti genau. „Die Lebensqualität ist einfach besser. Man ist nah an der Natur, es ist nicht so überfüllt.“ Auch werde das Privatleben mehr respektiert als in Deutschland. Sonderburg sei als Region „unterschätzt“, sagt Matti. Mit Linak, Danfoss und Saab gebe es attraktive Arbeitgeber in der Region.

Für ihn selbst passte das Unternehmen perfekt zum Lebenslauf. Und so wirkt er im Gespräch auch, als wäre er schon länger als nur zwei Wochen dabei. Er freut sich auf die strategische Arbeit und darauf, Menschen mit verschiedenen Charakteren für ein gemeinsames Arbeitsziel zu begeistern.

Die Schwedin aus Minnesota   

Sarah Marie Lind
Sarah Marie Lind zog vor zwei Jahren aus den USA nach Sonderburg. Foto: Gerrit Hencke

Von seiner neuen Kollegin Sarah dachte er zunächst, sie sei Schwedin. Der Name Lind legt das auch nahe. Doch die 45-Jährige stammt aus dem US-Bundesstaat Minnesota. Die Region wurde durch schwedische Einwandernde geprägt. „Ich habe schwedische Wurzeln“, sagt die US-Amerikanerin, die technische Zeichnerin und Designerin ist und auch einen Abschluss im Business-Bereich hat. Vor zwei Jahren zog sie nach Sonderburg und arbeitet seit 2013 als Projektassistentin. Ihre vorherige Stelle wurde gestrichen, weshalb sie sich bei Saab bewarb und angenommen wurde. 

Weil sie in ihrer Heimat Minnesota ebenfalls ländlich aufgewachsen ist, macht ihr das ruhige Leben in Sonderburg nichts aus. Einen kulturellen Unterschied kann sie dennoch erkennen: „Wir sind in Amerika offener gegenüber Menschen, die wir nicht kennen und reden einfach drauf los“, sagt Sarah. Ihre Familie lebt in den USA. Das sei manchmal schwierig, sagt sie. „Ich versuche sie drei bis vier Mal im Jahr zu sehen.“

Beide fuchsen sich nun in die neue Arbeit ein. „Die erste Woche war intensiv“, sagt Matti, der bei seinem neuen Arbeitgeber nun weltweit Kunden betreut. Die Projekte seien dabei meist auf mehrere Jahre angelegt. 

Von der Fotografin zur Informatikerin

Kira Kutscher
Kira Kutscher hat ihren Traumjob gefunden. Foto: Gerrit Hencke

Ein kleiner Schritt war es für Kira Kutscher. Sie ist in der dänischen Minderheit aufgewachsen, stammt aus Steinberghaff in Angeln. Nach ihrem Abschluss an der Duborg-Skole studierte sie in Aarhus Informatik und verliebte sich in das Fach. Eigentlich wollte sie Fotojournalismus studieren, wurde aber nicht angenommen. So arbeitete Kira für vier Jahre als selbstständige Fotografin, davon zwei Jahre bei der „Flensborg Avis“.

Kulturschock in Aarhus

Die Umstellung von Südschleswig nach Dänemark war für Kira trotzdem überraschend. Während ihres Studiums in Aarhus erlebte Kira eine Art von Kulturschock, wie sie erzählt. Es gebe in der Minderheit eine „Hurra, Dänemark“-Einstellung. Doch die Kulturen in Südschleswig und in Dänemark unterscheiden sich ihrer Ansicht nach deutlich. „In der Minderheit hat man so ein Bild von Dänemark aus den 1950er-, 1960er-Jahren im Kopf“, sagt Kira. Gerade jüngere Menschen in Dänemark hätten jedoch nur Alkohol und feiern im Sinn. „Man sitzt und macht viel Smalltalk, aber es geht weniger um das richtige Verstehen“, so ihr Eindruck. 

Auf die Stelle bei Saab hatte sie dennoch „mega Bock“. „Mir haben die Nerds gefehlt, die dummen Humor und Englisch verstehen“, sagt Kira. Und so hält sie die Kamera an diesem Tag nur noch, um für ihren neuen Arbeitgeber Fotos von der Jubiläumsfeier zu machen.

Wohngemeinschaft und Pfadfinder

Privat lebt Kira nördlich von Tingleff in einer Wohngemeinschaft mit zwei Mitbewohnern. Im Haus leben außerdem ein Hund und eine Katze. Seit sie 18 Jahre alt ist, engagiert sie sich bei den Pfadfindern im Spejderkorps Sydslesvig, wo sie Pfadfinderleiterin und Vereinsvorsitzende ist. 

Kira: Informatik ist ein kreatives Handwerk

Die Begeisterung für Informatik merkt man ihr an. Nicht zuletzt, bei der Frage nach ihrem Alter. Sie sei 27, oder 33. Der Witz funktioniere allerdings nicht mehr lange, sagt sie und lacht. Wie man auf Informatik kommt?

Wie die Arbeit als Fotografin sei auch die Informatik ein kreatives Feld. Das Schöne sei, dass es für ein Problem nur eine mathematische Lösung, die man finden muss. „Es ist wie ein Handwerk. Ich habe verschiedene Werkzeuge und ein Ziel, wo ich hin will“, sagt Kira. Es sei ein wenig wie mit Lego zu bauen.

Die ersten Tage seien von sehr vielen Intro-Veranstaltungen geprägt gewesen. Etwas, das sie als Autistin viel Überwindung gekostet habe. „Es gibt hier auch andere neurodivergente Leute, mit denen ich gut auskomme“, sagt Kira. Es sei schön, dass hier für jede und jeden Platz ist. 

In ihrem neuen Job als Software-Entwicklerin muss sich Kira fortan in zigtausend Linien Computercode einarbeiten. Bei einer Intro-Challenge habe sie die Code-Basis der Software kennengelernt. „Es gibt verschieden Tools und Designprinzipien. Man muss sich das vorstellen wie Zahnräder, die richtig zusammengebaut eine ganze Maschine ergeben.“

Der militärische Hintergrund des Unternehmens ist für sie kein Problem. „Ich habe mich am Anfang schon gefragt: Will ich das und kann ich das mit meinem Gewissen vertreten?“ Sie sei da in ihrer Meinung etwas ambivalent. „Würde uns jetzt aber zum Beispiel Russland angreifen, dann kämen wir mit Pazifismus auch nicht weiter“, sagt die 27-Jährige klar.

Sensible Daten

Den Schritt nach Dänemark sollte jeder wagen, der die Möglichkeit hat, sagt Matti. „Im Kopf scheint der Schritt größer zu sein, als er in Wirklichkeit ist.“ Mehrfach im Gespräch wirbt er für Saab und die Region. Das kommt nicht von ungefähr, denn das Unternehmen schaut seit geraumer Zeit Richtung Norddeutschland, um von dort neue Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Technikerinnen und Techniker an den Sonderburger Standort zu locken.

 

Sarah Lind und Matti Hybenkvist
Sarah Lind und Matti Hybenkvist sind nach ihren ersten Wochen bei Saab Danmark angekommen. Foto: Gerrit Hencke

Kira, Sarah und Matti wirken bereits nach kurzer Zeit so, als wären sie in ihrem neuen Job angekommen. Allerdings noch nicht ganz. Weil alle drei mit sensiblen Informationen arbeiten, wurden sie vorab vom Nachrichtendienst „Forsvarets Efterretningstjeneste“ (FE) durchgecheckt. Weil die Überprüfung dauert, haben sie noch nicht überall Zugang zu Projekten oder bestimmten Abteilungen im Gebäude. So drängt auch Kira beim Foto draußen: „Ich habe noch zwei Minuten, sonst komme ich drüben ins Gebäude nicht mehr rein.“

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