Politiker im Gespräch

Europäische Spitzenpolitik am DGN

Europäische Spitzenpolitik am DGN

Europäische Spitzenpolitik am DGN

Gerret Schlaber
Apenrade/Aabenraa
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Rasmus Andresen, deutscher EU-Abgeordneter von der Partei der Grünen – auf dem Foto bei einem Besuch am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig – spricht bei der Grundgesetzfeier an der Versammlungsstätte „Urnehoved Tingsted". Foto: Karin Riggelsen

Schüler des DGN kamen am Freitag mit dem Abgeordneten des Europäischen Parlaments, Rasmus Andresen (Grüne), ins Gespräch. Dieser antwortete unter anderem auf die Frage, ob es möglich ist, als EU-Abgeordneter klimaneutral zu leben. Lehrer Gerret Schlaber hat mitgeschrieben.

Für die Schülerschaft des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig gab es am Freitag eine ganz besondere Schulstunde. Der Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Rasmus Andresen (Grüne), besuchte ihre Schule. Zunächst tauschte sich der Grünen-Politiker, der selbst aus der dänischen Minderheit in Südschleswig stammt und 2005 sein Abitur an der Duborg-Skole abgelegt hat, bei einem Schulrundgang mit einer Gruppe der Schülerbotschafter über aktuelle Themen aus dem Alltag des Minderheitenlebens aus.

Fragen an den Politiker

Anschließend stellte sich Rasmus Andresen in der Runde in der Aula den Fragen der jungen Nordschleswiger. Besonderes Interesse erregten Umweltthemen: „Ist es möglich, als Abgeordneter des Europaparlamentes einigermaßen klimaneutral zu leben?“, wollte 3g-Schülerin Stella Sina wissen.

Dies musste der Politiker verneinen, worüber auch er selbst enttäuscht sei. „Diejenigen von Euch, die kürzlich in Brüssel gewesen sind, haben ja selbst zehn Stunden mit der Bahn gebraucht“, erinnerte Rasmus Andresen an die DGN-Schüler, die wie Stella im Januar ein Praktikum in verschiedenen europäischen Büros absolviert hatten.

Je länger der Weg, desto eher Flüge

Je länger die Wege für die Abgeordneten seien, desto eher müsse leider der Flugverkehr in Anspruch genommen werden. Dabei kritisierte er zudem, dass das gesamte Parlament zu den Plenarsitzungen von Brüssel nach Straßburg umziehen muss.

Doch auch Fragen zum politischen Alltag interessierten die Schüler des DGN: „Wenn man weniger als 50 Prozent der Stimmen bekommen hat, muss man immer zu Kompromissen bereit sein“, verwies der frühere Landtagsabgeordnete auf die Meinungsvielfalt in der Demokratie, nachdem 2g-Schüler Henning Friz zu wenig Bewegung bei der Energiewende in Schleswig-Holstein trotz grüner Regierungsbeteiligung kritisiert hatte.

Foto: Karin Riggelsen

Gesetze brauchen Zeit

Rasmus Andresen wies zudem darauf hin, dass der Gesetzgebungsprozess sehr lange dauern könne. Nach noch nicht einmal einem Jahr im Parlament sei es noch zu früh, mögliche Auswirkungen des eigenen Einsatzes abzusehen“, antwortete der im Mai 2019 neu gewählte Abgeordnete auf die Frage von 1g-Schülerin Nadia Bütow nach seinen bisher wichtigsten Erfolgen.

„Wo siehst Du die größte Bedeutung der EU für unsere Region“, wollte 3g-Schülerin Bente Andersen wissen. Hier konnte Rasmus Andresen eine Vielfalt an Arbeitsfeldern aufzählen, auf welchen Europa nicht immer auf den ersten Blick sichtbar eine Rolle spielt. „Auch Programme wie INTERREG und ErasmusPlus – gerade für junge Menschen wichtig – nützen der grenzüberschhreitenden Region“, erinnerte er und sprach sein Bedauern darüber aus, dass der kommende Brexit nach der aktuellen Beschlusslage auch das Ende der Teilnahme Großbritanniens an diesen Programmen bedeuten werde.

Anne Matzka fragte, inwieweit die zunehmende soziale Ungleichheit ein Thema in der Europapolitik sei. „Darüber wird viel diskutiert, doch die Zuständigkeit liegt bei den Nationalstaaten“, kritisierte Rasmus Andresen hier wie auch in Bezug auf andere Themen, dass nationale Interessen bei vielen nach wie vor höher als gemeinsame europäische Interessen gewichtet werden.

Vielfältige Fragen

Rasmus Andresen zeigte sich erfreut, dass von den Schülern sehr vielfältige Fragen kamen. „Ich komme sehr gerne wieder und freue mich, auch nächstes Jahr, wieder jemanden von Euch zum Praktikum in meinem Büro zu haben“, versprach der EU-Parlamentarier. Anschließend besuchte er das Haus Nordschleswig für ein Arbeitsgespräch beim Bund Deutscher Nordschleswiger.

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