Kunstzentrum Augustenburg

Warum zur Documenta fahren, wenn Gegenwartskunst so nahe liegt

Warum zur Documenta fahren, wenn Gegenwartskunst so nahe liegt

Warum zur Documenta fahren, wenn Gegenwartskunst so nahe ist

Augustenburg/Augustenborg
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Anthon Maxus Christophersen hat in Augustenburg eine Galerie mit Gegenwartskunst eröffnet. Foto: Karin Riggelsen

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Er ist aus Kopenhagen nach Augustenburg gezogen und hat eine Kunstgalerie mit spektakulärer Gegenwartskunst eröffnet. Im Gespräch verrät Anthon Maxus Christophersen, wie es dazu kam.

„Da kann man sich die Fahrt zur Documenta glatt sparen, nachdem man hier gewesen ist“ – ein größeres Lob kann sich Galerist Anthon Maxus Christophersen kaum wünschen. Diese Rückmeldung von Gästen aus Deutschland bestärkt ihn in seinem Vorhaben, im AugustenborgProject eine Verkaufsausstellung zu etablieren.

Eine Schau, gefüllt mit Gegenwartskunst, die zum ausgiebigen Verweilen und Betrachten einlädt. Auf 750 Quadratmetern zeigt die Galerie Kunstwerke von 31 der derzeit angesagtesten Künstlerinnen und Künstler aus Dänemark und der ganzen Welt.

Im Café des Hauses kann man sich von den vielen Eindrücken erholen – oder in der hauseigenen Weinbar bei einem Glas Wein über die Kunst reden.

Von Kopenhagen nach Augustenburg

14 Jahre lang arbeitete Anthon Maxus Christophersen als Galerist, Kunstkonsulent und Kurator in Kopenhagen, zuletzt bei der Martin Asbæk Gallery.

Aktuell lebt er in Augustenburg; im Gebäude des AugustenborgProjects, wo er seine Galerie eröffnet hat – die Galerie Maxus101.

 

Nicht nur die Fotografien von Nicolai Howalt haben Sogwirkung. Diese beiden Werke zeigen einen jungen Boxer vor und nach seinem ersten Kampf. Foto: Karin Riggelsen

Die erste Ausstellung der neuen Galerie ist eröffnet und lautet: „Wie man ein gutes Leben führt, obwohl man ein schlechter Fußballspieler ist“. Ein Gedanke, der Anthon Maxus Christophersen kam – und der zum Titel der Ausstellung wurde.

Selbstverwirklichung auch außerhalb des Normalen, ein künstlerischer Zugang zum Leben – alles Themen, die sich in der Werkschau widerspiegeln.

750 Quadratmeter mit High-End-Werken

Wie kam der Galerist aus Kopenhagen dazu, in Augustenburg ein neues Kunstzentrum zu eröffnen?

„Meine Arbeit als Galerist bei der Martin Asbæk Gallery hatte ich im Februar beendet, ich wollte etwas Neues ausprobieren. Dann traf ich den Besitzer des AugustenborgProjects, wir kamen ins Gespräch, und ich schlug vor, hier eine Ausstellung zu kuratieren. Und so kam es, dass ich hier eine Fläche von 750 Quadratmetern mit Werken von High-End-Künstlern ausstatten durfte.“

Nicht nur die Fotografien von Nicolai Howalt haben Sogwirkung, und die unzähligen und weitläufigen Wände der ehemaligen Psychiatrie geben den Kunstwerken – und den Betrachtenden – genug Raum und Zeit, um die Kunst wirken zu lassen.

Galerist Anthon Maxus Christophersen spiegelt sich in einem Werk von Elina Brotherus. Foto: Karin Riggelsen
Auch die Wein-Bar des Gebäudes ist Teil der Galerie und gefüllt mit Gegenwartskunst. Im Hintergrund zu sehen ist das Großformat von Fotograf Martin Liebscher. Foto: Karin Riggelsen

Von Gourmetkoch Paul Cunningham liegen Skizzen, Zeichnungen und Küchenutensilien zu einem Gesamtkunstwerk drapiert in einem Glastisch. Vom deutschen Fotografen Martin Liebscher hängen metergroße „Wimmel“-Werke an den Wand.

Die Werke sind Leihgaben verschiedener Galerien und von Künstlerinnen und Künstlern, für die der 47-Jährige als Kunstkonsulent arbeitet.

Roboter-Kunst von Aleix Plademunt Foto: Sara Eskildsen

Was erlebt der Gast in seiner neuen Galerie?

Christophersen hat die Ausstellung als Kurator konzipiert und geprägt – dieser individuelle Abdruck ist sehenswert. Und: Man erlebt Kunst auf hohem Museumsniveau. „Das ist der Platzierung geschuldet, da ich nicht in Konkurrenz mit einer Großstadt stehe“, sagt der Galerist.

Von Louisiana nach Augustenburg

Fotografin Elina Brotherus beispielsweise zeigt ihre Kunst nicht nur in Augustenburg, sie ist derzeit auch in Frankfurt zu sehen – und im Louisiana. Neben etablierten Kunstschaffenden aus der internationalen Szene ist auch Platz für Newcomer wie Shane Brox, dessen Skulpturen in Räumen und Gängen stehen.

„Außerdem erlebt man Kunst in einer ganz anderen Umgebung als sonst – in einem alten psychiatrischen Krankenhaus“, sagt der Kurator.

 

 

Der 47-jährige Kunstkenner Anthon Maxus Christophersen hat in Augustenburg die Galerie Maxus101 eröffnet. Foto: Karin Riggelsen
Alle Werke in der Galerie stehen zum Verkauf. Foto: Karin Riggelsen

Die Kunstwerke werden regelmäßig ausgetauscht und erneuert – alle Werke stehen zum Verkauf. Wie fast alles im AugustenborgProject gilt: Nichts ist festgeschrieben, und alles ist in Entwicklung. Die Galerie wird sich laufend neu erfinden und verändern, verspricht der Kurator.

Ob Weinverköstigung mit Kunstbetrachtung, Meditation zu Kunstwerken, Führungen oder private Arrangements in der Galerie – die Angebotspalette ist groß und andauernd im Wandel.

„Es gibt die Idee einer Kunstmesse“

„Wir arbeiten an verschiedenen Modellen, wie es in Zukunft weitergeht. Denn im Grunde ist es hier fast zu groß für eine Galerie. Es gibt die Idee einer Kunstmesse, zu der verschiedene Galerien für eine Saison eingeladen werden“, nennt Christophersen eine Möglichkeit.

Das Kunstzentrum in Augustenburg soll auf jeden Fall eins sein: ein Schnittpunkt für Kunst aus Deutschland und Dänemark. „Ich bilde mir nicht ein, dass ich das hier alleine kann“, sagt der Galerist, der die Zusammenarbeit sucht, auch grenzüberschreitend.

Zur Facebook-Seite der Galerie geht es hier.

Anthon Maxus Christophersen ist in guter künstlerischer Gesellschaft: Die Galerie Maxus101 liegt direkt neben dem Kunstzentrum Augustiana. Foto: Karin Riggelsen

Die Mentalität in Nordschleswig ist tatsächlich sehr gut. Für mich ist es auf eine Art das dänische Texas. Die Leute sind bodenständig und direkt. Sie sehen und schätzen Qualität.

Anthon Maxus Christophersen, Galerist

In laufender Zusammenarbeit mit Galerien holt er die Kunst nach Augustenburg, „damit die Gäste hier immer das Beste vom Besten zu sehen kriegen. Das, was hier gezeigt wird, ist absolute Spitzenklasse.“

Vier Kunst-Guides sowie der Galerist führen auf Wunsch durch die Galerie. Die aktuelle Ausstellung ist bis Ende Oktober zu sehen, am 17. September eröffnet eine weitere Ausstellung in der Galerie, unter anderem mit Werken des deutschen Künstlers Thorsten Brinkmann (siehe Infokasten).

Nordschleswig als das dänische Texas

Fühlt er sich gut platziert mit seinem Kunstzentrum mitten auf dem Land? Ja, sagt Anthon Maxus Christophersen. „Die Mentalität in Nordschleswig ist tatsächlich sehr gut. Für mich ist es auf eine Art das dänische Texas. Die Leute sind bodenständig und direkt. Sie sehen und schätzen Qualität. Daher fühle ich mich sehr wohl.“

Dass er vor und nach einem Arbeitstag in der Galerie durch den Schlosspark zum Badesteg an die Augustenburger Förde gehen und sich in die Fluten stürzen kann, macht das Ganze auch neben der Arbeit zu einem Ort, an dem man gerne mit Kunst arbeitet.

Zur Internetseite der Galerie geht es hier.

 

Neue Ausstellung mit Thorsten Brinkmann

Mitte September beginnt in der Galerie eine weitere Werkschau. Die Ausstellung „211 km“ eröffnet am 17. September. Zu sehen sind bis zum 28. Oktober Werke des deutschen Künstlers Thorsten Brinkmann sowie Videokunst von Søren Solkær und Tine Reingaard.

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