Energiewende

Grüne Grenzregion: Wirtschaft sieht große Möglichkeiten in Minister-Initiative

Grüne Grenzregion: Wirtschaft sieht große Möglichkeiten in Minister-Initiative

Grüne Grenzregion: Wirtschaft sieht große Möglichkeiten

Nordschleswig
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Robert Habeck und Morten Bødskov haben am Freitag die Initiative zu einem grünen Industriestandort im Grenzland vorgestellt. Foto: Walter Turnowsky

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Der deutsche Klima- und Wirtschaftsminister Robert Habeck und der dänische Gewerbeminister Morten Bødskov wollen das Grenzland als Standort für nachhaltige Industrie fördern. Die nordschleswigsche Wirtschaft vertraut darauf, dass die Politik Worten Taten folgen lässt.

Die Initiativen der Minister Robert Habeck (Grüne) und Morten Bødskov (Soz.) zur Förderung des Grenzlandes als grüne Vorzeigeregion sind mehr als nur schöne Worte bei einer Pressekonferenz. So lautet zumindest die Einschätzung beim Nordburger Konzern Danfoss.

„Wenn zwei Spitzenpolitiker damit an die Öffentlichkeit gehen, dann glaube ich daran, dass den Worten Taten folgen werden“, schreibt Lars Tveen, Direktor des Bitten & Mads Clausen Fonds und Vorsitzender von Project Zero.

Der dänische Gewerbeminister und der deutsche Klima- und Energieminister hatten sich vergangenen Freitag in Kopenhagen zu einem Gespräch getroffen. Ziel der Gespräche: die deutsch-dänische Grenzregion soll eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von nachhaltigen Technologien einnehmen.

Verstärkte Zusammenarbeit

Tveen vertieft im mündlichen Interview seine optimistische Einschätzung: „Ich sehe das als eine sehr starke Initiative, die für die Entwicklung in unserem Grenzland entscheidend werden kann. Wir kennen uns beiderseits der Grenze gut und können aus den gegenseitigen Erfolgen lernen.“

Er hat beide Minister mehrfach getroffen, und meint, sie besäßen die notwendige Weitsicht, um die Rahmenbedingungen für eine dauerhafte Zusammenarbeit zu schaffen. Klare politische Zielvorgaben seien entscheidend, um die nächsten Schritte bei der Entwicklung einer klimagerechten Wirtschaft zu gehen.

„Wir sind in der Region führend bei der grünen Transformation. Wir wissen auch, dass bei einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit eins plus eins mehr als zwei ergibt. Das Grenzland bietet die besten Voraussetzungen für eine verstärkte deutsch-dänische Zusammenarbeit, die sich von hier aus ausbreiten kann.“

Wirtschaftsrat sieht große Möglichkeiten

Beim öffentlich-privaten Wirtschaftsförderungsverband „Udviklingsråd Sønderjylland“ schätzt man die Möglichkeiten ähnlich positiv ein.

„Wenn etwas auf diesem Niveau besprochen wird, dann hat das große Perspektiven für eine gemeinsame Entwicklung in Südjütland und Schleswig-Holstein“, sagt Claus Schmidt, Direktor von Udviklingsråd Syd.

Silos einreißen

In dem Rat ist auch die Initiative zur Entwicklung eines sogenannten „Wirtschaftsleuchtturms“ für grüne Energie und Sektorenkopplung verankert. Mit Sektorenkopplung meint man, dass die Erzeugung von erneuerbarer Energie, von Wärme, von klimagerechten Treibstoffen und Industrieproduktion zusammengekoppelt werden soll. Genau das ist auch Ziel des Projekt Zero in der Kommune Sonderburg.

In Südjütland können wir große Mengen an grüner Energie produzieren und mit ihr Wasserstoff herstellen, der in Deutschland gebraucht wird.

Claus Schmidt

„Das derzeitige Energiesystem ist in viele kleine Silos aufgeteilt. Für das Energiesystem der Zukunft müssen diese Silos eingerissen werden. Dafür braucht es ambitionierte politische Zielsetzungen, und die sehe ich bei Habeck wie auch bei Bødskov“, so der Projekt Zero-Vorsitzende Tveen.

Supermarkt als Kraftwerk

Als ein konkretes Beispiel für das Silodenken, das eingerissen gehört, nennt er Supermärkte. Normalerweise sehen wir sie als einen Ort, an dem wir unsere Einkäufe tätigen. Dass sie aufgrund ihrer Kühlanlagen auch Energieproduzenten sein können, wird bei dieser Sicht übersehen. Auch Kläranlagen können Wärme produzieren.  

„Mit solchen Lösungen können wir uns gegenseitig inspirieren. Wichtig wird, dass bei der Zusammenarbeit superkonkrete Initiativen angepeilt werden“, betont Tveen.

Wasserstoff-Pipeline

Wasserstoff wird im Energiesystem der Zukunft eine Schlüsselrolle spielen. Er kann mit Strom aus Sonne und Wind erzeugt und dann als Treibstoff und Energiespeicher genutzt werden. Derzeit klimaschädliche Industrien wie die Stahlproduktion oder Chemiewerke können auf Wasserstoff umgerüstet werden.

Claus Schmidt sieht die kommende Wasserstoff-Pipeline als wichtige Infrastruktur. Foto: Undviklingsråd Sønderjylland

Vor allem aus letzterem Grund wird Deutschland in Zukunft einen großen Bedarf an Wasserstoff haben. Um die Versorgung zu gewährleisten, hat Robert Habeck am Freitag mit dem dänischen Energie- und Klimaminister Lars Aagaard (Moderate) vereinbart, eine Pipeline für Wasserstoff von der südjütischen Westküste nach Schleswig-Holstein zu bauen.

„Mit der Pipeline wird wichtige Infrastruktur geschaffen. In Südjütland können wir große Mengen an grüner Energie produzieren und mit ihr Wasserstoff herstellen, der in Deutschland gebraucht wird. So helfen wir einander“, sagt Entwicklungsratschef Claus Schmidt.

„Können wir die Wasserstoffproduktion in Dänemark in großer Skala ausbauen und nach Deutschland exportieren, so schlummert hier ein großes Potenzial“, meint auch Tveen.

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