Minderheiten in Europa

Aussöhnung auf dem Balkan: Konzepte aus Nordschleswig gefragt

Aussöhnung auf dem Balkan: Konzepte aus Nordschleswig gefragt

Aussöhnung auf Balkan: Konzepte aus Nordschleswig gefragt

Apenrade/Aabenraa
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Harro Hallmann
Harro Hallmann (stehend) berichtet aus Nordschleswig – in einem ehemaligen Klassenzimmer der Grundschule in dem heute weitgehend entvölkerten Dorf Golubić. Die Brücke im Logo des Bundes Deutscher Nordschleswiger fand als Symbol Anklang unter den Teilnehmenden. Foto: privat

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Trotz der tiefen Wunden des Kroatienkriegs sieht Harro Hallmann Fortschritte im Miteinander. Bei der 16. serbisch-kroatischen Konferenz betonte er die Bedeutung von Respekt und Anerkennung und zog Parallelen zum deutsch-dänischen Minderheitenmodell.

Im serbisch-kroatischen Miteinander sind die Wunden der Jugoslawienkriege noch immer frisch. Wie können sie heilen? Um bei der Suche nach Antworten auf diese Frage zu helfen, ist am Wochenende unter anderem Harro Hallman, Leiter des Sekretariats der deutschen Minderheit in Kopenhagen, aus dem deutsch-dänischen Grenzland zu einer Konferenz nach Kroatien gereist.

Werkzeugkasten statt Minderheitenmodell

„Ich habe dabei als Ausgangspunkt unsere internationale UNESCO-Bewerbung genutzt und unterstrichen, dass man nicht von einem Minderheitenmodell sprechen sollte, sondern besser von einem Werkzeugkasten, aus dem man die passenden Werkzeuge nutzen kann“, so Hallmann. Dabei bezog er sich auf die Erfahrungen, die die Minderheiten in Nord- und Südschleswig dabei gesammelt haben, das deutsch-dänische Minderheitenmodell als immaterielles Kulturerbe anerkennen zu lassen.

Aussöhnung braucht viel Zeit.

Harro Hallmann

Als Werkzeuge auf dem Weg zu einem konstruktiven Miteinander zwischen Minderheiten und Mehrheiten nannte Hallmann in seinem Redebeitrag Respekt und Anerkennung, Teilnahme an den gesellschaftlichen Prozessen, Finanzielle Unterstützung und demokratische Strukturen in der Minderheit.

Golubić: Ein Dorf gezeichnet von der Vergangenheit

Der Veranstaltungsort der bereits zum 16. Mal abgehaltenen serbisch-Kroatischen Konferenz, das kleine Dorf Golubić in Kroatien, ist heute fast entvölkert. Von den einst mehr als 2.000 Bewohnerinnen und Bewohnern, die meisten serbisch, ist nur noch ein Bruchteil übrig. Der Kroatienkrieg hat seine deutlichen Spuren hinterlassen.

Am 6. August 1995 wurde Golubić Schauplatz eines Massakers, bei dem 19 serbische Zivilisten aus dem Dorf von der kroatischen Armee getötet wurden. Ein kirchliches Denkmal zu Ehren der Getöteten musste noch 2011 auf Geheiß der kroatischen Regierung entfernt werden.

Dennoch: Harro Hallmann unterstreicht die Fortschritte, die in der Region gemacht werden. „Aussöhnung braucht viel Zeit – auch das zeigt unser Beispiel – und es ist mein Eindruck, dass die Serben und Kroaten in relativ kurzer Zeit sehr weit gekommen sind“, so der Sekretariatsleiter.

Neben ihm waren aus dem deutsch-dänischen Grenzland auch Vertreterinnen und Vertreter unter anderem des Minderheiten-Kompetenz-Netzwerkes, des Forschungszentrums für Minderheitenfragen in Flensburg (ECMI), der dänischen Minderheit in Südschleswig und der Sinti und Roma in Schleswig-Holstein nach Kroatien gereist.

 

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