Kirchengeschichte

Taufdeckel anno 1598 landete auf Recyclinghof

Taufdeckel anno 1598 landete auf Recyclinghof

Taufdeckel anno 1598 landete auf Recyclinghof

Hadersleben/Beftoft
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Der Taufdeckel vom Resthof hat 424 Jahre auf dem „Buckel". Foto: Lennart Madsen

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Wie kommt der Deckel eines Taufbeckens aus der Kirche zu Beftoft auf den Resthof? Über diese Frage zerbricht sich der Leiter des archäologischen Museums in Hadersleben seit Tagen den Kopf. Lennart Madsen kann sich indes darüber freuen, dass ein Mitarbeiter des Resthofes geistesgegenwärtig reagierte – und das antike Stück Holz vor dem Ofen rettete.

Das Museum Archäologie in Hadersleben ist seit Montag um ein Exponat reicher. Am Freitag vergangener Woche ist der Deckel eines Taufbeckens aus der Kirche zu Beftoft auf dem Resthof entsorgt worden. Michael Fenger, Recycling-Berater auf dem Wertstoffhof, staunte nicht schlecht: Antike Gegenstände gehören eher selten zu den Dingen, die dort abgeliefert werden. Kurzentschlossen rief er einen Freund an, der wiederum einen Freund in der Welt der Museen hat.

Ein ziemlich lebendiges Stück Geschichte

So kam es, dass der 424 Jahre alte Taufdeckel bei dem Leiter der Haderslebener Archäologie in Regie von Museum Sønderjylland landete. Dort liegt das antike Teil nun seit Montag in Sicherheit auf dem Trockenen: „Der Deckel ist ziemlich lebendig“, sagt Oberinspektor Lennart Madsen mit Verweis auf die Holzwürmer, die dort eine neue Bleibe gefunden haben: „Der kommt mir deshalb erst mal nicht ins Haus.“

Der Leiter der Archäologie, Lennart Madsen, wundert sich über den entsorgten Deckel. Foto: Ute Levisen

Ein Fall für das Nationalmuseum

Den Donnerstag verbringt der Museumschef unter anderem mit der Klärung der Frage, wer sich des Deckels aus dem 16. Jahrhundert annimmt.

„Kirchengegenstände fallen unter die Zuständigkeit des Stiftes Hadersleben und des Nationalmuseums“, erläutert Madsen, der sich daher mit seinem Fund an das Nationalmuseum gewandt hat: „Wird der Deckel konserviert, muss dies von Fachleuten gemacht werden.“

 

„Ein Gegenstand wie dieser landet nicht alle Tage auf dem Resthof", sagt Louise Drachmann Lorenzen, Pressemitarbeiterin der für die Wertstoffhöfe zuständigen Versorgungsgesellschaft Provas. Foto: Louise Drachmann Lorenzen

Verwunderung im Museum

Überhaupt wundert sich der Archäologe darüber, dass ein antiker Gegenstand wie dieser Deckel aus Kirchenbesitz überhaupt auf einem Resthof landen kann.

„Ich will mich da nicht weiter einmischen, aber man darf derlei Gegenstände nicht einfach ohne Erlaubnis der zuständigen Institutionen entsorgen.“

Es ist keineswegs unüblich, ungenutzte Gegenstände auf den Dachböden der Gotteshäuser zu lagern. Hier ist der Dachboden der Kirche zu Starup zu sehen. Foto: Ute Levisen

Rätselhafte Botschaft

Laut Madsen ist es nicht unüblich, dass ungenutzte Kirchengegenstände auf den Dachböden der Gotteshäuser eingelagert werden.

Der vor der Verbrennung bewahrte Taufdeckel aus Fichtenholz stammt aus der Beftofter Kirche und ist trotz seines stattlichen Alters neuer als die Kirche der kleinen Ortschaft.

Der Deckel trägt folgende Inschrift: „Dermed kann ingen vere retferdig – Ano domni 1598 T N“. 

Allerdings habe er keine Ahnung, wie die Botschaft zu interpretieren sei, räumt Lennart Madsen ein. Nur so viel: Die Initialen TN stehen höchstwahrscheinlich für den großzügigen Geber des Deckels.

 

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