Rezension
Kleinod mitten in der Stadt
Kleinod mitten in der Stadt
Kleinod mitten in der Stadt
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Nicht alle Schätze werden gleichermaßen so gepflegt, wie sie es verdienen. Dazu zählte viele Jahre auch der Klosterfriedhof in Hadersleben.
Gar nicht weit weg von Damm, Innenstadt und Bispen findet sich dieses historische und landschaftliche Kleinod, das dank der Anstrengungen einiger engagierter Menschen und freundlicher Sponsoren wie u. a. der Brauerei Fuglsang, Schaumanns Familienfonds und der Kommune Hadersleben wieder die notwendige Aufmerksamkeit bekommen hat.
Tüchtige Handwerker wie Maurermeister Aksel Pustelnik, Steinmetz Peter Ehlert und Steinmetz Forsberg haben ihren unentbehrlichen und weitgehend ehrenamtlichen Teil zur vorsichtigen Instandsetzung des Klosterfriedhofs geleistet.
Ernst August Hansen und Helge C Jacobsen haben dafür gesorgt, dass der Friedhof und seine Geschichte(n) jetzt einem größeren Kreis auf Deutsch und auf Dänisch bekannt werden.
In dem Buch, das am 29. April der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und das unter anderem in der deutschen Bücherei Hadersleben zu erhalten bzw. zu entleihen sein wird, blicken die Autoren weit zurück in die Geschichte. Immerhin wurde der Klosterfriedhof unmittelbar nach 1251 angelegt und 1808 erweitert. Er ist damit einer der ältesten des Landes. Gleich am Tage seiner Erweiterung fand die erste Beerdigung statt.
Seine Geschichte ist wie die des Grenzlandes überaus wechselvoll. Er war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in Gebrauch. Die kulturelle und nationale Geschichte der Region und der Stadt lässt sich an den Gedenk- wie an den Grabsteinen ablesen.
Nachdem der Friedhof um die Jahrhundertwende herum gut drei Jahrzehnte sich selbst überlassen wurde und unter Zerfall und Vandalismus zu leiden hatte, sind jetzt einige der Inschriften auf den 129 Gräbern und vier Kriegerdenkmälern wieder zu lesen. Sie erzählen eine spannende Geschichte, die Ernst August Hansen und seine Mitstreiter in mühevoller Kleinarbeit, oft unter Hinzuziehung anderer historischer Quellen, aufgearbeitet haben.
Es ist ungewöhnlich, so Hansen, dass eine Gemeinde zwei Denkmäler für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten hat – für diejenigen deutscher Gesinnung und diejenigen dänischer. In Hadersleben ist es der Fall und geht zurück auf einen von einer Gruppe nationaler Dänen 1921 zerstörten Gedenkstein für die im Ersten Schleswigschen Krieg gefallenen Schleswig-Holsteiner.
Ein Gang über den Friedhof mit dem Buch in der Hand verbindet mit der Geschichte Haderslebens und seiner Bürger. Man erfährt zum Beispiel vom Tischler Martin Heinrich Neuhaus (1788-1851), der mit Marie Beck verheiratet war und sieben Kinder hatte, oder von Charlotte Henriette Hansen (1842-1867), Tochter des Senators und Kaufmanns Peter Jacob Petersen und Helene Petersen, geb. Wasser. Sie war verheiratet mit dem Apotheker Hans Heinrich Hansen d. J., dem die Löwenapotheke gehörte.
Der Name Hans Heinrich Hansen ist heute noch klangvoll in der deutschen Minderheit. Charlotte starb mit 25 Jahren und blieb kinderlos.
Die Autoren des Buches haben nicht nur akribisch die Geschichten all der Grabstellen aufgearbeitet, sondern auch die der vier großen Kriegerdenkmäler und ein Glossar der Symbolik der Gräber und Monumente auf dem neuen Teil des Klosterfriedhofs verfasst.
Dieses Buch ist in jeder Hinsicht ein Gewinn für Hadersleben und im Jahre 101 nach der friedlichen Abstimmung über die Grenzziehung, die wegen der Pandemie nicht so gewürdigt werden konnte, wie es vorgesehen war, umso wichtiger. Denn es ist eine Frucht deutsch-dänischer Zusammenarbeit.