Serie: Auf Arbeit mit ...

Ein Tag im Leben einer Pastorin

Ein Tag im Leben einer Pastorin

Ein Tag im Leben einer Pastorin

Lucas Bröcker
Pattburg/Padborg
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Cornelia Simon übernimmt einmal wöchentlich den Religionsunterricht für die 3. und 7. Klasse an der Deutschen Schule Pattburg. Foto: Karin Riggelsen

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In unserer Serie „Auf Arbeit mit …“ begleiten wir Menschen in ihrem Berufsalltag. In dieser Folge erzählt Cornelia Simon von ihrer Arbeit als Pastorin. Wir haben sie für einen Tag begleitet.

„Ich erwarte, dass es mir heute Spaß macht“, sagt Cornelia Simon gegen 11.30 Uhr in der Deutschen Schule Pattburg. Die 47-Jährige ist seit neun Jahren Pastorin bei der Nordschleswigschen Gemeinde im Pfarrbezirk Gravenstein (Gråsten) und wird an diesem Tag erst den Mini-Konfirmationsunterricht für die 3. Klasse und dann den eigentlichen Konfirmationsunterricht für die Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse durchführen.

Der Arbeitstag hat für Cornelia Simon aber schon vorher längst begonnen. Bereits um 8.30 Uhr sei sie in ihrem Büro gewesen. „Ich habe ein paar Kleinigkeiten erledigt. Für eine Taufe habe ich von einem dänischen Pastor die Rückmeldung bekommen, dass die Kirche frei ist. Dann habe ich der Familie geschrieben. Dazu habe ich beispielsweise mit Anke Tästensen vom Schulverein gesprochen, um das große Projekt im Oktober auf dem Knivsberg vorzubereiten, bei dem Konfirmanden ein Musical aufführen“, berichtet die 47-Jährige.

Unterricht startet mit gemeinsamem Singen

Nun stehen für sie aber erst einmal 45 Minuten Religionsunterricht mit den Drittklässlerinnen und Drittklässlern der Deutschen Schule Pattburg an. Pünktlich um 11.45 Uhr sitzen die zwölf Kinder auf ihren Plätzen. Die Pastorin verspricht den Schülerinnen und Schülern zu Beginn etwas zu naschen, das sie am Ende der Stunde bekommen würden, wenn sie ruhig und konzentriert mitmachen. Das kommt bei den Kindern natürlich gut an.

Von der Gitarre begleitet, sangen die Kinder zunächst „Komm, bau ein Haus“. Foto: Karin Riggelsen

Daraufhin schnappt sich Cornelia Simon ihre Gitarre, und alle singen gemeinsam „Komm, bau ein Haus“ und „Erntedankfest, Gott sei Dank“. Die Stimmung in der Klasse ist gut, wenngleich es auch etwas unruhig ist. Mit ihrer besonnenen Art beruhigt sie die Kinder immer wieder, geht auf jedes einzelne ein und zeigt in den nötigen Momenten aber auch Strenge.

Stundenziel wird erreicht

Nach dem gemeinsamen Singen werden die Kinderbibeln ausgeteilt. Die Aufgabe, die Cornelia Simon den Kindern nun stellt, ist, dass sie auf Seite zehn den Umriss ihrer Hand zeichnen sollen. Einige haben zwar zunächst Probleme, aber insgesamt funktioniert es relativ gut.

Konzentriertes Arbeiten ist angesagt. Foto: Karin Riggelsen

Nach weiteren Aufgaben, wie die Lieblingsfarbe und das Lieblingsessen in einen aufgemalten Finger zu malen, ist die Unterrichtsstunde auch schon vorbei. Im Nachhinein resümiert die Pastorin: „Ich bin zufrieden mit der Stunde. Die Hände zu umranden, haben sie gut hinbekommen. Das ist beim ersten Mal nicht selbstverständlich. Das Stundenziel wurde erreicht.“

Eigentlich hätte sie nun eine Dreiviertelstunde Pause, aber sie sei darum gebeten worden, die Stunde vorzuziehen, weil die Siebtklässlerinnen und Siebtklässler sonst eine Freistunde hätten. „Normalerweise schnappe ich mir in der Zeit meinen Laptop, gehe in einen leeren Raum und beantworte Mails“, berichtet sie.

Das Tolle ist die Abwechslung. Ich habe immer etwas zu tun. Es ist kein Tag wie der andere, und man hat mit so vielen verschiedenen Menschen zu tun.

Cornelia Simon, Pastorin

Der Konfirmationsunterricht in Schulen ist aber natürlich nicht das Einzige, was eine Pastorin in der Woche zu tun hat. Sie führt beispielsweise Schul- oder Kindergartengottesdienste unter der Woche durch, Gottesdienste in der Kirche am Wochenende oder bereitet Taufen, Beerdigungen oder sonstige Veranstaltungen vor. Lediglich an einem Wochenende im Monat hat Cornelia Simon frei. Generell sind die Arbeitstage teilweise richtig lang, zehn Stunden keine Seltenheit.

Cornelia Simon zog vor neun Jahren nach Nordschleswig

Trotzdem ist es auch genau das, warum die Pastorin vor neun Jahren nach Dänemark zog. Ursprünglich kommt sie aus Rostock in Mecklenburg-Vorpommern und war für sechs Jahre Pastorin in Marlow, einem Ort etwa 35 Kilometer von der Hansestadt entfernt. Dort hatte sie keine Vollzeitstelle, die hingegen in Dänemark angeboten wurde. Also wagte sie den großen Schritt: Sie zog alleine und ohne Dänischkenntnisse nach Gravenstein.

Hatte, wie erwartet, sichtlich Spaß bei ihrer Arbeit in der Schule: Cornelia Simon. Foto: Karin Riggelsen

„Das Tolle ist die Abwechslung. Ich habe immer etwas zu tun. Es ist kein Tag wie der andere, und man hat mit so vielen verschiedenen Menschen zu tun. Was ich allerdings nicht mag, ist, lange Mails zu schreiben oder aus einem Thema mehr zu machen, als ich eigentlich an Inhalt zur Verfügung habe“, beschreibt sie ihre Sicht auf ihren Beruf.

Schlechte Nachricht trübt die Stimmung

Ihre zweite Unterrichtseinheit mit der 7. Klasse verlief ohne Probleme. „Der Konfi-Unterricht lief hervorragend, wir haben konzentriert gearbeitet“, sagt sie im Nachhinein. Als Pastorin verläuft der Berufsalltag aber nicht immer positiv, auch bei Cornelia Simon nicht.

Sie berichtet am Abend: „Zwischendurch kam eine traurige Mail herein (über die sie aber nicht sprechen darf, d. Red.). Daher war es heute durchwachsen, wenn ich ehrlich bin. Morgen wartet aber wieder neue Arbeit auf mich. Ich muss unter anderem Liedblätter drucken und die Moderation für ein Fest vorbereiten.“ Dass Pastorinnen und Pastoren also nicht nur für eine Stunde am Wochenende einen Gottesdienst abhalten, beweisen die Arbeitstage von Cornelia Simon von der Nordschleswigschen Gemeinde in Gravenstein.

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