Minderheiten in Europa

Zentrum für Sprachenvielfalt: Callsen wirbt für Standort in SH

Zentrum für Sprachenvielfalt: Callsen wirbt für Standort in SH

EU-Sprachenzentrum: Callsen wirbt für Standort in SH

Kiel
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Aus Sicht von Johannes Callsen (r.) ist die Grenzregion in Schleswig-Holstein der ideale Standort für ein Zentrum für Sprachenvielfalt. Foto: Gwyn Nissen

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In einem Schreiben an die EU-Kommission schlägt der schleswig-holsteinische Minderheitbeauftrage und Dänemark-Bevollmächtigte, Johannes Callsen, die Schaffung eines EU-Zentrums zur Förderung der Sprachenvielfalt vor. Er hat zudem einige Punkte, warum Schleswig-Holstein der ideale Standort dafür wäre.

FUEN:

Die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten ist der Hauptvertreter und größte Dachverband der autochthonen nationalen Minderheiten, Nationalitäten und Sprachgemeinschaften Europas. Unter ihrem Dach vereint sie derzeit mehr als 100 Mitgliedsorganisationen aus 36 europäischen Ländern.

ECMI:

Das europäische Zentrum für Minderheitenfragen ist eine unabhängige und interdisziplinäre Forschungseinrichtung, die policy-relevante Forschung betreibt. Das Zentrum ermöglicht Wissenszugang und Beratung zum Zusammenleben von nationalen Minderheiten und Mehrheitsbevölkerungen in Europa.

Quelle: FUEN/ECMI

Johannes Callsen, der Minderheitenbeauftragte und Dänemark-Bevollmächtigte der Landesregierung Schleswig-Holstein, hat sich mit einem Brief an die EU-Kommissarin für Forschung, Innovation, Bildung, Kultur und Jugend, Marija Gabriel, gewandt, um die Errichtung einer EU-Institution zur Förderung der Sprachenvielfalt auf europäischer Ebene voranzutreiben.

Grenzregion prädestiniert

Für ihn ist klar, dass die deutsch-dänische Grenzregion ein idealer Standort dafür wäre. „Mit ihrer besonderen Kompetenz im Bereich der Minderheiten- und Sprachenpolitik, mit den hier beheimateten Minderheiten und Volksgruppen und im Netzwerk mit hier ansässigen Einrichtungen wie dem ECMI oder der FUEN könnte die deutsch-dänische Grenzregion in Schleswig-Holstein auch ein idealer Standort einer solchen Einrichtung der EU sein“, so Callsen.

Viele Millionen Europäerinnen und Europäer wüchsen von klein auf mit mindestens zwei Sprachen auf, einer Regional- oder Nahsprache als Familiensprache und der Amtssprache ihres Staates. In der Schule komme dann noch mindestens eine Fremdsprache hinzu. Dieses enorme Potenzial der Regional- und Minderheitensprachen sollte auch auf europäischer Ebene deutlich stärker genutzt und gefördert werden, so der Minderheitenbeauftragte in seinem Schreiben.

Zusätzlicher Schutz nötig

Er betont den Abschlussbericht der Konferenz zur Zukunft Europas eines von der EU-Kommission und dem EU-Parlament einberufenen Gremiums, in dem festgehalten ist, dass Minderheiten- und Regionalsprachen für ihren Erhalt und als Teil des gemeinsamen kulturellen Erbes Europas zusätzlichen Schutz benötigen, weshalb die Einrichtung einer solchen Institution gefordert wird.

„Neben den persönlichen und beruflichen Chancen, die für den Einzelnen mit der Mehrsprachigkeit verbunden sind, prägt die Sprachenvielfalt auch das kulturelle Bewusstsein, schafft gegenseitiges Verständnis und sozialen Zusammenhalt in zunehmend heterogenen Gesellschaften“, so einige Punkte von Callsen in dem Schreiben.

Verschiedene Maßnahmen bündeln

Die Kommission fördert die Mehrsprachigkeit bereits mit verschiedenen Programmen und Maßnahmen. Zudem gibt es das Europäische Fremdsprachenzentrum des Europarates, das allerdings aus Callsens Sicht die Belange der traditionellen Regional- und Minderheitsprachen nicht ausreichend berücksichtigt. Aus seiner Sicht handelt es sich bei all diesen Initiativen nur um Einzelmaßnahmen, die über verschiedene Akteure verteilt sind.

„Für den nachhaltigen Erfolg der europäischen Bemühungen zur Förderung der Mehrsprachigkeit ihrer Bürgerinnen und Bürger sowie zur Stärkung der Regional- und Minderheitensprachen als Ausdruck der kulturellen Vielfalt Europas wäre es jedoch wünschenswert, diese Anstrengungen in einer Einrichtung und in einer Zuständigkeit zu bündeln“, sagt der Minderheitenbeauftragte aus Schleswig-Holstein.

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