Beförderungspflicht

Briefe und Pakete: So funktioniert die Post in Dänemark

Briefe und Pakete: So funktioniert die Post in Dänemark

Briefe und Pakete: So funktioniert die Post in Dänemark

Apenrade/Aabenraa
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Paketdienste
In Dänemark konkurrieren verschiedene Dienstleister um Pakete und Briefe. Mit dem Wegfall der Sonderstellung von Postnord, könnte der Markt sich weiter verändern. Noch ist unklar, in welche Richtung. Foto: Collage/Nordschleswiger/Ritzau Scanpix

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Postnord wird seine Sonderstellung mit dem Wegfall der Beförderungspflicht voraussichtlich verlieren. In Dänemark gibt es drei große Konkurrenten für das Unternehmen: Dao, Bring und GLS. Eines möchte sich künftig in größerem Stile an der Briefzustellung beteiligen. Ein Überblick.

Ab nächstem Jahr werden die Bürgerinnen und Bürger in Dänemark wahrscheinlich zwischen mehreren Anbietern wählen können, wenn sie einen Brief versenden. Dies ist die Folge der neuen politischen Vereinbarung über die Zukunft der Postzustellung in Dänemark, die die Regierung zusammen mit der Liberalen Allianz, den Konservativen, den Radikalen, der Alternative und Nye Borgerlige unterzeichnet hat. Die Vereinbarung hebt die Sonderstellung von Postnord auf. Doch wie funktioniert die Post in Dänemark eigentlich bisher? Ein Überblick. 

Postnord: Subventionierter Platzhirsch

Postnord wurde 2009 durch die Fusion von „Post Danmark“ und dem schwedischen Unternehmen „Posten“ ins Leben gerufen und gehört zu 40 Prozent dem dänischen und zu 60 Prozent dem schwedischen Staat. Weil immer weniger Briefe verschickt werden und die Postzustellung dementsprechend immer teurer wird, wird das Unternehmen vom Staat jedes Jahr mit millionenschweren Subventionen unterstützt. Fällt die Beförderungspflicht, so kann Postnord nicht mehr alle Adressen in Dänemark bedienen – insbesondere in entlegeneren Gebieten. 

Postnord hat zwar kein Monopol auf die Briefzustellung, aufgrund seiner Beförderungspflicht ist das Unternehmen aber von der Mehrwertsteuer (Moms) befreit. Das bedeutet, dass das Unternehmen niedrigere Preise für die Briefzustellung verlangen konnte als Wettbewerber. So kostet ein normaler Brief heute landesweit 12 Kronen.  

Postnord hält mit über 180 Millionen zugestellten Briefen jährlich rund 90 Prozent des Marktes. 

Postnord verliert seine Sonderstellung bei der Briefzustellung in Dänemark.
Postnord verliert seine Sonderstellung bei der Briefzustellung in Dänemark. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Wettbewerber von Postnord

In Dänemark gibt es neben Postnord noch weitere Unternehmen, die sowohl Briefe als auch Pakete zustellen. Mit dem Wegfall der Beförderungspflicht könnte der Wettbewerb auf einem dann freien Markt Fahrt aufnehmen. Die größten Konkurrenten für Postnord sind Dao, GLS und Bring.

Ein Dao-Paketshop
Ein Dao-Paketshop Foto: Christian Lindgren/Ritzau Scanpix

Dao: Briefverteilung im Blick 

Dao (Dansk Avis Omdeling) bietet Post- und Paketversand in ganz Dänemark und ins Ausland an. In 1.200 Dao-Shops können Pakete aufgegeben und abgeholt werden. Das Unternehmen liefert Pakete 365 Tage im Jahr meist in der Nacht und am frühen Morgen aus – auch an Feiertagen. Der Basispreis für Pakete liegt bei 42 Kronen und damit 8 Kronen unter dem Standardpreis von Postnord. Das Gewichtslimit liegt bei 15 Kilogramm.

Dao wurde 2007 gegründet und fusionierte Ende 2021 mit „Bladkompagniet“, die seit 1920 alle Arten von Zeitungen verteilen und später Wochenzeitungen, Briefe und Zeitschriften in den Vertrieb aufnahmen. 

Dao möchte mit Wegfall der Beförderungspflicht in die Briefverteilung einsteigen. „Wir hoffen, dass wir dadurch einen höheren Marktanteil erreichen und dass die Wettbewerbssituation es uns ermöglicht, mit niedrigeren Preisen zu konkurrieren“, sagt Dao-Chef Hans Peter Nissen zu „Ritzau“.

Heute stellt Dao etwa 10 bis 11 Millionen Briefe pro Jahr zu. Darüber hinaus werden das ganze Jahr über auch Pakete im ganzen Land ausgeliefert.

Weil Postnord von der Mehrwertsteuer befreit war, waren Dao und andere Unternehmen bislang teurer. Die neue Absprache werde jetzt einen großen Unterschied machen, sagt Hans Peter Nissen. „Wir mussten die Mehrwertsteuer aufschlagen, was bedeutet, dass wir bei Briefen 25 Prozent teurer waren. Und das ist die Hauptbeschwerde, die wir in Bezug auf den Versand von Briefen immer wieder hatten.“

Bring bietet seit vielen Jahren Paketversand an. Foto: Christian Lindgren/Ritzau Scanpix

Bring: Paketmarkt im Blick

Bring ist Teil der „Posten Norge“-Gruppe und hat heute einen Anteil von 7 bis 10 Prozent am Paketmarkt in Dänemark. Das Unternehmen bietet ausschließlich Paketversand an. Diese können an etwas über 1.000 Shops abgegeben und abgeholt werden. Pakete in Dänemark kosten bis 20 Kilogramm einheitlich 133 Kronen.

Bring richtet seine Dienstleistungen in erster Linie an Gewerbetreibende, aber auch Privatpersonen werden beliefert. Bei Bring gibt es laut „Ritzau“ bisher keine Pläne, in die Briefzustellung einzusteigen, weil die Voraussetzungen fehlten. „Bring ist seit fast 15 Jahren auf dem Paketmarkt tätig. Es gibt einen starken Wettbewerb und viele Akteure. Wir haben jedoch keine Pläne, in den dänischen Briefversandmarkt einzusteigen“, sagt Direktor Bjarne Lauritsen.

„So wie wir die Situation derzeit sehen, glauben wir nicht, dass es in Dänemark einen kommerziellen Markt für Briefsendungen geben wird. Es gibt zu wenig Briefe, und es bedarf eines großen Systems, um die Sammlung, Sortierung und Zustellung von Briefen zu bewältigen“, sagt er.

 

Ein Transporter der Firma GLS
Ein Transporter der Firma GLS Foto: Jens Christian Top/Ritzau Scanpix

GLS: Keine Ambitionen am Briefmarkt

Spielt GLS in Deutschland eher eine Nischenrolle, ist das Unternehmen in Dänemark seit 20 Jahren einer der größten Paketdienstleister mit Paketshops in jeder Stadt. Insgesamt sind es weit mehr als 1.750. Europas größtes GLS-Versanddepot liegt in Kopenhagen.

Der Versandpreis mit Lieferung an einen Paketshop beginnt bei 42 Kronen. Soll an eine Privatadresse geliefert werden, liegt der Preis für ein Paket bis 1 Kilogramm bei 62 Kronen. Auch hier darf ein Paket maximal 20 Kilogramm wiegen. Es kostet dann ab 102 Kronen. 

Auch bei GLS wird die neue Absprache begrüßt. „Wir sind seit Langem davon überzeugt, dass der freie Markt den Däninnen und Dänen den erforderlichen Postdienst problemlos bieten kann, und begrüßen daher die neue Postvereinbarung“, sagt Steen Kristensen, Geschäftsführer von GLS Denmark laut Pressemitteilung.

Gleichzeitig glaubt er nicht, dass es zu einem schlechteren Postdienst kommen werde. „Wir sind landesweit tätig und bieten den gleichen Service wie Postnord. Wir liefern unabhängig von der geografischen Lage zum gleichen Preis.“ Die Pakete werden also ankommen, sagt Kristensen. Zwar verteilt GLS nur Pakete, laut Kristensen seien aber die anderen Akteure in der Branche in der Lage, die Aufgabe der Briefverteilung zufriedenstellend zu erfüllen. 

Was passiert, wenn die Beförderungspflicht aufgehoben wird:

  • Die Beförderungspflicht wird für Pakete und Briefe abgeschafft. Damit wird es dem Markt überlassen, flächendeckende Postdienste anzubieten. Der Staat muss sich regelmäßig vergewissern, dass der Markt liefert.
  • Der Staat muss jedoch die Post an Inselgemeinden, die Blindenpost und die internationale Post sicherstellen, indem er diese Aufgaben ausschreibt. Die Infrastruktur kann etwa aus Briefkastenanlagen, Postfächern und Paketkästen auf den Inseln bestehen.
  • Die sogenannte 50-Meter-Regel in ländlichen Gebieten wird abgeschafft. In ländlichen Gebieten müssen die Briefkästen an der Einfahrt von einer öffentlichen Straße oder einer privaten gemeinsamen Straße aufgestellt werden.
  • In Ferienhausgebieten wird die Post in Gebieten, die vor 1973 aufgeteilt wurden, nicht mehr an die einzelnen Ferienhäuser verteilt. Stattdessen müssen zentral gelegene Briefkästen aufgestellt werden.

Übergangsfrist und Finanzierung:

  • Die Regierung wird versuchen, mit Postnord einen Vertrag über die Verwaltung der drei zur Ausschreibung vorgesehenen Gebiete abzuschließen, bis die Aufgabe vom neuen Betreiber übernommen wird.
  • Postnord kann sich gleichberechtigt mit anderen Postbetreibern an der Ausschreibung beteiligen.

Quelle: Transportministeriet

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