Religion

Keine Mehrheit für umstrittenes Predigtengesetz

Keine Mehrheit für umstrittenes Predigtengesetz

Keine Mehrheit für umstrittenes Predigtengesetz

Kopenhagen/Nordschleswig
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Auch die deutschsprachigen Gemeinden in Dänemark könnten von dem Regierungsvorschlag betroffen werden (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

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Die Regierung verfolgt weiter den Vorschlag, dass Predigten, gehalten in anderen Sprachen als Dänisch, übersetzt werden müssen. Weder die Bürgerlichen noch die Unterstützerparteien beabsichtigen, der Initiative zuzustimmen.

„Trifft daneben“, „Symbolpolitik“, „bürokratisches Monstrum“. Es fällt schwer auf Christiansborg, lobende Worte für die Gesetzesinitiative der Regierung zur Übersetzung von Predigten zu finden.

Seit drei Jahren versucht das Kirchenministerium, ein Gesetz zu formulieren, das vorschreiben soll, dass Predigten in anderen Sprachen als Dänisch übersetzt werden müssen. Das Ministerium kann noch keinen Termin nennen, wann ein Gesetzesantrag vorliegt.

„Wir arbeiten weiter an dem Antrag“, so die knappe Auskunft der Pressestelle des Kirchenministeriums.

Bürgerlicher Widerstand

Damit ist praktisch ausgeschlossen, dass ein Vorschlag dazu vor der Wahl noch im Folketing eingebracht wird. Und sollte die Regierung ihn präsentieren, wird er auch nicht angenommen werden.

„Es gibt keine Mehrheit für den Vorschlag, die bürgerlichen Parteien sind geschlossen dagegen“, sagt Louise Schack Elholm, kirchenpolitische Sprecherin von Venstre.

Ursprünglich wollte die Regierung den Gesetzesantrag im Februar 2021 einbringen. Doch der Termin ist wiederholt verschoben worden. Sie will mit dem Vorstoß sogenannten muslimischen „Hasspredigern“ entgegenwirken.

„Die Regierung hält daran fest, dass sämtliche Glaubensgemeinschaften umfasst sein sollen. Somit wären Tausende in anerkannten Glaubensgemeinschaften betroffen. Doch das Problem haben wir vor allem bei den nicht anerkannten, und man trifft also daneben“, so Schack Elholm.

Kritik von links

Vergangene Woche nahmen sie sowie Vertreterinnen und Vertreter der anderen bürgerlichen Parteien an Gesprächen im Kirchenministerium teil. In wenigen Tagen sollen neue Gespräche stattfinden.

Die Idee war von Anfang an unausgegoren und würde eine umfassende Diskriminierung von legitimer Religionsausübung mit sich führen.

Harro Hallmann, Leiter des Kopenhagener Sekretariats des BDN

Die Unterstützerparteien der Regierung, die Einheitsliste und die Radikalen, haben sich von Beginn an gegen die Initiative gestemmt.

„Man würde ein bürokratisches Monstrum schaffen, wenn man allen Glaubensgemeinschaften, die in einer anderen Sprache predigen, auferlegt, ihre Predigten zu übersetzen. Es ist absolut sinnlos, dass so viele betroffen würden, wenn nur so wenige gemeint sind“, so Christian Juhl, kirchenpolitischer Sprecher der Einheitsliste. Er ist bislang von Kirchenministerin Ane Halsboe-Jørgensen (Soz.) nicht zu Gesprächen geladen worden.

Auch die Radikalen machen darauf aufmerksam, dass Glaubensgemeinschaften, die auf Hebräisch, Latein, Englisch oder Deutsch predigen, von dem Vorschlag betroffen wären.

„Es ist wirkungslose Symbolpolitik, über die man nur den Kopf schütteln kann“, so der kirchenpolitische Sprecher der Partei, Andreas Steenberg.

Zufriedenheit in der Minderheit

Kritik an dem Vorhaben gab es von Anfang an auch aus der deutschen Minderheit, denn auch die Nordschleswigsche Gemeinde wäre potenziell von dem Vorschlag betroffen. Jetzt zeigt sich der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) zufrieden, dass sowohl die Bürgerlichen als auch die Unterstützerparteien gegen den Vorschlag sind.

„Ich bin froh, dass es eine Mehrheit gegen die angedrohten Zwangsübersetzungen gibt und gehe davon aus, dass sie damit vom Tisch sind. Die Idee war von Anfang an unausgegoren und würde eine umfassende Diskriminierung von legitimer Religionsausübung mit sich führen“, so Harro Hallmann, Leiter des BDN-Sekretariats in Kopenhagen.

 

 

 

 

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