Deutschland senkt Mehrwertsteuer

Branchenorganisation: Eine Explosion des Grenzhandels droht

Branchenorganisation: Eine Explosion des Grenzhandels droht

Branchenorganisation: Eine Explosion des Grenzhandels droht

dodo/Ritzau
Kopenhagen/Berlin
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Das Einkaufen im Grenzhandel könnte für den Rest des Jahres noch günstiger werden. Foto: Jon Thulstrup

Deutschland senkt bis Ende des Jahres die Mehrwertsteuer. Der Grenzhandel südlich der Grenze freut sich, noch günstigere Preise anbieten zu können. Auf dänischer Seite hat man hingegen Angst, dass nun noch mehr Dänen zum Einkaufen über die Grenze fahren.

Die deutsche Bundesregierung hat am Mittwochabend ihr neues Konjunkturpaket vorgelegt, mit dem sie die Auswirkungen der Corona-Krise abfangen möchte.

Vor allem ein Punkt in dem Hilfspakt wird auch dänische Bürger aus dem Grenzland freuen: Die Mehrwertsteuer in Deutschland wird bis Ende des Jahres gesenkt.

Das bedeutet, dass im Grenzhandel südlich der Grenze, in dem die dänischen Bürger ab dem 15. Juni wieder einkaufen dürfen, beliebte Produkte wie Bier, Limonade, Süßigkeiten und Lebensmittel noch günstiger werden könnten.

Die Mehrwertsteuer wird laut Bundesregierung vom 1. Juli bis zum 31. Dezember dieses Jahres heruntergesetzt. Der ermäßigte Steuersatz, der unter anderem für Lebensmittel, Bücher, Zeitungen sowie Erzeugnisse aus der Land- und Forstwirtschaft gilt, wird von 7 auf 5 Prozent gesenkt. Die Mehrwertsteuer für andere Waren sinkt von 19 auf 16 Prozent.

Grenzhandel freut sich

Seit Beginn der Corona-Krise im März ist die deutsch-dänische Grenze für Touristen in beide Richtungen geschlossen. Ab dem 15. Juni soll der Grenzverkehr nach Absprache beider Regierungen teilweise für Touristen und Grenzlandbewohner wieder geöffnet werden.

Auch Grenzhandelsläden wie Fleggaard, Calle und Poetzsch, die während des Corona-Shutdowns zum Teil geschlossen waren, öffnen dann wieder.

Sie freuen sich über die gesenkte Mehrwertsteuer.

„Eine niedrigere Mehrwertsteuer bedeutet, dass wir noch konkurrenzfähiger werden und unseren Kunden besonders gute Preise anbieten können“, sagt Lars Mose Iversen, Direktor von Fleggaard und Calle, zur Nachrichtenagentur Ritzau.

Sorge in Dänemark

Die Branchenorganisation der dänischen Supermärkte, „De Samvirkende Købmænd“, hat hingegen die Befürchtung, dass ein großer Teil der dänischen Einkäufe südlich der Grenze getätigt wird, wenn in Deutschland die Mehrwertsteuer sinkt.

„Wir fürchten eine Explosion des Grenzhandels, wenn die Grenze wieder geöffnet wird. Das wird großen Schaden für die dänischen Geschäfte und die Arbeitsplätze in Dänemark bedeuten. Die Mehrwertsteuer in Deutschland ist bereits niedriger als in Dänemark, wenn sie jetzt noch weiter sinkt, wird dies einen großen psychologischen Effekt haben“, so der Direktor von „De Samvirkende Købmænd“, John Wagner.

Venstres Sprecher für Finanzpolitik, Troels Lund Poulsen, fordert, dass Dänemark dem deutschen Beispiel folgen und die Mehrwertsteuer ebenfalls senken sollte. Der dänische Wirtschaftsrat Det Økonomiske Råd – auch die Wirtschaftsweisen genannt – ist hingegen nicht davon überzeugt, dass eine niedrigere Mehrwertsteuer einen großen Effekt haben würde.

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