Deutsch in Kopenhagen

Dänisch-deutscher Kulturaustausch in Kindeshöhe

Dänisch-deutscher Kulturaustausch in Kindeshöhe

Dänisch-deutscher Kulturaustausch in Kindeshöhe

Frederiksberg
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Im Liederheft können die Kinder zwischen deutschen und dänischen Liedern wählen. Foto: Walter Turnowsky

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In der Kommune Frederiksberg liegt eine Kita, in der die Zweisprachigkeit gepflegt wird. Vor allem geht es der Gründerin auch um den Kulturaustausch.

Die zwölf Kinder in der Krippe essen gerade ihr Frühstück. An den drei Tischen wird munter geplaudert. 

Am Tisch nahe dem Fenster spricht die Pädagogin Annika Deutsch mit den Jungen und Mädchen. André und Gitte sprechen an den anderen beiden Tischen Dänisch. 

Wechsel zwischen den Sprachen

Wir sind im dänischen-deutschen Kinderhaus in der Kopenhagener Inselkommune Frederiksberg. 

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprechen jeweils nur in einer Sprache mit den Kindern“, erzählt Sophia Gravenhorst, Gründerin, Leiterin und Besitzerin des Kinderhauses. 

Bei einigen der Erzieherinnen und Erziehern ergibt sich das von selbst, andere sind wie Annika zweisprachig und suchen sich ihre Sprache aus. 

„Die Kinder lernen schnell, zwischen den Sprachen zu wechseln. Ein Kind kann zum Beispiel Deutsch mit mir sprechen, dreht den Kopf und spricht mit einem Kollegen Dänisch weiter“, berichtet Gravenhorst.

Annika spricht Deutsch mit den Kindern. Foto: Walter Turnowsky

„Samen säen“

Im Kinderhaus sind insgesamt 56 Mädchen und Jungen, davon die 12 in der Krippe und 44 im Kindergarten. Zwei von ihnen sind der dreijährige Øjvind und der fünfjährige Fridtjof. Papa Kristian Thorsen hat sie gerade abgegeben. Seit einem halben Jahr sind die Jungen hier. Ein Umzug war der Anlass, nach einer neuen Kita Ausschau zu halten.

„Wir sind froh, dass es glückte, hier Plätze zu bekommen“, sagt Thorsen. 

Thorsen und seine Frau stammen aus Flensburg und sind Teil der dänischen Minderheit. Die Sprache zu Hause war bisher Dänisch.

„Wir haben gemerkt, dass sich das Deutsch insbesondere beim Älteren sehr stark entwickelt hat, seit er hier ist. Wenn wir jetzt Deutsch zu ihm reden, antwortet er auch auf Deutsch“, so der Papa.

Für mich ist wichtig, eine Brücke zu bauen zwischen unseren beiden Nationen und zwischen den Menschen. Wir spinnen hier im Kleinen den großen europäischen Gedanken weiter.

Sophia Gravenhorst, Leiterin des Dänisch-deutschen Kinderhauses in Frederiksberg

Für das Ehepaar Thorsen geht es einerseits darum, den Kindern durch die Zweisprachigkeit mehr Möglichkeiten zu eröffnen. Wichtig ist ihnen jedoch auch, Øjvind und Fridtjof beide Kulturen nahezubringen.

„Wenn man diesen Samen in der frühen Kindheit sät, gibt es die besten Chancen, dass er auch aufgeht,“ meint er.

Kristian Thorsen möchte seinen Söhnen beide Kulturen nahebringen. Foto: Walter Turnowsky

Kulturaustausch

Auch für Sophia Gravenhorst ist die Vermittlung der beiden Kulturen eine der wesentlichen Ursachen gewesen, das Kinderhaus zu gründen. 

„Der Kulturaustausch spielt für mich eine sehr große Rolle. Für mich ist wichtig, eine Brücke zu bauen zwischen unseren beiden Nationen und zwischen den Menschen. Wir spinnen hier im Kleinen den großen europäischen Gedanken weiter, damit man lernt, warum die Menschen auf der anderen Seite agieren, wie sie es tun und damit man so einander besser versteht“, sagt die Leiterin über ihre Motivation, das Kinderhaus 2016 zu gründen.

Wie das in der Praxis aussieht, erleben wir in den beiden Kindergartengruppen in den Räumen nebenan. Das Liederheft für den gemeinschaftlichen morgendlichen Gesang enthält deutsche wie dänische Lieder.

Ein Kind schlägt vor, „Fuchs du hast die Gans gestohlen zu singen“. Die Wahl fällt dann aber doch auf „Hvis du ser en krokodille i dit badekar“. Auch Tischsprüche gibt es in der einen wie in der anderen Sprache. 

„Welches Lied wollen wir singen?“ Foto: Walter Turnowsky

Zu Fastelavn wird die „Katze aus der Tonne geschlagen“, zum Karneval singen die Kinder  Lieder aus Köln und tanzen die Polonaise. Laternelaufen gibt es ebenso selbstverständlich wie „Julenisser“.

„Wir sind natürlich im Pädagogischen, im Dänischen eingebettet. Das Kind ist bei uns im Zentrum, so wie es in der dänischen und skandinavischen Pädagogik eine große Rolle spielt. Das bestätigen auch pädagogische Besucher aus Deutschland immer wieder“, erläutert Gravenhorst. 

„Tolle Mischung“

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus Deutschland kommen, tragen wiederum mit ihrem Wissen zu dem Konzept bei.

„Wenn Mitarbeiter direkt herziehen, bringen sie wiederum frischen Wind aus Deutschland mit. Von daher glaube ich, es ist uns geglückt, eine tolle Mischung aus beiden Kulturen und beiden Kita-Kulturen zu schaffen.“

Einige der Kinder sind sogar dreisprachig. Foto: Walter Turnowsky

Diese Mischung kommt bei den Familien so gut an, dass es bereits eine Warteliste gibt. Pädagoginnen und Pädagogen mit einer dänischen Ausbildung kann die Kita-Leiterin dagegen noch mehr gebrauchen. 

Wie die Thorsens kommen einige der Familien aus dem Grenzland, aber der größte Teil der Eltern sind deutsch-dänische Paare, die den Kindern beide Kulturen nahebringen und das Gespräch mit Oma und Opa in Deutschland ermöglichen wollen. 

„Wir sind mittlerweile ein Netzwerkpunkt geworden, wo die Familien, die ähnliche Hintergründe haben, sich treffen“, sagt Gravenhorst. 

Der fünfjährige Fridtjof wird auch weiterhin mit beiden Sprachen aufwachsen. Nach den Sommerferien hat er einen Platz in der Vorschule der deutschsprachigen Petri-Schule in der Kopenhagener Innenstadt bekommen. 

 

 

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Kirsten Bachmann