Umweltbelastung

Alte Munition gibt TNT an Binnengewässer ab

Alte Munition gibt TNT an Binnengewässer ab

Alte Munition gibt TNT an Binnengewässer ab

Aarhus
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Eine Granate, die von einer Taucher-Einheit der dänischen Marine bei Aarhus geborgen worden ist. Foto: Emil Ryge Christoffersen/Ritzau Scanpix

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Eine neue Studie belegt, dass Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg giftigen Sprengstoff an die küstennahen Gewässer abgeben. Die Mengen liegen jedoch deutlich unter dem Grenzwert.

Das deutsche Forschungsschiff „Akora“ war im Oktober in der Aarhuser Bucht unterwegs.

Es hat untersucht, ob giftige Sprengstoffe aus der Munition austreten, die in dem Gewässer „Koraldybet“ kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges versenkt wurden. Man schätzt, dass es zwischen 17.000 und 45.000 Tonnen waren.

Geringe Konzentration

Die Untersuchungen hat das Nationale Zentrum für Energie und Umwelt (DCE) an der Aarhuser Universität im Auftrag der Kommune Aarhus durchgeführt. Das Ergebnis: Die Munition gibt Trinitrotoluol, kurz TNT, ans Wasser ab.

„Wir haben an unterschiedlichen Orten in Dänemark Proben entnommen, an denen Munition aus dem Zweiten Weltkrieg versenkt wurde. Im ‚Koraldybet‘ war die Konzentration eindeutig am höchsten“, sagt Hans Sanderson, Seniorforscher am DCE, laut der Webseite der Universität Aarhus.

Das deutsche Forschungsschiff „Akora“ Foto: DCE

Die Konzentration ist jedoch weiterhin so gering, dass sie weit unter dem Grenzwert liegt. Sanderson sieht daher zum jetzigen Zeitpunkt keine Gefahr für die Umwelt.

Abbauprodukte können problematisch sein

Ein Grund dafür ist, dass TNT schnell abgebaut wird, wenn es in Kontakt mit Wasser gerät. Dadurch entstehen jedoch Abbauprodukte wie DNB, die ihrerseits für Mensch und Umwelt schädlich sind. Das Forschungsteam hat diese Abbauprodukte nicht nachweisen können, was jedoch nicht heißt, dass sie im Wasser nicht vorkommen können.

„Die Methoden, die man verwendet, um den TNT-Gehalt zu messen, sind nicht sehr genau, wenn es darum geht, die unterschiedlichen Abbauprodukte zu detektieren. Daher wünschen wir zurückzukehren, um das genauer zu untersuchen“, so Sanderson.

„Großes Reservoir“

Der Forscher weist auch darauf hin, dass die Konzentration von TNT zwar derzeit unbedenklich ist, sich dies jedoch ändern könnte. Die Munition in „Koraldybet“ liegt nämlich weitgehend im Schlamm begraben, wo wenig Sauerstoff vorhanden ist.

„Ohne Sauerstoff rostet das Metall nicht, und dadurch tritt weniger TNT aus. Liegt die Munition aber eines Tages offen am Meeresboden, kann ein großes Reservoir an TNT ausgeleitet werden. Ob das für die Umwelt schädlich wäre, wissen wir nicht“, sagt Sanderson.

Rückstände in Fischen

Bislang stand in erster Linie die Munition, die in der Ostsee versenkt wurde, im Zentrum der Diskussion. Vor allem im deutschen Teil ist TNT nachgewiesen worden.

„Was die Ostsee angeht, haben wir überall Spuren von TNT im Wasser. Das ist bedenklich“, sagte Jörn Scharsack vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven im September dem „Nordschleswiger“. Auch in Fischen, die in der Nähe von Munitionsverklappungsgebieten gefangen wurden, konnten seinen Worten nach TNT-Rückstände nachgewiesen werden, nicht aber in Fischen, die entfernt von diesem Gebiet gefangen wurden.

Bedarf an weiteren Messungen

Sanderson möchte auch in der Aarhuser Bucht untersuchen, ob Fische und andere Lebewesen TNT oder Abbauprodukte aufgenommen haben.

„Es ist notwendig, zu messen, wie viel TNT sich im Sediment und in den Lebewesen am Meeresboden befindet. Und wir müssen das Vorkommen der Abbauprodukte von TNT untersuchen. Dadurch erhalten wir ein genaueres Wissen über das Risiko“, sagt er.

Bergung nicht immer möglich

Bereits im September wies der Wissenschaftler darauf hin, dass man das Risiko an den jeweiligen Fundorten genau kennen müsse, bevor man entscheiden könne, wie man damit umgehen sollte. Eine Bergung sei nicht in allen Fällen sinnvoll, oder überhaupt möglich.

„Es ist wichtig, das genaue Risiko vor Ort zu kennen und dann zu entscheiden, wie es sich am besten reduzieren lässt“, sagte er.

Sein Kollege Scharsack aus Bremerhaven meint, Forschung und erste Räumarbeiten in der Lübecker Bucht müssten Hand in Hand gehen: „Es müssen Methoden gefunden werden, wie wir uns dem Problem optimal nähern. Wie können wir die Munition bergen, und was machen wir, wenn wir sie geborgen haben?“

Das dänische Umweltministerium plant noch keine Räumungsarbeiten. Es teilte im September dem „Nordschleswiger“ mit, man untersuche noch, was die beste Lösung sei.

 

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