Schleswig-Holstein

Grenzüberschreitender Bahnverkehr: SSW fordert Züge bis Fredericia

Grenzüberschreitender Bahnverkehr: SSW fordert Züge bis Fredericia

Bahnverkehr im Grenzland: SSW fordert Züge bis Fredericia

Kiel
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Noch ist Tingleff in erster Linie Abstellgleis für ausgemusterte IC4-Züge. Das wird sich in naher Zukunft jedoch ändern, wenn der Bahnhof der neue Knotenpunkt im Grenzland wird. Foto: Gerrit Hencke

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Der Südschleswigsche Wählerverband fordert mit Nachdruck Verhandlungen zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark über eine Verlängerung der grenzüberschreitenden Regionalzüge bis nach Fredericia. Die SSW-Abgeordnete Sybilla Nitsch will mit einem Antrag für die kommende Landtagssitzung Bewegung in die Sache bringen und drängt ebenfalls auf ein schnelleres Tempo am Fehmarnbelt.

Die SSW-Abgeordnete Sybilla Nitsch bringt den grenzüberschreitenden Zugverkehr in der kommenden Woche erneut auf die Tagesordnung im Kieler Landtag. Zwar begrüßt der Südschleswigsche Wählerverband die Entscheidung der dänischen Regierung, mehrsystemfähige Züge der Linie RE7 mitzufinanzieren, die ab 2028 nach Tingleff (Tinglev) verlängert werden soll, möchte aber mit der Initiative noch mehr erreichen. 

„Ich möchte gern, dass Grüne und CDU als Koalitionsparteien die Initiative mittragen. Ich bin da in Verhandlungen. Wir wollen dem Thema Nachdruck verleihen und es politisch flankieren. Die Signale sind gut“, sagt Nitsch der Redaktion des „Nordschleswigers“ am Telefon.

Deutsche Regionalzüge bis Fredericia?

In einem entsprechenden Antrag der Fraktion fordert der SSW die Landesregierung auf, mit dem dänischen Transportministerium Verhandlungen über eine Verlängerung des RE7 über Tingleff hinaus bis nach Fredericia aufzunehmen. „Dies ist der Knotenpunkt des Zugverkehrs für Mittel- und Südjütland“, so Nitsch.

Hintergrund ist der dänische Infrastrukturplan bis 2035, der auch unmittelbare Auswirkungen auf den grenzüberschreitenden Verkehr hat. So werden die dieselbetriebenen IC3-Züge durch elektrische IC5-Triebzüge vom Typ Alstom Coradia Stream ersetzt, die aber nicht mit deutschem Bahnstrom fahren können. Der Bahnhof Flensburg (Flensborg) kann somit nicht mehr von dänischen Regionalzügen angefahren werden.

Die Lösung: mehrsystemfähige deutsche Züge, die künftig alle zwei Stunden bis nach Tingleff fahren. Der Ort soll neuer Bahnknotenpunkt im Grenzland werden. Davon soll ab 2028 auch Sonderburg (Sønderborg) profitieren, da der bisherige Zweistundentakt auf eine Stunde verkürzt werden könnte.

Erste Gespräche „in ein paar Wochen“

Die Vertragsparteien hinter dem Infrastrukturplan (forligskredsen bag Infrastrukturplanen) hatten Transportminister Thomas Danielsen (Venstre) Anfang September die Erlaubnis erteilt, dass der dänische Staat die Mehrausgaben für die Anschaffung von zwei neuen Zugeinheiten durch das Land Schleswig-Holstein sowie für die Einrichtung von 21 weiteren Zugeinheiten für den grenzüberschreitenden Verkehr übernehmen kann. 

Die dänischen Vertragsparteien hatten ebenfalls beschlossen, dass die Möglichkeit der Verlängerung über Tingleff hinaus gemeinsam mit dem Land Schleswig-Holstein geprüft werden solle. „Noch haben keine Gespräche stattgefunden“, bedauert Nitsch. In ein paar Wochen sei allerdings ein Termin anberaumt.

Eine Verlängerung der Regionalzüge bis nach Fredericia würde Zugreisenden aus dem Grenzland bessere Verbindungen in die Regionen Dänemarks und zu Destinationen in Skandinavien ermöglichen, so die SSW-Abgeordnete.

Mehrsystemzüge für den Grenzland-Verkehr

Der SSW sieht insbesondere für das Oberzentrum Flensburg und den nördlichen Landesteil eine deutliche Verschlechterung der Bahnanbindung nach Norden, sollte Tingleff der neue Bahnknotenpunkt im Grenzlandverkehr werden.

„Es ist davon auszugehen, dass sich das Angebot für Verbindungen zwischen dem zentralen dänischen Bahnknoten Fredericia und Flensburg insgesamt um 80 Prozent verringern wird. Solch eine Entwicklung wäre ein deutlicher Standortnachteil für das Grenzland“, heißt es in der Antragsbegründung.

Am Telefon sagt Nitsch jedoch auch, dass Tingleff im Grenzland durchaus eine gute Wahl ist, weil damit unnötige Umstiege in Flensburg oder Pattburg (Padborg) wegfielen. 

Erkenntnisse am Fehmarnbelt nutzen

Des Weiteren fordert der SSW auch Verhandlungen mit dem Transportministerium, den dänischen Kommunen und der Region Seeland. Damit solle rechtzeitig sichergestellt werden, dass mit der Fertigstellung des Fehmarnbelt-Tunnels im Jahr 2029 auf dem Korridor regionale Zugverbindungen etabliert und diese rechtzeitig ausgeschrieben werden können. „Hier gibt es bereits Gespräche“, sagt Nitsch. 

Sollte das Vorhaben scheitern, die Verbindung Hamburg-Fredericia mit deutschen Mehrsystem-Zügen zu bedienen, sollten die Erkenntnisse genutzt werden, um Synergieeffekte und grenzüberschreitende Lösungen am Fehmarnbelt zu entwickeln. Im Juni 2023 wurde vom Land Schleswig-Holstein die bereits früher getroffene gemeinsame Absichtserklärung über die regionale Zusammenarbeit mit der Region Seeland erneuert.

Schon heute ist klar, dass die deutsche Hinterlandanbindung für den Zugverkehr voraussichtlich erst mehrere Monate nach der Tunneleröffnung fertig sein wird.

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