Angriffe

Nur keine Angst: Möwen hacken nur ganz selten zu

Nur keine Angst: Möwen hacken nur ganz selten zu

Nur keine Angst: Möwen hacken nur ganz selten zu

Apenrade/Aabenraa
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Silbermöwen sind schon von ihrer impossanten Größe her furchteinflößend. Der „stechende Blick" kommt erschwerend hinzu. Foto: AdobeStock

Ein Biologe vom dänischen Tierschutzbund gibt Lesern des „Nordschleswigers“ ein paar einfache Tipps zum Umgang mit attackierenden Küstenvögeln.

„Ich weiß, es ist leichter gesagt als getan, aber: Lasst euch von den Möwen nur nicht den Schneid abkaufen.“ Diese Aussage tätigt Michael Carlsen. Er ist Biologe beim dänischen Tierschutzbund, „Dyrenes Beskyttelse“. Das ist gleichzeitig sein Tipp Nummer eins zum Umgang mit aggressiven Küstenvögeln. Er hält gar nichts von der Bekämpfung von Möwen und anderen Tieren in den Städten. Akzeptanz lautet seine oberste Devise.

Es sind meist nur Scheinattacken

„Möwen sind in der Regel nur dann aggressiv, wenn sie ihre Jungen in Gefahr wähnen“, stellt der Biologe fest. „In dem Fall fliegen sie Scheinangriffe gegen Passanten. Sie können dabei auch ganz schön dicht an uns Menschen vorbeifliegen. In der Regel aber sind es tatsächlich nur Scheinangriffe. In ganz, ganz wenigen Ausnahmen kommt es wirklich zu Schnabelattacken“, fügt Carlsen hinzu. Krähen hacken dagegen gerne schmerzhaft zu.

Sein Tipp lautet: Keine Angst zeigen, die Möwen verjagen. „Passanten können aber auch eine Kopfbedeckung tragen. Es muss nicht unbedingt ein Helm sein“, betont er.

Raubvogel-Drachen sind zwecklos

Von Dummy-Eiern und Einölen des Geleges hält der Biologe des Tierschutzbundes indes nichts.

Wer meint, Möwen durch das Anbringen von Raubvogel-Drachen vom Brüten auf seinen Häusern abhalten zu können, liegt falsch. „Die Erfindung war eine Superidee – allerdings nur für den Erfinder. Reell haben diese Raubvogelsilhouetten keine Wirkung. In den ersten Stunden sind die Möwen vielleicht eingeschüchtert, aber dann haben sie geschnallt, dass von diesem flatternden Kameraden keine Gefahr ausgeht“, stellt Michael Carlsen fest.

Anpassungsfähig und schlau

Möwen sind anpassungsfähig und schlau, sagt er. Deshalb rät er auch den Betreibern von Straßenrestaurants und Grillimbissen, keine Essensreste herumliegen zu lassen und Tische schnell abzuräumen, damit Möwen gar nicht erst auf den Geschmack kommen.

„Wenn die Möwen herausbekommen, dass sie hier ganz einfach an Nahrung kommen können, ist das Problem nur ganz schwer wieder in den Griff zu bekommen“, räumt der Biologe ein.

Viele haben es sicherlich schon selbst beobachtet oder zumindest auf Videos gesehen, wie Möwen Menschen das Essen aus der Hand stehlen.

Um keine gefräßigen Möwen anzulocken, rät der Biologe des Tierschutzbundes den Betreibern von Straßenrestaurants die Tische schnell wieder abzuräumen. Foto: AdobeStock

Bitte nicht füttern!

„Das kann man eigentlich nur umgehen, wenn sich jeder daran hält, die Möwen auf keinen Fall zu füttern. Auch im Straßenrestaurant gilt: Nicht einschüchtern lassen, nicht zurückweichen! Zeige der Möwe, dass du der Stärkere und Mächtigere bist, dann wird sie in der Regel das Weite suchen“, versichert Michael Carlsen.

Er weiß allerdings aus eigener Erfahrung, dass das tatsächlich gar nicht so einfach ist. „So eine Silbermöwe ist schon riesig. Mit ihren gelben Augen, den schwarzen Pupillen und den fast wütenden, roten Augenrändern sind sie schon recht furchteinflößend. Eine Sturmmöwe ist allein von ihrem Erscheinungsbild schon wesentlich freundlicher – und natürlich auch kleiner“, gesteht der Biologe.

Misslungene Konfrontationstherapie

Vor einiger Zeit führte er eine Art Konfrontationstherapie mit einer jungen Frau mit einer großen Angst vor Schwänen durch. „Als der Schwan aggressiv auf sie zustürmte, machte sie instinktiv alles falsch, was man falsch machen konnte. Sie presste die mitgebrachte Bäckertüte mit dem frischen Brot eng an den Körper und wich zurück“, erzählt der Biologe. Sich groß machen und keinesfalls zurückweichen, lauten seine wichtigsten Tipps.

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