Deutsche Minderheit

Minderheiten-WG: Nach der Arbeit mit den Kolleginnen und Kollegen im Wohnzimmer sitzen

Nach der Arbeit mit den Kolleginnen und Kollegen im Wohnzimmer sitzen

Nach der Arbeit mit dem Team im Wohnzimmer sitzen

Der Nordschleswiger
Der Nordschleswiger
Apenrade/Aabenraa
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Der vollgeklebte Gang
Frühere Praktikantinnen haben die gesamten Wände des Ganges mit Seiten aus einem Magazin tapeziert. Foto: Pauline Severin

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Studierendenwohnheim, Internat oder WG: Das Zusammenleben in der Minderheit sieht ganz unterschiedlich aus. „Der Nordschleswiger“ hat die verschiedenen Einrichtungen besucht und stellt diese in einer kleinen Serie vor. In diesem Teil zeigen junge Menschen, die ein Praktikum in Nordschleswig machen, wie sie wohnen.

Elmshorn, Hamburg, Oberstaufen, Wien: Alle Wege führen nach Apenrade. Aufgrund von Praktika in Organisationen der deutschen Minderheit leben vier Mädchen und Jungen gemeinsam unter einem Dach.

Die Minderheiten-WG besteht momentan aus: Judith Reicherzer, Florian Schaaf und Pauline Severin, die wegen eines Praktikums beim „Nordschleswiger“ nach Apenrade gezogen sind, und Finja Bellgardt, die praktische Erfahrung im Deutschen Kindergarten Wilsbek als Erzieherin sammelt.

Die momentane Apenrader WG Foto: Florian Schaaf

Die Gemeinschaftsräume

Ob Gaffertape, Bügeleisen oder Smoothie-Mixer: Außer mit Schüsseln ist die Wohnung, in der niemand permanent wohnt, super ausgestattet.

„Beim ersten Mal Reingehen sah es mehr aus wie eine übliche WG und keine Wohnung für Praktikantinnen und Praktikanten“, meint Pauline.

Auch Judith erinnert sich an ihren ersten Eindruck: „Es war witzig. Als ich ankam, schoss ein früherer Praktikant aus dem Wohnzimmer, weil er so überrascht von meiner Ankunft war. In der Nacht schloss er auch seine Türe ab, weil ich ihm noch fremd war.“

Das Wohnzimmer
Das große Wohn- und Esszimmer der WG Foto: Pauline Severin

Das Wohn- und Esszimmer

Das große Sofa inklusive Sofasessel und die Eckbank mit Tisch bieten einen guten Ort zum Quatschen, Essen und Faulenzen.

Der Gang

„Nicht das Wohnzimmer, sondern der Gang ist eigentlich der Ort, wo ich am meisten plaudere, weil man immer auf dem Weg in die Küche, ins Bad oder ins Wohnzimmer jemandem begegnet“, so Pauline.

Neben der Haustür und dem Bad sind auch die gesamten Wände mit Bildern von Prominenten aus Magazinen vollgeklebt – vermutlich das Werk früherer Bewohnerinnen und Bewohnern der WG.

Die Eingangstür
Der Eingangsbereich der WG – selbst die Haustür war vor den Magazinen nicht sicher. Foto: Pauline Severin

„Die Zeitungsausschnitte finde ich witzig, das macht die WG voll bunt – und das sind wir ja auch, weil wir so zusammengewürfelt sind. Wir harmonieren aber gut“, so Judith.

Die Zimmer

Die Wohnung verfügt über vier Schlafzimmer, drei große und ein kleines. Hier heißt es: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. So hat Florian aus Elmshorn für ein paar Tage in dem kleinen Zimmer gewohnt, bis dann zu seinem Glück das größte frei wurde.

Florians Zimmer
Florians Zimmer ist das größte am Ende des Ganges. Foto: Pauline Severin

Auf der anderen Seite des Ganges wohnt Judith aus dem Allgäu. Sie macht ein Praktikum beim „Nordschleswiger“, den sie auf einer Exkursion ins dänisch-deutsche Grenzgebiet kennengelernt hatte. Von ihrem Fenster aus sind die Masten der Schiffe im Hafen zu sehen.

Judiths Zimmer
Judiths Zimmer hat wegen des großen Fensters besonders viel Licht. Foto: Pauline Severin

Gleich daneben wohnt Pauline aus Wien. Sie ist durch ihren Dänemark-Auslandsaufenthalt auf den „Nordschleswiger“ aufmerksam geworden. Von ihrem Zimmer kann sie sogar das Meer sehen.

Paulines Zimmer
Paulines und Florians Zimmer haben Doppelbetten. Foto: Pauline Severin

Finja aus Hamburg ist das neueste Mitglied der WG und arbeitet für drei Monate im Deutschen Kindergarten Wilsbek. Sie und ihr Mitbewohner Michel, eine Stoffpuppe, haben das kleinste Zimmer. „Für mich ging es nach Nordschleswig, weil die skandinavischen Länder in Bildung die Top-Vorreiter sind und ich dann hoffentlich viel nach Deutschland mitnehmen kann“, erzählt Finja.

Finjas Zimmer
Auf Finjas Bett sitzt ihr kleiner Mitbewohner Michel. Foto: Pauline Severin

Alltag und Freizeit

„Der Alltag in der WG ist sehr gemütlich. Obwohl wir viel Zeit miteinander verbringen – wir arbeiten und wohnen ja gemeinsam – haben wir uns noch nicht die Köpfe eingeschlagen“, scherzt Pauline.

Das Zusammenleben mit Kolleginnen und Kollegen ist nicht immer einfach, Judith beschreibt es so: „Es hat seine positiven und negativen Seiten. Positiv ist, dass wir den gleichen Arbeitsweg haben und ich mit Pauline gemeinsam zur Arbeit radeln kann. Andererseits ist es auch stressig in der Früh, mit dem Fertigmachen und dem Kochen am Abend. Auch die Arbeit ist leider oft in der Freizeit ein Thema.“

Der Alltag in der WG ist sehr gemütlich.

Pauline Severin, Praktikantin in Nordschleswig

Nach der Arbeit sind die jungen Menschen Anfang 20 in ihren Zimmern, und erst am Abend trifft man sich zum Plaudern auf dem Gang, in der Küche oder am Esstisch.

Am Wochenende

Sonnabend und Sonntag werden ganz unterschiedlich verbracht: Vergangenes Wochenende war Pauline in Odense, Finja in Kolding, Judith auf dem Knivsberg und Florian in Flensburg. Die Zeit in Nordschleswig wird jedenfalls fleißig genutzt.

Das Gebäude der Minderheiten-WG in Apenrade Foto: Pauline Severin

Die bunte WG

Das WG-Leben und Wohnen mit Fremden in einem anderen Land sind nichts für jedermann. „Es ist total aufregend hier! Das ist eine richtig tolle Erfahrung für mich“, meint Finja.

„Mir gefällt es auch gut. In Kiel war ich nur in einer Zweier-WG. Es ist angenehm, mit mehr Leuten zu wohnen – es gibt mehr Leben“, so Florian.

Das ist eine richtig tolle Erfahrung für mich.

Finja Bellgardt, Praktikantin in einem deutschen Kindergarten

„Das bunte WG-Leben ist neben den neuen Erfahrungen in den Praktika auch ein schönes und lustiges Erlebnis“, beschreibt Pauline.

„Ich wurde hier sehr offen empfangen und fühle mich mit meinen Mitbewohnern sehr wohl hier“, so die neueste Mitbewohnerin Finja.

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