Deutsche Minderheit
„Ich weiß mittlerweile, wie der Hase läuft“: Halbzeit für Stadtratsnewcomer Kurt Asmussen
Stadtratsnewcomer: „Ich weiß mittlerweile, wie der Hase läuft"
Stadtratsnewcomer weiß inzwischen, wie der Hase läuft
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Er war als Nachfolger von Kurt Andresen aus Nolde der politische Senkrechtstarter der Schleswigschen Partei. Kurt Asmussen schaffte bei der Kommunalwahl 2021 als Newcomer an der Seite von Routinier Erwin Andresen den Sprung in den Stadtrat. Auf die „Halbzeit“ der Legislaturperiode zurückblickend, hebt der Vater von drei Kindern insbesondere den Stellenwert hervor, den die Schleswigsche Partei und die Minderheit bei den anderen Parteien genießen.
Auf dem Hof in Pepersmark, den Kurt Asmussen von den Eltern vor einigen Jahren übernommen hat, stellte sich der SP-Politiker Fragen zu den ersten beiden Jahren seiner Premierenamtszeit als Stadtratspolitiker. Asmussen ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Planung, Technik und Landdistrikte.
Wie bist du als Newcomer in die Stadtratsarbeit hineingekommen?
„Ich musste die ganzen Abläufe erst einmal kennenlernen. Die erste Ausschusssitzung war für mich noch Latein. Mir war nicht ganz klar, wie groß der Bereich eigentlich ist. Es gab auf der ersten Tagesordnung viele Punkte, die noch aus der vorherigen Legislaturperiode stammten und abgearbeitet werden mussten. Ich musste mich in vieles reinfuchsen und mich orientieren.“
Siehst du dich mittlerweile als routinierten Politiker, der mit den Verpflichtungen und den politischen Entscheidungsprozessen vertraut ist?
„Ja, eigentlich schon. Routiniert ist vielleicht etwas übertrieben, ich weiß mittlerweile aber, wie der Hase läuft. Ich habe bereits zwei Haushaltsverhandlungen mitgemacht, und da geht es wirklich darum, dass man fit in der politischen Arbeit ist, dass man weiß, was man will und dass man nicht nur eigenen Ziele, sondern auch die der Partei vertritt“.
Als du in den Stadtrat kamst, bist du auf neue und auch viele gestandene Stadtratspolitiker getroffen. Wie würdest du dein Verhältnis zu den übrigen Stadtratsmitgliedern beschreiben?
„Es gibt kein Mitglied, mit dem ich nicht kann. Es gibt auch keine Konfrontationen. Sicherlich gibt es hier und da Mitglieder, die nicht gut miteinander auskommen, doch das gilt weder für mich noch für Erwin. Wir haben ein gutes Verhältnis zu allen, können mit allen zusammenarbeiten und müssen auch mit allen zusammenarbeiten.“
Wie ist das Berufs- und Familienleben mit dem politischen Amt zu vereinbaren?
„Das ist die ganz große Herausforderung. Ich habe zwar eine Aushilfskraft und habe betriebliche Abläufe angepasst, mein Tag ist aber voll ausgelastet. Privat ist es auch nicht einfacher geworden. Meine Frau arbeitet ein, zwei Tage nebenbei woanders. Sie hat es vermisst, Kollegen um sich zu haben. Das kann ich gut nachvollziehen. Es kann in Pepersmark manchmal einsam sein. Unsere beiden ältesten Kinder sind in dem Alter, wo sie sportliche Aktivitäten am Nachmittag haben. Das ist viel Fahrerei und mit Organisation verbunden.“
Leute wird interessieren, ob du bei der nächsten Kommunalwahl kandidierst. Wie sehen deine Ziele aus?
„Diese Entscheidung treffen wir familienintern im Laufe der nächsten Monate. Ich will es gerne, so ist es nicht. Wir müssen aber sehen, wie wir das hier alles koordiniert bekommen“.
Auf die bisherige Hälfte der Stadtratsperiode zurückblickend, was waren für dich die SP-Schwerpunkte?
„Es geht allgemein darum, was die SP eigentlich macht und wofür sie steht. Im Alltäglichen gilt es darauf hinzuweisen, dass es die Minderheit gibt. Das ist sicherlich nicht mehr so wichtig, wie in der Vergangenheit. Die Minderheit in der Kommune Apenrade ist mittlerweile ein großer Mitspieler und hat einen ganz anderen Stellenwert. Dafür haben meine Vorgänger ja schon gesorgt. In der bisherigen Legislaturperiode hat es eine Unterstützung des deutschen Hauses Jündewatt und der deutschen Schule Uk als Teil der Versammlungshäuser gegeben, und es wurde mehr Geld für den Sozialdienst zur Verfügung gestellt. Es gibt keine Diskussion in der Kommune darüber, dass irgendwelche Gelder für die Minderheit gestrichen werden sollen. Das macht uns froh und auch ein wenig stolz.“
Schauen wir auf den Ausschuss für Planung, Technik und Landdistrikte, bei dem du stellvertretender Vorsitzender bist. Was waren aus deiner Sicht die zentralen Themen der vergangenen zwei Jahre?
„Ganz zentral ist die grüne Umstellung und da spielt für mich auch Ansiedlung in den Landdistrikten mit hinein. Ich bin froh, dass in Bülderup-Bau, Rapstedt und Jordkirch Seniorenwohnungen geschaffen werden. Das ist wichtig, um Ortsgemeinschaft angemessen zu stärken. Das wird in den kommenden Jahren der generelle Knackpunkt werden. Schaut man sich die Entwicklung in den Dörfern an, dann gibt es nach wie vor Herausforderungen. Wir sind da auf einem guten Weg. Ein Problem ist aber, dass Firmen, die sich in der Kommune niederlassen wollen, einen Standort nahe der Autobahn wünschen. Klipleff und Pattburg spielen da bei der Kommunalplanung eine wichtige Rolle. An Orten wie Tingleff und Bülderup-Bau ist kaum Interesse.“
Kommen wir noch einmal auf die grüne Umstellung zurück, bei der Pläne für Solar- und Windenergieanlagen viel diskutiert und auch umstritten sind. Wie ist deine Einschätzung?
„Es ist ein Themenfeld, bei dem die Meinung der kleinen SP-Gruppe ja ein bisschen auseinanderklafft. Es ist ein sehr ambitioniertes Ziel gesetzt worden, was die Anzahl Hektar für Fotovoltaikanlagen betrifft. Ich habe vor einiger Zeit den Vorschlag im Stadtrat vorgebracht, der leider abgelehnt wurde, dass wir die Anzahl Hektar darauf begrenzen, dass wir sagen können, jetzt ist die Kommune CO₂-neutral. Die Kolleginnen und Kollegen fanden das nicht ambitioniert genug.“
Was sind aus deiner Sicht in den kommenden Jahren bis in die neue Legislaturperiode hinein weitere wichtige Herausforderungen?
„Ich kann die Kritik verstehen, wonach politisch zu sehr auf Apenrade und andere starke Ortschaften fokussiert wird. Wenn ich auf die Kommune schaue, dann halte ich Apenrade, Rothenkrug und Loitkirkeby für die Ortschaften, die sich ohne kommunale Hilfe selbst hervorragend organisieren können. Es gibt große Nachfragen für Baugrundstücke. Die große Herausforderung und unser Ziel ist es, den ländlichen Raum zu unterstützen, damit es auch dort Neubau und Ansiedlung gibt. Eine Herausforderung im ländlichen Raum haben wir zudem mit der Schließung des einen Ärztehauses in Tingleff. Es gibt ja den Wunsch, eine Begegnungsstätte in Tingleff zu bauen. Ich habe Hans Friedrich David von der Planungsgruppe angerufen, um die Idee vorzubringen, dass man die Begegnungsstätte in ein Gesundheitscenter erweitern könnte. In Bülderup-Bau ist glücklicherweise eine Lösung gefunden worden, die Ärztepraxis weiterzuführen. Ich glaube aber, es ist wichtig, dass Ärzte und medizinischen Personal sich austauschen können. Es bietet sich da eine Gemeinschaftseinrichtung mit Ärzten, Physiotherapie und anderen medizinischen Angeboten an. Ich glaube, es gelingt damit besser, junge Ärztinnen und Ärzte herzubekommen. Ich hoffe, dass diese Idee aufgegriffen wird, denn das Bürgerhaus, davon bin ich überzeugt, wird gebaut. Vielleicht nicht gleich im nächsten Jahr, aber bald.“