Gemeinsamer Vorstoß

Gesundheitsreform: Berufsgruppen, Kommunen und Regionen reden mit

Verbände, Kommunen und Regionen für Gesundheitsreform

Verbände, Kommunen und Regionen für Gesundheitsreform

Aarhus/Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Der Verband der Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger in Dänemark fordert vor allem mehr Anstrengungen, um die Personalengpässe im dänischen Gesundheitswesen zu vermindern. Foto: Tim Kildebog Jensen / Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Ärztinnen- und Ärzteverband, Gewerkschaft des Pflegepersonals, Gewerkschaft FOA sowie Verbände KL und Danske Regioner bringen sich in Position: Gemeinsam fordern sie angesichts einer alternden Gesellschaft und immer mehr chronisch Kranken einen nationalen Qualitätsplan.

Die sozialdemokratische Regierung in Kopenhagen hat vor drei Wochen Pläne für eine Gesundheitsreform vorgelegt. Während es in den Medien vor allem Aufmerksamkeit für die Zielsetzung gab, in Dänemark die Zahl der Raucherinnen und Raucher weiter zu senken, fiel das Echo auf die Absichtserklärung leiser aus, angesichts der steigenden Anzahl älterer Menschen in Dänemark und immer mehr chronisch Kranken wieder mehr wohnortnahe Behandlungsmöglichkeiten in der Krankenhauslandschaft zu schaffen.

Weitere Akteure fordern Mitsprache

Auf den Plan der Regierung mit dem wohlklingenden Titel „Mach Dänemark gesunder“ haben am Montag wichtige Akteure im dänischen Gesundheitsbereich reagiert. In einer gemeinsamen Pressemitteilung haben der Verband der Ärztinnen und Ärzte, „Lægeforeningen“, die für Pflegehelfer und viele weitere Beschäftigte im Gesundheitswesen zuständige Gewerkschaft FOA, die Gewerkschaft des Krankenpflegepersonals, der Verband der Kommunen (KL) und der Zusammenschluss der für das Krankenhauswesen hauptverantwortlichen Regionen (Danske Regioner) ihre Positionen abgesteckt.

 

Bei der Konferenz über die geplante Gesundheitsreform waren (v. l.) Torben Hollmann, Gewerkschaft FOA, Camilla Noelle Rathcke, Arztinnen- und Ärzteverband, Grethe Christensen (Dansk Sygeplejeråd), Martin Damm, Verband der Kommunen, und Anders Kühnau, Vorsitzender des Verbandes der Regionen, mit von der Partie. Foto: KL

Auch die genannten Organisationen und Institutionen sehen die angesichts zunehmender Lebenserwartung steigende Zahl älterer Menschen sowie mehr chronisch Leidende als Herausforderung im Gesundheitswesen. Gemeinsam verlangen die Akteure jedoch nicht nur Bekenntnisse zu einer Dezentralisierung der Behandlungsangebote, sondern auch Verpflichtungen zu einer gleichwertigen hohen Qualität des Gesundheitswesens überall im Lande. Wichtig sei es, dabei neue Wege zu beschreiten, angefangen vom kommunalen Gesundheitsservice bis hin zu den großen Kliniken. Wichtig sei es, neben der Behandlung auch Vorbeugung und Rehabilitierung zu stärken.

Qualitätsziele als Forderung

Eine zentrale Forderung bei dem gemeinsamen Vorstoß ist die Verständigung auf nationale Qualitätspläne. Diese sollten aber nicht nur die wichtige Gruppe der chronisch Kranken und älteren Mitbürger mit zunehmendem Pflegebedarf umfassen. Nicht übersehen werden dürfe die Gruppe der Menschen mit psychischen Leiden. Während einer Konferenz mit Spitzenvertreterinnen und -vertretern der wichtigen Akteure des Gesundheitswesens hieß es mehrfach, dass es nicht genüge, die bürgernahen Angebote wieder auszubauen. Erforderlich sei insbesondere, für überall für eine hohe Qualität zu sorgen. Diese Linie vertat auch der Vorsitzende des Verbandes der Regionen, Anders Kühnau (Soz.). Die Vorsitzende des Verbandes der Ärztinnen und Ärzte, „Lægeforeningen“, Camilla Noelle Rathcke, schlug in die gleiche Kerbe: „Der Zugang der Patientinnen und Patienten darf nicht vom Wohnort und der Postleitzahl abhängen.“

Zu große Unterschiede

„Viele Medizinerinnen und Mediziner erleben, dass es sehr große Unterschiede hinsichtlich Qualität und Inhalt der Angebote zwischen den einzelnen Kommunen gibt. Das gilt auch für die Form, wie die Behandlungsverläufe der einzelnen Patientinnen und Patienten, fächerübergreifend organisiert werden“, so Camilla Noelle Rathcke. Christina Hansen (Venstre) aus der Kommune Holbæk, Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit des Verbandes der Kommunen (KL), forderte, dass die Kommunalparlamente auch künftig Möglichkeiten haben sollten, örtliche Lösungen für eine bessere Gesundheitsfürsorge zu beschließen. Grethe Christensen, Vorsitzende des Krankenpflegeverbandes „Dansk Sygeplejeråd“, verlangte wirksame Maßnahmen gegen die bisherige Praxis, dass Kommunen und Regionen jeweils versuchten, im Gesundheitssektor Geld zu sparen, indem man einander Aufgaben zuschiebt.

Wohnortnahe Behandlung

Wichtig sei es, die im Gesundheitswesen überall sichtbaren Personalengpässe zu beseitigen. Die gemeinsame Initiative ist kurz vor Beginn der Verhandlungen der politischen Parteien und der Regierung über Einzelheiten der Gesundheitsreform angelaufen.

 

Das Tonderner Krankenhaus soll nach Plänen der Regierung als Nahkrankenhaus ausgebaut werden. Foto: Sygehus Sønderjylland

Die Ein-Parteien-Regierung muss sich eine parlamentarische Mehrheit erst sichern. Der Vorsitzende des Verbandes der Kommunen, Martin Damm (Venstre), Bürgermeister in der Kommune Kalundborg, unterstrich den Wunsch der Kommunen, vor allem wieder mehr wohnortnahe Angebote zu schaffen, um möglichst vielen Menschen unnötig lange Anfahrten zu ersparen.

Der FOA-Vertreter Torben Klitmøller Hollmann erinnert in der Pressemitteilung daran, dass im Gesundheitswesen neben ärztlichem und pflegerischen Personal nicht die übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übersehen werden dürften. FOA repräsentiere immerhin 70 Prozent des Personals im kommunalen Gesundheitswesen und im dortigen Pflegesektor.   

 

Mehr lesen