Deutsche Minderheit

So vereint das Lesen an der Tingleffer Schule Groß und Klein

So vereint das Lesen an der Tingleffer Schule Groß und Klein

So vereint das Lesen an der Tingleffer Schule Groß und Klein

Tingleff/Tinglev
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Die Jugendlichen aus der zehnten Klasse (hinten) mit den Lesepartnerinnen und -partnern aus den unteren Klassen. Foto: kjt

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Die Grundschulkinder beim Lesen unterstützen, sich besser kennenlernen und ein Wir-Gefühl schaffen. Diese Vorsätze stehen im Mittelpunkt eines Leseprojekts an der Deutschen Schule Tingleff.

„Wir haben an der Schule schon länger darüber gesprochen, was man für die Leseförderung zusätzlich machen könnte. Uns fiel dann diese Lesepartnerschaft ein“, erzählt Lehrerin Kira Schade, die an der Deutschen Schule Tingleff vornehmlich in den älteren Jahrgängen unterrichtet.

In Absprache mit den Lehrkräften der Unterstufe bis Klasse drei ist Anfang des Jahres eine Lesestunde eingeführt worden, bei der die Jugendlichen der zehnten Klasse mit Grundschulkindern gemeinsam lesen.

„Es ist ein gutes Training für die kleinen Kinder und kommt letztlich auch den Lesefähigkeiten der Großen zugute“, so Kira Schade.

Wichtiger Nebeneffekt

Es gehe aber nicht nur um das Verbessern der Lesefertigkeit. Es gehe auch um den sozialen Austausch und um das Kennenlernen.

„Auch wenn wir eine kleine Schule sind, begegnen sich die großen und kleinen Schülerinnen und Schüler relativ wenig. Die Großen sind drüben (im Neubau, red. Anm.) und die Kleinen hier (im Altbau, red. Anm.). Mit der gemeinsamen Lesestunde kommen sie sich näher und lernen sich kennen. Es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, und das ist uns wichtig“, betont Kira Schade.

Die Lesepartnerschaft wecke bei den Großen zudem Verantwortungsgefühl, Rücksicht, Geduld und auch pädagogische Fähigkeiten.

Lehrberuf nicht unbedingt auf dem Wunschzettel

Auf die Frage des „Nordschleswigers“ in die Runde der Leselehrmeister aus der zehnten Klasse, ob jemand durch das Lesetraining auf den Geschmack gekommen sei und sich vorstellen könne, Lehrerin oder Lehrer zu werden, herrschte allgemeine Zurückhaltung.

Da bedarf es offensichtlich noch mehr Übungsstunden. Gefallen habe man an dieser besonderen Unterrichtsstunde aber schon gefunden, so der allgemeine Tenor.

Erstklässlerin Laurine und Linus Menzel aus der zehnten Klasse bildeten in dieser Woche ein Lesepaar. Foto: kjt

Für den einen oder anderen Lesepartner aus der zehnten Klasse ist das Vorlesen und das Lesen lassen mit Hilfe auch kein Neuland.

Lesen im Duett

So etwa bei Linus Menzel. „Ich habe einen Neffen, der ist zwei Jahre alt. Dem lese ich gelegentlich etwas vor. Selbst lesen kann er ja noch nicht“, berichtet der Zehntklässler.

Im Duett mit Leseschützling Laurine aus der ersten Klasse gibt sich Linus routiniert und einfühlsam.

„Soll ich erst einmal vorlesen, oder willst du?“, fragt er seine Lesepartnerin, die ihren Lehrmeister kurzerhand anfangen lässt.

Gemeinsam wird in einem Pferdebuch gelesen, geschaut und umgeblättert. „Ich bin früher mal geritten“, sagt Laurine, die gern auch in Sachbüchern stöbert. Die Buchauswahl sei ganz okay.

Sie hat schon ein Buch über Ufos bereitgelegt, dass sie mit Linus durchgehen kann. Wenn die Zeit nicht reicht, kann es ja bei der nächsten Lesestunde mit den Großen noch einmal herausgeholt werden.

Laurine und Lesepartner Linus schauen in ein Kinderbuch mit Pferden und Reiten. Foto: kjt

Ob Linus dann wieder der Lesepartner ist oder jemand anderes aus der zehnten Klasse, ist offen.

„Das ist nicht festgelegt. Es ergibt sich spontan, wer mit wem liest. Dass es ein Wechsel in den Lesegruppen gibt, ist ja nur gut“, meint Kira Schade.

In den Osterferien müssen die jungen Leseratten aus der Grundschule erst einmal allein schmökern. Nach den Ferien geht es dann mit den Sparringspartnern aus der zehnten Klasse weiter. Man kennt sich ja schon gut.

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