Arbeitsmarkt

Wie Arbeitskräfte aus der Ukraine und Südeuropa Nordschleswig helfen

Wie Arbeitskräfte aus der Ukraine und Südeuropa Nordschleswig helfen

Wie ausländische Arbeitskräfte Nordschleswig helfen

Apenrade/Kopenhagen
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Südeuropäische Arbeitskräfte schauen inzwischen deutlich häufiger nach Jobangeboten in Dänemark als früher (Symbolbild). Foto: Studio Republic/Unsplash

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In welchen Kommunen Nordschleswigs Arbeitskräfte aus dem Ausland Fuß gefasst haben, zeigen neue Zahlen.

Immer mehr geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer finden einen Vollzeitjob auf dem dänischen Arbeitsmarkt. Gleichzeitig steigt auch die Zahl vollzeitbeschäftigter Menschen aus Italien und Spanien – und zwar um mehr als das Fünffache seit 2011. Das zeigen neueste Zahlen der dänischen Arbeitsagentur sowie der Zeitung „Børsen“. 

Demnach waren im Juli 10.371 ukrainische Vertriebene in Beschäftigung, die in Dänemark unter das Sondergesetz fallen, welches ihnen eine Aufenthaltsgenehmigung und den Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht. Das entspricht 75 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer im erwerbsfähigen Alter, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Betrachtet man die Beschäftigungsquote für alle Vertriebenen im erwerbsfähigen Alter aus der Ukraine, so lag der Anteil im Juli bei 50 Prozent. Sie finden vor allem in Branchen wie dem Gaststätten- und Hotelgewerbe, der Reinigung und der Landwirtschaft Arbeit.

Hier arbeiten die Geflüchteten in Nordschleswig

Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer haben in den Kommunen Tondern (Tønder) und Hadersleben (Haderslev) eine Anstellung in Vollzeit gefunden, die wenigsten in den Kommunen Sonderburg (Sønderborg) und Apenrade (Aabenraa). 

Mehr Arbeitnehmende aus Italien, Spanien und Portugal

Die ausländischen Arbeitskräfte in Dänemark kommen jedoch nicht mehr nur aus Osteuropa. „Børsen“ berichtet, dass die Zahl der vollzeitbeschäftigten Bürgerinnen und Bürger aus Italien, Spanien und Portugal heute mehr als fünfmal so hoch ist wie im Jahr 2011. Innerhalb von zwölf Jahren ist die Zahl von 3.801 auf 19.276 gestiegen – in den vergangenen Jahren besonders rasant. 

Der Anstieg ist zum Teil auf „Workindenmark“ zurückzuführen, ein staatliches Anwerbeprogramm für Arbeitskräfte aus dem Ausland. Die frühere S-Regierung erwog die Einrichtung von Arbeitsvermittlungszentren in Südeuropa. Die Pläne dazu sind noch immer nicht umgesetzt worden, und laut Arbeitsministerin Ane Halsboe-Jørgensen (Soz.) ist noch nicht entschieden, wie die neue Regierung die Anwerbung von mehr ausländischen Arbeitskräften angehen wird.

Kommune Sonderburg weit vorne

Besonders viele Menschen aus den drei Ländern arbeiten in der Kommune Sonderburg, wo auch mehrere große Unternehmen wie Danfoss, Saab Danmark und Linak ansässig sind. Zudem ist die Stadt auch Uni-Standort mit internationalem Profil. 

Meiste ausländische Beschäftigte kommen aus drei Ländern

In der Region Süddänemark arbeiteten im ersten Quartal 2023 insgesamt 26.489 Vollzeitbeschäftigte aus anderen westlichen Ländern. Etwas weniger als die 26.979 Menschen aus nicht-westlichen Ländern, die in der Region einem Vollzeitjob nachgingen. 

In der Gesamtzahl stammen die meisten ausländischen Arbeitnehmenden im Juni 2023 aus drei Ländern. Polinnen und Polen stellen mit rund 38.000 Vollzeitbeschäftigten nach wie vor die größte Gruppe von Ausländern in Dänemark, gefolgt von Arbeitnehmenden aus Deutschland (18.310), Schweden (17.030) und der Ukraine (14.666).  

Ausländische Vollzeitbeschäftigte aus Deutschland, Schweden und Polen.

Die drei größten Gruppen der Vollzeitbeschäftigten in den nordschleswigschen Kommunen im Juni 2023. Schwedinnen und Schweden zählen zu den Top 3 Arbeitnehmenden in Dänemark, da viele Menschen über den Öresund in die Hauptstadtregion pendeln.

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Dänischkurse und Weiterbildungen

Mithilfe der dänischen Agentur für Arbeitsmarkt und Rekrutierung arbeiten die Kommunen kontinuierlich an Rekrutierungs- und Ausbildungsinitiativen für Vertriebene aus der Ukraine in verschiedenen Bereichen mit Arbeitskräftemangel. Bei den Weiterbildungsinitiativen kann es sich etwa um berufsbezogene Dänischkurse und andere Weiterbildungsmaßnahmen neben dem Dänischunterricht handeln.

Ane Halsboe-Jørgensen sagt dazu: „Es ist positiv, dass so viele der Vertriebenen aus der Ukraine trotz einer schwierigen Situation und vor einem unglaublich traurigen Hintergrund eine Beschäftigung gefunden haben. Für die Regierung ist es wichtig, dass wir ihnen die Möglichkeit geben, hier in Dänemark ein möglichst normales Alltagsleben zu führen, und dass es für sie gute Möglichkeiten gibt, sich selbst zu versorgen.“

Weiter hoher Arbeitskräftemangel

Zur Arbeitsmarktsituation sagt Halsboe-Jørgensen, dass noch immer eine niedrige Arbeitslosigkeit vorherrsche und eine hohe Beschäftigung. „Wir wissen auch, dass es den Unternehmen immer noch an Arbeitskräften mangelt, sodass sie (Geflüchtete aus der Ukraine, Anm. d. Red.) vielerorts eine wichtige Ressource sein können.“

Dass auch Südeuropäerinnen und -europäer den dänischen Arbeitsmarkt entdecken, freut die Arbeitsministerin ebenfalls. „Immer wieder hören wir Geschichten, dass der Arbeitskräftemangel nicht mit Arbeitskräften aus Europa gelöst werden kann. Wir müssen einfach sagen, dass es uns kurzfristig gelungen ist, mehr Südeuropäerinnen und -europäer hierher zu bringen“, sagt sie zu „Børsen“.

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