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Analyse zeigt, wer von Schweden nach Dänemark pendelt

Analyse zeigt, wer von Schweden nach Dänemark pendelt

Analyse zeigt, wer von Schweden nach Dänemark pendelt

Kopenhagen
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Knapp 17.000 Menschen pendeln über die Öresundbrücke aus Schweden nach Dänemark zur Arbeit. Die meisten davon haben einen Job im Großraum Kopenhagen. Foto: Scanpix

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Danmarks Statistik hat eine Analyse veröffentlicht, die zahlreiche Erkenntnisse über Grenzpendelnde von Schweden nach Dänemark bringt. Im deutsch-dänischen Grenzland gibt es zwar ebenfalls Erhebungen der Pendlerzahlen, doch diese sind bislang weniger detailliert. Einen neuen Bericht erwartet die Region Süddänemark für August.

Das dänische Statistikamt (Danmarks Statistik) hat in einer neuen Analyse die Ströme der Grenzpendelnden über die Öresundbrücke von Schweden nach Dänemark untersucht. Demnach pendelten im zweiten Quartal 2022 rund 16.900 Beschäftigte zu einer Arbeitsstelle in den dänischen Teil der Öresundregion. Nur 1.400 Menschen pendelten in umgekehrter Richtung. Für die deutsch-dänische Grenze gibt es zwar auch eine Statistik, diese ist bislang aber nicht so detailreich, wie eine Nachfrage des „Nordschleswigers“ bei Danmarks Statistik und der Region Süddänemark ergab. 

In der Analyse für die Öresundregion ging es um die Fragen, wer pendelt überhaupt, und wie haben sich die Zahlen seit 2015 entwickelt. Außerdem wurden das Geschlecht und Alter der Pendelnden sowie deren Lohnniveau ermittelt. Zusätzlich gibt die Analyse Aufschluss darüber, in welchen Branchen und welchen Kommunen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Schweden tätig sind.

Knapp 17.000 pendeln nach Dänemark 

Die Ergebnisse zeigen, dass 2015 17.100 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über den Öresund fuhren. 16.100 davon, um in der Hauptstadtregion ihrem Job nachzugehen. Das entsprach 1,7 Prozent der Arbeitskraft im Großraum Kopenhagen. Im zweiten Quartal 2022 waren es 16.900 Pendelnde, von denen 15.800 in der Hauptstadtregion arbeiten. Das entspricht 1,5 Prozent der Lohnempfängerinnen und -empfänger.

Ein leichter Rückgang seit 2015. Insgesamt bleibt die Zahl der Pendelnden aber seit Jahren stabil, wenn auch mit einem kleinen Knick im Jahr 2020, als wegen der Corona-Beschränkungen besondere Reiserestriktionen galten. 35 Prozent der heutigen Pendlerinnen und Pendler sind laut Analyse aber auch schon 2015 nach Dänemark zur Arbeit gefahren. 

52 Prozent der Öresundpendlerinnen und -pendler haben die schwedische Staatsbürgerschaft, während 32 Prozent die dänische besitzen. Der Rest hatte eine andere Staatsbürgerschaft.

Sowohl 2015 als auch 2022 arbeiteten rund 94 Prozent der Pendelnden aus Schweden in der Hauptstadtregion. 44 Prozent der Pendelnden waren 2022 in der Kommune Kopenhagen angestellt. 15 Prozent in der Kommune Tårnby. Das ist dort, wo die Öresundbrücke an Land geht und der Flughafen liegt. Der Rest verteilt sich auf andere Kommunen.

Die Pendelnden arbeiteten 2022 bei 5.800 verschiedenen Arbeitgebenden. An diesen Arbeitsplätzen gab es durchschnittlich drei Einpendelnde, an 14 Arbeitsplätzen waren es mehr als 100 pendelnde Beschäftigte.

Viele arbeiten im Luftverkehrssektor. Im vergangenen Jahr machten die Pendlerinnen und Pendler 24 Prozent aller Beschäftigten im Linienflugverkehr in der Hauptstadtregion aus. In allen Jahren von 2015 bis 2022 lag der Anteil bei 23 bis 25 Prozent. 39 Prozent der aus Schweden kommenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiteten im Handels- und Transportsektor, 16 Prozent in den Bereichen Verwaltung, Soziales und Gesundheit.   

Mehr Männer als Frauen

Vor allem Männer fahren über den Öresund nach Dänemark. Ihr Anteil liegt bei 62 Prozent. Unter allen Arbeitnehmenden in der Hauptstadtregion (rund 1,1 Millionen) lag der Männeranteil im Zeitraum 2015 bis 2022 bei 51 bis 52 Prozent.

Die Pendelnden werden auch zunehmend älter, wie die Analyse zeigt. So ist die Zahl der Personen über 50 Jahre von 22 Prozent im Jahr 2015 auf 28 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Unter allen Arbeitnehmenden in der Hauptstadtregion stieg der Anteil von 29 auf 31 Prozent. Insgesamt liegt der Altersdurchschnitt über die Jahre bei 40 bis 42 Jahren. 

In allen Jahren machten die 30- bis 49-Jährigen mehr als 50 Prozent der Pendlerinnen und Pendler aus. Am Ende des zweiten Quartals 2022 lag ihr Anteil bei 56 Prozent. 43 Prozent der anderen Beschäftigten in der Hauptstadtregion Dänemarks waren im Jahr 2022 zwischen 30 und 49 Jahre alt.

Stundenlohn von Pendelnden höher

Pendlerinnen und Pendler im Alter von mindestens 30 Jahren sind überdies im obersten Stundenlohn-Quintil überrepräsentiert. Ihr Anteil liegt bei 25 Prozent. Laut Statistik beträgt der Stundenlohn in dieser obersten von fünf festgelegten Lohnkategorien im Durchschnitt 268 Kronen (2022) und liegt damit etwas höher als beim Rest der Lohnempfängerinnen und -empfänger in der Hauptstadtregion (257 Kronen).

Auf der Grundlage des Stundenlohns wurden die Beschäftigten für die Analyse in der Hauptstadtregion in fünf gleiche Gruppen (Quintile) eingeteilt, jede Gruppe umfasst 20 Prozent. Die Pendlerinnen und Pendler wurden dann in Relation zu den Quintilen gesetzt. Ein Anteil von mehr als 20 Prozent unter den Pendelnden bedeutet, dass sie überrepräsentiert sind. Darüber hinaus wurde der mittlere Stundenlohn (Median) der aus Schweden kommenden Beschäftigten mit dem mittleren Stundenlohn der übrigen Arbeitnehmenden verglichen.

20 Prozent der Pendlerinnen und Pendler gehören zum untersten Quintil, was dem Anteil unter den anderen Arbeitnehmenden in der Hauptstadtregion Dänemarks entspricht.

Wenig Daten für deutsch-dänische Grenzregion

Eine weniger ausführliche Analyse gibt es bislang für die Grenzregion Nord- und Südschleswig. „Wir führen eine jährliche Sondererhebung über das Pendeln aus Deutschland in die Region Süddänemark durch und sind dabei, den Jahresbericht des Beratungsausschusses für die deutsch-dänische Zusammenarbeit zu erstellen, der in Zukunft Entwicklungsbarometer heißen könnte“, sagt Bo Hanfgarn Eriksen, Chefkonsulent für regionale Entwicklung, Gesundheitsinnovation und Kultur bei der Region Süddänemark. Ein Element des Berichts sei die Pendlerstatistik. 

Bis dahin verweist Hanfgarn Eriksen auf den Jahresbericht für 2022. Dort sind ebenfalls Statistiken zu den Pendlerzahlen zu finden, allerdings mit einem älteren Stand. Demnach pendelten 2020 5.573 Menschen aus Deutschland nach Süddänemark. 82 Prozent davon gingen einer Arbeit in Nordschleswig nach, 12 Prozent arbeiteten im Dreiecksgebiet (Trekantområde) zwischen Kolding, Vejle und Fredericia. Nur etwa 3 Prozent haben einen Arbeitsplatz im Großraum Esbjerg, 2 Prozent jobben auf der Insel Fünen (Fyn).

Die Zahlen basieren auf Daten von Danmarks Statistik. Die Region hat, wie sie auf Nachfrage mitteilt, keinen Zugang zu vergleichbaren Daten über Auspendlerinnen und -pendler nach Deutschland.

„Pendeln wird nach Arbeits- und Wohnort definiert und nicht danach, ob man tatsächlich täglich die Grenze überschreitet“, gibt Hanfgarn Eriksen zu bedenken. Die dänische Pendlerstatistik basiere auf Registerdaten zur Beschäftigung.

Wo die Deutschen arbeiten, die nach Dänemark pendeln, ist im Bericht ebenfalls erfasst. Demnach arbeiten 34 Prozent der dieser Menschen in der Industrie, jeweils 13 Prozent im Transport und im Handel, 12 Prozent im Gesundheits- und Sozialwesen. 34 Prozent gehen einer Beschäftigung in anderen Branchen nach.

Insgesamt werden etwa 4 Prozent der Arbeitsplätze in den vier Kommunen Nordschleswigs durch Grenzpendelnde besetzt. „Wir haben keine Daten über das Alter oder Geschlecht“, so Hanfgarn Eriksen. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu der Pendler-Analyse der Öresundregion. Auch zu Medianlöhnen oder der Staatsbürgerschaft gibt es bislang keine Daten. 

Unterschied zu Erhebungen des Regionskontors

Doch auch zur Pendlerstatistik des Regionskontors gibt es einen deutlichen Unterschied: die Zahl der Pendlerinnen und Pendler. Im Bericht werden für das vergangene Jahr 12.727 Grenzpendelnde ausgewiesen, von denen etwas mehr als 5.000 in Nordschleswig Arbeit haben. Das sind mehr als doppelt so viele, wie die Region Süddänemark erfasst. Das Regionskontor erhebt die Zahlen der Grenzpendelnden seit 2007 auf jährlicher Basis. Sie beruhen jedoch auf einer anderen Datenquelle, nämlich jobindsats.dk.

Den neuen Bericht der Region Süddänemark erwartet der Chefkonsulent im August. Dann allerdings in einer vorläufigen Version, über die der Regionsrat zunächst beraten will. 

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