Leserbrief
„Oben ohne unten“
Oben ohne unten
Oben ohne unten
Ernstwalter Clees nimmt Stellung zu einem Phänomen, das im Leitartikel von Siegfried Matlok angesprochen wird.
In seinem Kommentar „Ballett mit Wundertüte“ schildert Siegfried Matlok in den letzten Absätzen ein Phänomen, das mich als die Sprachen liebender Beobachter schon seit Jahren beschäftigt. Genau genommen seit der Kommunalreform in Dänemark. Und ein Schelm, wer eine Absicht vermutet: Im offiziellen dänischen Sprachgebrauch verschwinden still und leise alle Landschaftsbezeichnungen, die auf die geschichtliche Verbundenheit mit dem Nachbarn im Süden hindeuten könnten. Das fängt mit Nordschleswig – Nordslesvig – an. Der Name ist längst - und geschichtlich und geografisch verfälscht - durch Sønderjylland ersetzt.
Selbstverständlich gibt es im Dänischen aber ein Sydslesvig, doch was ist der Süden ohne den Norden? Oben ohne unten? Rechts ohne links? Ohne Bezug. Dann kann man sich das Syd- ehrlicherweise auch sparen.
Auch Sønderjylland hatte im Grunde dasselbe Schicksal, nämlich das Fehlen des Pendants im Norden, seit vor langer Zeit die politische Einheit Nørrejylland aufgelöst wurde.
Und jetzt ist alles Syddanmark. Sicher nicht falsch, aber doch so undifferenziert, dass es wehtut. Wer wird das als seine Heimat empfinden?
Nun also auch noch Süderjüten. Hä? Sowas passiert, wenn man amtlicherseits das Wort Nordschleswig absolut nicht in den Mund nehmen möchte. Wie gesagt: „Honi soi qui mal y pense“.
Ernstwalter Clees
Huusbarg 70E, D 22359 Hamburg