Leserbrief

„Meinung eines Schleswig-Holsteiners“

Meinung eines Schleswig-Holsteiners

Meinung eines Schleswig-Holsteiners

Dietrich Pape
Deutschland
Zuletzt aktualisiert um:

Dietrich Pape antwortet in seinem Leserbrief auf M. B. Christiansen und kommt er auf das Leben und Wirken von Bismarck zu sprechen.

Mit Interesse las ich den sehr lesens- und nachdenkenswerten Leserbrief von M. B. Christiansen aus Bülderup-Bau im „Nordschleswiger“ vom 14. Juli 2020 (Seite 8).

Dieser Leserbrief macht die Problemstellungen in der heutigen deutschen Minderheit in Nordschleswig außerordentlich anschaulich.

Zunächst möchte ich als deutscher Schleswig-Holsteiner raten, seinen Sprachgebrauch zu überdenken, um sich nicht von vornherein in der Bundesrepublik durch „Saubermänner“ isolieren zu lassen. Ich hatte im Alltag den Gebrauch des Begriffes „Minderheit“ für sehr viel zweckvoller als den Terminus „Volksgruppe“, der bei unpolitischen deutschen Zeitgenossen Assoziationen an den „N.S.-Ortsgruppenleiter“ und den „SS-Gruppenführer“ wachruft. Dazu sollte allen mit der schleswig-holsteinischen Geschichte Vertrauten der Begriff „Volksgruppe“ zu teuer sein.

Dies schreibt Ihnen, Herr Christiansen, jemand, der außerordentlich die Umbenennung der FUEV (= Föderalistische Union europäischer Volksgruppen) in FUEN (= Federal Union of European Nationalities) unter dem früheren BdN-Vorsitzenden Hans-Heinrich Hansen bedauert hat.

Den jetzigen Namen könnte man ebenso gut für die gesamte EU (früher: EWG) gebrauchen, da er interessenmäßig wenig konkret ist.

„E(e)uer stetiges Aushöhlen der Fundamente der Volksgruppe“ sollte die Betroffenen doch etwas mehr zum „In-sich-Gehen“ veranlassen, als dass man meint, sich mit „Lobgesängen“ nach vorne schieben zu müssen. Die für Februar 2021 angekündigte Schließung des „Nordschleswigers“ ist hier ein „Alarm-Signal“ erster Klasse!

Die Delegierten-Konferenz des BdN sollte vor einer solchen Realisierung doch noch einmal „in sich gehen“ und über den eigenen Tellerrand hinausblicken: Die Südtiroler wollten nicht auf ihre „Dolomiten“, die Südschleswiger nicht auf „Flensborg Avis“, die Serben in der Lausitz nicht auf ihre „Serbske Nowiny“ und die Mudjaren in der Slowakei nicht auf ihre Zeitung unter Edita Slezakova verzichten. Ähnliches gilt für die Ungarn in Kroatieren und in Siebenbürgen.

Die von M. B. Christiansen angesprochene Sprengung des Bismarck-Denkmals auf dem Knivsberg leitet über zum SHZ/Nordschleswiger-Artikel vom gleichen Tag (14.7.2020, Seite 6).

„Streit um Bismarck: Pastor will Denkmal köpfen.“

Offensichtlich leben der Altonaer Pastor Ulrich Hentschel und der SHZ-Journalist Markus Lorenz völlig geschichtslos in den Tag hinein. Hauptsache, man kann sich als „Saubermann“ profilieren.

Beiden ist offensichtlich nicht geläufig, dass Gustav Stresemann bei den ersten republikanischen Reichstagswahlen der Weimarer Republik im Sommer 1920 im Bündnis mit der ebenfalls neu gegründeten Deutschnationalen Volkspartei (Graf Westarp, Hugenberg) unter dem Symbol des Hamburger Bismarck-Denkmals seinen politischen Durchbruch erzielte.

Ob Bismarck Anti-Demokrat war, darüber kann man bis morgen früh diskutieren.

Offensichtlich ist der „Gruppe Hentschel/Lorenz“ aber nicht geläufig, dass Bismarck im Februar 1867 der erste (!) europäische Staatsmann war, der in dem von ihm regierten Land („Norddeutscher Bund“) das „Allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht“ einführte, wortgenau mit dem gleichen Text, wie ihn 1848/49 die – revolutionäre – „Frankfurter Deutsche Nationalversammlung“ beschlossen hatte. Um der „Gruppe Hentschel/Lorenz“ bei ihren fehlenden historischen Bismarck-Kenntnissen „auf die Sprünge zu helfen“, empfehle ich ihr dringend die Lektüre des imposantesten historischen Standardwerkes, das in den Jahren der deutschen Teilung von 1945 bis 1990 in der damaligen DDR verfasst wurde: Ernst Engelbergs Bismarck-Biografie.

Dietrich Pape
Mandelring 67
67433 Neustadt

Mehr lesen

Leserbrief

Antje Beckmann, Elke und Herbert Delfs
„Horups Hotelträume …“

Leserbrief

Meinung
Allan Søgaard-Andersen
„Bekymret for det ekstreme højre“

Leserbrief

Meinung
Uwe Lindholdt
„Natur und Klima können Hand in Hand gehen“

Leserbrief

Meinung
Jan Køpke Christensen
„Sundhedsvæsenet i krise“

Leserbrief

Meinung
Kristian Pihl Lorentzen
„Hærvejsmotorvejen som grøn energi- og transportkorridor“

Leserbrief

Meinung
Asger Christensen
„På tide med et EU-forbud mod afbrænding af tøj“