Leserbrief

„Gerhard Mammen und Gösta Toft zu den Plänen der AG Zukunft“

Gerhard Mammen und Gösta Toft zu den Plänen der AG Zukunft

Gerhard Mammen und Gösta Toft zu den Plänen der AG Zukunft

Gösta Toft, Gerhard Mammen
Apenrade/Aabenraa
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Eine „Zwangsmitgliedschaft“ im Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) halten der ehemalige Parteisekretär der Schleswigschen Partei (SP), Gösta Toft, und der ehemalige SP-Vorsitzende Gerhard Mammen nicht für sinnvoll, schreiben sie in einem Leserbrief unter dem Titel: „Freie Wahl für eine ‚Minderheit mit Zukunft‘“. Auch was die Abschaffung der BDN-Bezirke betrifft, sind beide sehr skeptisch.

Die AG Zukunft des BDN hat einen neuen 11-Punkte-Plan für eine „Minderheit mit Zukunft“ erarbeitet. Das ist zunächst eine gute Initiative des BDN und die Arbeitsgruppe ist so zusammengestellt worden, dass sie ein breites Spektrum der deutschen Minderheit repräsentiert. Auch aus unserer Sicht besteht Handlungsbedarf, was die Organisation und Struktur der deutschen Minderheit betrifft.

In vielen örtlichen Vereinen und regionalen Verbänden ist es schwer, neue Vorsitzende und Vorstandsmitglieder zu rekrutieren und an manchen Generalversammlungen, Hauptversammlungen und der BDN-Delegiertenversammlung nimmt die „Basis“ nicht so teil, wie man es sich wünschen könnte. Deshalb sind die Vorschläge über eine neue Struktur umso interessanter.

Im Kern sind es zwei Vorschläge, die besondere Beachtung verdienen: die Einführung einer verpflichtenden Basismitgliedschaft und die Abschaffung der BDN-Bezirke. Mit einigen der anderen Vorschläge der Arbeitsgruppe, z. B. das Generalsekretariat als leitendes Organ zu etablieren, eine bessere (interne) Kommunikation oder die Struktur der Verbände zu erneuern, haben wir uns in der Minderheit schon seit Jahren befasst. Diese Vorschläge werden hier aber nur am Rande betrachtet.     

Die AG schlägt eine BDN-Basismitgliedschaft vor, damit ALLE Nutzer unter einem Dach versammelt sind, Teil von etwas Größerem werden. Das hört sich unmittelbar vernünftig an, aber will man unbedingt BDN-Mitglied werden, wenn man eigentlich nur am Motionstreff des Sportvereins teilnehmen will? Oder will man Parteimitglied werden, nur weil man eigentlich ein Theater-Abo wollte? Die Bindung der Mitgliedschaften ist nicht unproblematisch, wir haben sie schon bei BDN/SP und haben auch Probleme damit. Lasst die, die bei uns mitmachen wollen, frei entscheiden, welches unserer Angebote sie annehmen wollen und in welchem Verein sie Mitglied werden. Wollen sie mehrere Angebote annehmen, umso besser.

Die Registrierung der Mitgliedschaft sollte auch frei sein, aber wir sollten die Interessierten BITTEN, sich (mit Personennummer und Kontaktdaten) registrieren zu lassen. Das machen wir an vielen anderen Stellen jeden Tag. Eine „Zwangsmitgliedschaft“ im BDN halten wir nicht für sinnvoll! In welchem Verein man Mitglied sein will und ob man sich registrieren lässt, sollte jeder für sich frei entscheiden können.

Was die Abschaffung der Bezirke betrifft, sind wir sehr skeptisch. Zu groß sind die obengenannten Probleme auf örtlicher und regionaler Ebene, wenn es darum geht, neue Vorstandsmitglieder zu gewinnen. Das gilt nicht nur für den BDN und seine Ortsvereine, das gilt auch für den Jugendverband und seine Sportvereine oder den Sozialdienst und seine örtlichen Vereine. Über die Jahre hat das leider dazu geführt, dass es „schwarze Flecken“ in Nordschleswig gibt, wo die Vereine/Verbände gar nicht oder nur sehr schwach vertreten sind. Wir brauchen aber eine Verbands- und Vereinsstruktur in Nordschleswig, die flächendeckend ist und keine schwarzen Flecken oder Grauzonen auf der Landkarte hinterlässt. Gerade deshalb dürfen die Bezirksvereine, die von der Fläche den dänischen Kommunen entsprechen, nicht abgeschafft werden. Ganz im Gegenteil: Sie müssen gestärkt werden, sodass wir in allen Verbänden eine einheitliche Struktur bekommen, die mit der dänischen Kommunalstruktur übereinstimmt.

Die Kommunen sind in vielen Lebensbereichen unseres Alltags unsere Partner. Und viele Kompetenzen können auf die Bezirksebene verlagert werden, z.B. die Wahl der Kulturausschussmitglieder. Sie könnten auch die größeren Veranstaltungen planen und durchführen, für die die Ortsvereine heute vielfach zu klein sind. Statt immer mehr Zentralisierung im Generalsekretariat, würden wir dadurch eine DEZENTRALSIERUNG erreichen und starke und effektive Bezirke schaffen. Die Ortsvereine können, wo ausreichend Freiwillige zur Verfügung stehen, weiter bestehen; sie sind aber nicht auf regionaler Ebene/Verbandsebene vertreten, sondern auf Bezirksebene. Das schafft eine klare Zuordnung.

In der Schleswigschen Partei sind die Bezirke/Kommunen seit langem die Basis für die politische Arbeit (Kommunalvorstände). Das hat sich, wie die Entwicklung der Wahlzahlen belegt, gut bewährt. Und um keinen in Zweifel zu lassen: JA, wir sprechen uns auch für eine Trennung von BDN und SP aus.

Wir leben heute in einer Welt, wo die Mobilität höher ist und die Abstände ­− auch durch die Digitalisierung − kleiner werden. Darauf muss sich die deutsche Minderheit einstellen. Wir plädieren für Reformen, die auf die freie Wahl der Mitgliedschaft in unseren Vereinen beruht und für eine Stärkung der Bezirke in den Verbänden – vor allem im BDN!  

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