Sauerstoffmangel

Sorge um Gewässer - Dänemarks wackliger Ruf beim Umweltschutz

Sorge um Gewässer - Dänemarks wackliger Ruf beim Umweltschutz

Sorge um Gewässer - Dänemarks wackliger Ruf im Umweltschutz

Ritzau/ml
Kopenhagen
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Grünalgenblüten sind in der Regel ein Zeichen für Sauerstoffmangel im Wasser und verstärken die Sauerstoffverarmung. Der Sommer 2022 war durch eine besonders starke Sauerstoffverarmung gekennzeichnet. (Archivbild) Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

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Eine Reihe von Umweltorganisationen ist besorgt um den Zustand der dänischen Gewässer. Wenn Dänemark seine Ziele zur Verbesserung der Situation verfehlt, könnte das Land nach Ansicht eines Forschers schon bald vor dem Europäischen Gerichtshof stehen.

Die sogenannte aquatische Umwelt steuert auf eine beängstigende Frist zu, die vor dem Europäischen Gerichtshof enden und Dänemarks grünes Image ruinieren könnte. Im vergangenen Herbst war ein Gebiet von der Größe Fünens von der Sauerstoffverarmung betroffen. Für eine Reihe von Umweltorganisationen und Forschern ist dies ein Alarmsignal. 

Sie weisen darauf hin, dass Dänemark meilenweit davon entfernt ist, die Umweltversprechen einzuhalten, die es vor 20 Jahren gegeben hat, als es der EU-Wasserrahmenrichtlinie zugestimmt hat. 

Die Frist für die Erreichung eines guten ökologischen Zustands der dänischen Gewässer läuft im Jahr 2027 ab, und Dänemark ist noch lange nicht so weit. Daher hat eine Gruppe von Umweltorganisationen einen Notfallplan für den Zustand der Gewässer ausgearbeitet. 

Kritischer Zustand der Gewässer löst nicht genügend Besorgnis aus 

„In den vergangenen Jahren haben wir eine massive Sauerstoffverarmung erlebt. Wenn ein ähnlich großes Gebiet auf der Erdoberfläche auf die gleiche Weise wie unter der Meeresoberfläche ausgestorben wäre, hätte das einen Aufschrei ausgelöst“, sagt Torben Kaas, Vorsitzender des dänischen Anglerverbandes. 

Als weitere Folgen einer an Stickstoff erstickenden Meeresumwelt verweist er auf die Tatsache, dass Fischarten wie Kabeljau und Seehase mit dem sonst so beliebten Rogen weitgehend aus den dänischen Gewässern verschwunden sind. „Sie sollten hier ganz normale Arten sein. Stickstoff ist der Hauptschuldige für ihr Fehlen“, sagt er.

 

Wir benötigen eine viel gezieltere Stickstoffregulierung für einzelne Betriebe. Andernfalls werden ‚freiwillige Regelungen‘ die Todesursache auf dem Grabstein der dänischen Gewässer sein.

Torben Kaas, Vorsitzender des dänischen Anglerverbandes

Keine Verbesserung seit 2016

Stiig Markager, Professor an der Universität Aarhus, war einer der Autoren der letzten offiziellen Novana-Berichte. Sie werden von der Universität Aarhus und Geus herausgegeben und geben einen Überblick über den Zustand der Gewässer und der Natur.

Im letzten Bericht wird die Stickstoffeinleitung ins Meer für 2021 mit 55.000 Tonnen angegeben. Keine wirkliche Verbesserung seit 2016. 

„Wir sind so weit vom Kurs abgekommen. Heute erfüllen nur 5 von 105 dänischen Küstengebieten die Umweltanforderungen, die wir der EU vor langer Zeit versprochen haben“, sagt der Wissenschaftler.

Das Versprechen ist, dass alle 105 Meeresgebiete bis 2027 in der Lage sein sollen, den Umweltanforderungen zu entsprechen. Diese Anforderungen an die Gewässer seien ambitiöser als die Klimaziele, „über die sonst viel mehr gesprochen wird“. Daher dränge die Zeit zum Handeln. 

Notfallpaket initiiert

Der dänische Anglerverband hat kürzlich gemeinsam mit der dänischen Gesellschaft für Naturschutz, Greenpeace und dem Council for Green Transition ein „Notfallpaket“ zur Reduzierung der Stickstoffeinleitungen in die Meeresumwelt auf den Weg gebracht. 

„Wir benötigen eine viel gezieltere Stickstoffregulierung für einzelne Betriebe. Andernfalls werden ‚freiwillige Regelungen‘ die Todesursache auf dem Grabstein der dänischen Gewässer sein“, sagt Torben Kaas, Vorsitzender des dänischen Anglerverbandes.

 

Entscheidend ist, dass wir uns auf die Freiwilligkeit konzentrieren, anstatt alle möglichen neuen Notfallpläne und Notlösungen zu entwickeln.

Anders Panum, Direktor für Umwelt beim Dänischen Rat für Landwirtschaft und Ernährung

Landwirtschaft massiv einschränken 

Professor Stiig Markager stimmt dem zu. Er ist jedoch der Meinung, dass der Kurs noch deutlicher sein muss, wenn Dänemark ein EU-Gerichtsverfahren auf jeden Fall vermeiden will. „Wenn wir etwas Effektives machen wollen, müssen wir aufhören, 400.000 Hektar Ackerland entlang der Küsten und Wasserläufe zu bewirtschaften“, sagt er.

Dies entspricht einer Fläche von der Größe Fünens, die laut Stiig nicht mehr von den Landwirten gedüngt und bewirtschaftet werden dürfte. Es überrascht daher nicht, dass der Landwirtschaftssektor damit überhaupt nicht einverstanden ist.

Landwirtschaft kontert

„Wir sind sehr besorgt, dass einige Politiker und Politikerinnen so kurz vor der Ziellinie vor 2027 gezwungen sein könnten, panische Entscheidungen zu treffen“, sagt Anders Panum, Direktor für Umwelt beim Dänischen Rat für Landwirtschaft und Ernährung.

Er meint, das bereits getroffene Agrarabkommen reiche aus, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Er setzt daher weiter auf freiwillige Einschränkungen. „Entscheidend ist, dass wir uns auf die Freiwilligkeit konzentrieren, anstatt alle möglichen neuen Notfallpläne und Notlösungen zu entwickeln.“

Anfang dieser Woche wurden Umweltminister Magnus Heunicke (Sozialdemokratie) und Jacob Jensen (Venstre), Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei, von der Sozialistischen Volkspartei (SF) zu einer Anhörung zu diesem Thema eingeladen.

Beide Minister beteuerten, dass es sehr bedauerlich sei, dass die Dinge nicht so schnell wie gewünscht vorangekommen sind. Sie verwiesen aber auf die jüngste, breit angelegte Vermittlung hinter dem Agrarpaket und die Neubewertung spätestens im Jahr 2024.

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