Meeresumwelt
Alarmierend niedrige Sauerstoffwerte in der Flensburger Förde
Alarmierend niedrige Sauerstoffwerte in Flensburger Förde
Alarmierend niedrige Sauerstoffwerte in Flensburger Förde

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Der erste Bericht der staatlichen dänischen Umweltbehörde in diesem Jahr zur Situation in den inländischen Meeresbereichen weist auf eine miserable Situation in den östlichen Küstengewässern Nordschleswigs hin. Die Lage ist deutlich schlimmer als im Vorjahr.
Die Universität Aarhus hat den ersten von drei offiziellen Berichten zum Sauerstoffgehalt in den dänischen Küstengewässern und Förden veröffentlicht. In dem Bericht sind die Messungen der dänischen Umweltbehörde Miljøstyrelsen ausgewertet worden, die teilweise seit dem Frühjahr laufen.
Verhängnisvoll für dort lebende Organismen
Von der Flensburger Förde, aus der seit Jahrzehnten immer wieder Sauerstoffmangel und „Todeszonen“ in tieferen Abschnitten gemeldet werden, kommen auch in diesem Jahr alarmierende Nachrichten.

Das Gleiche gilt für den Kleinen Belt, wo seit Mitte August immer größere Bereiche unter Mangel am Atemgas Sauerstoff leiden. Aus angrenzenden Förden und Buchten wird ebenfalls seit Mitte August über immer größere Flächen mit Sauerstoffmangel berichtet, was für Bodenorganismen wie Muscheln, Schnecken und Würmer ebenso verhängnisvoll ist wie für die Fische, die sich nicht rechtzeitig in sauerstoffreichere Bereiche haben flüchten können.
Wetterlage beeinflusst die Situation
Laut Umweltministerium in Kopenhagen sind die starken Niederschläge zu Beginn des Jahres und das windarme, heiße Wetter seit Mitte August verantwortlich für die schlechtere Situation in den Gewässern. Allerdings wird die Angabe, dass besonders viele Nährstoffe in die Gewässer aufgrund der Regenfälle im Februar eingeschwemmt worden sind, nicht näher erläutert. Die Nährstoffe sind offenbar in die Gewässer gelangt, obwohl seit Jahren die Landwirtschaft durch Auflagen bei den Düngenormen und der Flächenbegrünung die Nährstoffauswaschung vermindern. Die Nährstoffe fördern die Algenmassenvermehrung. Ganze Teppiche von Mikroalgen, die sich, gefördert durch das Nährstoffangebot und bei viel Sonnenschein, entwickeln, sinken nach ihrer „Blüte“ weiter Jahr für Jahr auf den Grund der Förden und anderer Meeresgewässer, wo bei Zersetzung der abgestorbenen Algen dem Wasser Sauerstoff entzogen wird.

Hohe Temperaturen während des Winters und in der warmen Jahreszeit verschlimmern die Situation, denn in warmem Wasser löst sich weniger Sauerstoff, was sich verhängnisvoll für die Tierwelt in den betroffenen Gewässern auswirkt.
Verbreiteter Sauerstoffschwund
Laut Umweltbehörde herrscht in der Apenrader Förde aktuell starker Sauerstoffschwund, in Tiefenbereichen ist der Sauerstoffgehalt teilweise auf null gesunken. Bei 2 bis 4 Milligramm Sauerstoff pro Liter spricht man von mäßigem Sauerstoffschwund, bei 4 bis 6 Milligramm pro Liter heißt es, dass ein niedrigerer Sauerstoffgehalt vorhanden ist. Erst bei mehr als 6 Milligramm ist ein Normalzustand vorhanden.

Meist führen nur Algen und Seegras dem Wasser während des Sommers im Zuge der Fotosynthese Sauerstoff zu. Nur in der kalten Jahreszeit findet eine Durchmischung statt, mit Zufuhr sauerstoffreichen Wassers auch in die tieferen Bereiche des Wassers. Dabei gibt es positive Effekte durch Stürme, die der Ostsee von der Nordsee durch Kattegat und Belte „Frischwasser“ zuführen. In der Haderslebener Förde wurde schon im Juli die Freisetzung von Schwefelwasserstoff festgestellt. Das deutet auf Fehlen von Sauerstoff hin, es ist zu Gärungsprozessen im Bodenschlamm gekommen. Eine tödliche Gefahr für die Tierwelt. Laut Untersuchungen der Umweltbehörde war in der Flensburger Förde das unterste Viertel der Wassersäule im Gewässer von Sauerstoffschwund betroffen.
Badewasser ist in Ordnung
An den Stränden fällt die Sauerstoffnot in den bodennahen Bereichen der Förden meistens nicht auf, die oberste Wasserschicht, in der gebadet wird, ist klar und die Wasserqualität gut. In der Sonderburger Bucht war der Sauerstoffgehalt in Bodenbereichen während der vergangenen Wochen auf null gesunken. Offenbar war es dort aber nicht so schlimm wie in Teilen des Limfjords, wo ebenso wie in den Gewässern südlich der Insel Fünen tote Bodentiere und tote Fische entdeckt wurden. Weniger ernst sah es insgesamt gesehen im Bereich der Insel Seeland (Sjælland) aus. Auch die Nordseeküste wies keinen Sauerstoffschwund auf.
In den nächsten Wochen folgen weitere Berichte, bessere Sauerstoffwerte dürfte es erst bei einem Wetterumschwung hin zu niedrigeren Temperaturen und Stürmen mit starker Wasserzirkulation geben.