Naturschutz in der Tonderner Marsch

Ein ganz neues Storchennest wird in Ruttebüll montiert

Ein ganz neues Storchennest wird in Ruttebüll montiert

Ein ganz neues Storchennest wird in Ruttebüll montiert

Ruttebüll/Rudbøl
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Am Sonntag waren noch am Abend Storchenschützer mit der Erneuerung des Storchenhorstes in Ruttebüll beschäftigt. Die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen. Foto: Volker Heesch

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Der Naturberater der Kommune Tondern, Hans Tonnesen, hat Bedenken gegen einen Mobilfunkmast direkt neben dem traditionellen Wohnsitz des Grenzdorf-Adebars. Renaturierungen in benachbarten Niederungen helfen bei der Wiederansiedlung.

Am vergangenen Wochenende haben Mitarbeiter der Gruppe „storkene.dk“, die sich beim Storchenschutz und der Wiederansiedlung der bekannten Vogelart in Dänemark engagiert, mit der Totalrenovierung des Mastes und des Storchennestes in Ruttebüll begonnen.

Nest-Renovierung noch nicht fertig

„Die Arbeiten sollen am kommenden Wochenende abgeschlossen werden“, berichtet der Naturberater der Kommune Tondern (Tønder), Hans Tonnesen, dem „Nordschleswiger“. „Der angekündigte Sturm könnte noch dazwischenkommen“, so Tonnesen, der in den vergangenen Jahren an der Instandhaltung und Beringung von Jungstörchen in Ruttebüll beteiligt war. Dort war zeitweilig das letzte Brutpaar der einst in ganz Dänemark verbreiteten Vogelart beheimatet. Seit einigen Jahren ist der viele Jahrzehnte genutzte Ruttebüller Horst verwaist, während in anderen Bereichen Nordschleswigs dort aufgestellte Storchennester von Brutpaaren angenommen worden sind.

Storchen-Potenzial in Ruttebüll

„Das Ruttebüller Nest und die gesamte Konstruktion des Mastes waren verrottet“, erklärt Hans Tonnesen. „Im Bereich von Ruttebüll besteht ein großes Potenzial, dass das Nest wieder besetzt wird“, unterstreicht Tonnesen. Er hat deshalb auch große Bedenken, dass der neue Mobilfunkmast, der den Handyempfang im Grenzdorf verbessern soll, ausgerechnet in Nachbarschaft des Storchennestes platziert werden soll. „Ich finde, ein solcher Mast passt gar nicht in das alte Fischerdorf mit seinen vielen historischen Gebäuden“, so der Naturfachmann der Kommune Tondern, der unter anderem viele Wanderungen durch interessante Gebiete mit Interessierten unternimmt.

Naturberater Hans Tonnesen (rechts) ist in früheren Jahren in Ruttebüll bei der Instandsetzung des Storchennestes im Einsatz gewesen (Archivfoto). Foto: Erik Egvad Petersen

 

Hans Tonnesen rechnet mit verbesserten Lebensbedingungen gerade auch für die Störche im westlichen Bereich der Kommune, wenn Vorhaben wie die  Wiedervernässung der Seiersbek-Niederung in den kommenden Jahren in die Tat umgesetzt werden.

 

Der Seiersbeker Koog nordöstlich von Hoyer, auf dem Foto das dortige Schöpfwerk, wird seit Beginn der 1930er Jahre wie andere Niederungen im Bereich der Kommune Tondern entwässert. Bei Hoyer soll die Niederung wieder vernässt werden – für den Klimaschutz, aber auch mit der Aussicht auf eine Futterkammer für Störche mit Amphibien, Insekten und Würmern (Archivfoto). Foto: Volker Heesch

 

In dem auch als Seiersbeker Koog genannten Gebiet sollen Bereiche, die auf Torfschichten liegen, aus Gründen des Klimaschutzes nicht mehr entwässert werden.

Klimaschutz durch Vernässung

Im Zuge der Trockenlegung des Gebietes zwischen Hoyer (Højer) und der Troiburg (Trøjborg) haben sich seit Beginn der 1930er Jahre die moorigen Schichten unter der bei Sturmfluten entstandenen Kleischicht an der Oberfläche der Niederung unter Freisetzung des Treibhausgases Kohlendioxid zersetzt. Dieser klimaschädliche Prozess soll jetzt gestoppt werden. Unter Nutzung von EU-Mitteln werden Flurbereinigungen vorbereitet, damit Grundbesitzer im Rahmen der Wiedervernässung Ausgleichsflächen erhalten.

Störche verschwanden

Nach der Trockenlegung der Niederungen rund um Hoyer waren dort die zuvor zu Dutzenden nistenden Störche verschwunden. 1970 brütete letztmalig das letzte Storchenpaar auf dem Dach des Bürgermeisteramtes. Hans Tonnesen ist optimistisch, dass bald weitere Nester im Bereich der Tonderner Marsch von Störchen besetzt werden. „Es sind gute Nester bei Legan und in Uberg eingerichtet worden“, so der Naturschützer.

Einst Storchenvater in Ruttebüll

In Ruttebüll hatte jahrelang der „Storchenvater“ Peter Jessen, er war Nachbar des Storchennestes, die Adebar-Familie mit Fisch gefüttert. Sie konnten unter seiner Mithilfe viele Jahre lang oft bis zu vier Junge aufziehen. Jessen hatte eine Sondergenehmigung zum Fang von Fischen im Ruttebüller See, die als Storchenfutter nötig waren. Unter der Internetadresse storkene.dk finden Interessierte viele Informationen rund um den Storch.

Storchennest kaufen

Es gibt auch die Möglichkeit, sich bei dem Verein für 2.600 Kronen bei eigener Abholung ein Storchennest zu kaufen und an einer geeigneten Stelle zu montieren. Im Zuge der Klimaerwärmung, von der die Störche in nördlichen Breiten profitieren, bestehen gute Chancen, dass mithilfe der Nistangebote in Dänemark ein größerer Storchenbestand aufgebaut werden kann. Allerdings nur, wenn ihnen parallel Grünland-Niederungen mit einem guten Nahrungsangebot zur Verfügung stehen. 

 

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