Natur & Umwelt

Neue Süßwasserseen können dem Klima schaden

Neue Süßwasserseen können dem Klima schaden

Neue Süßwasserseen können dem Klima schaden

Odense
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Der 2014 entstandene See bei Gyldesteen Strand stößt mehr Klimagase aus als vor der Flutung. Foto: Birgitte Svennevig/SDU

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Wenn niedrig gelegene Landwirtschaftsflächen geflutet werden, sollte dies mit Salz- und nicht mit Süßwasser geschehen. Das zeigt eine neue Studie der Süddänischen Universität. Denn Süßwasserseen stoßen mehr Klimagase aus als Anbauflächen.

Salzwasserlagunen oder Feuchtgebiete statt Süßwasserseen. So lautet die Empfehlung von Forschenden an der Süddänischen Universität (SDU). Eine Studie zeigt, dass Renaturierungsprojekte, wenn sie falsch angegangen werden, beim Klima mehr Schaden anrichten können, als sie nutzen.

Dänemark plant, bis 2030 die Bewirtschaftung von 100.000 Hektar niedrig gelegener Böden einzustellen und sie in Feuchtgebiete umzuwandeln. Dadurch wird der CO2-Ausstoß reduziert, denn in den sauerstofffreien Feuchtböden entsteht weniger des Klimagases als in den sauerstoffhaltigen Anbauböden.

Mehr Treibhausgase aus Seen

Die erhoffte Wirkung kann jedoch verfehlt werden. 

„Es besteht das Risiko, dass neue Feuchtgebiete mehr Treibhausgase ausstoßen, als wir einsparen“, so Erik Kristensen, Professor für Ökologie an der SDU, laut der Homepage der Universität.

Denn ein anderes, noch potenteres, Klimagas kann ausgestoßen werden: nämlich Methan. Das passiert, wenn die Feuchtgebiete ganz unter Süßwasser gesetzt werden. Moore und Feuchtwiesen stoßen dagegen deutlich weniger Methan aus.

Bakterien produzieren Methan

Wenn die Flächen geflutet werden, entsteht eine Schicht von sauerstofffreiem Schlamm. Hier tummeln sich Bakterien, die Methan produzieren. Ist das Gebiet nur feucht und nicht ganz überflutet, siedeln sich andere Bakterien an, die das Methan umsetzen. Diese benötigen jedoch Sauerstoff und können daher unter Wasser nicht gedeihen.

„Das Problem entsteht bei einem freien Wasserspiegel. Unsere Studien zeigen: Wenn ein Süßwassergebiet nur feucht ist, wie zum Beispiel ein Moor oder eine Feuchtwiese, kann der Sauerstoff aus der Atmosphäre eindringen und den Bakterien an der feuchten Oberfläche helfen, das Methan zu fressen, das aus den tieferen sauerstofffreien Schichten nach oben sickert“, erläutert Kristensen.

Salzwasser stoppt Methan-Bildung

Ein anderer, noch sicherer Weg: Man flutet mit Salzwasser. Das mögen die Methan-produzierenden Bakterien nämlich überhaupt nicht.

Das SDU-Forschungsteam ist dem Zusammenhang in einem 144 Hektar großen Gebiet bei Gyldensteen Strand auf Nordfünen auf die Spur gekommen. Die ehemalige Landwirtschaftsfläche wurde 2015 überflutet. Ein Teil des Gebiets wurde unter Meerwasser gesetzt, indem ein Deich entfernt wurde, ein anderer Teil unter Süßwasser. So konnten die Forscherinnen und Forscher die Entwicklung vergleichen.

„Wir konnten beobachten, dass es bei stehendem Wasser – und sind es nur 10 Zentimeter – zu einem starken Methan-Ausstoß kommt. Dasselbe passiert überhaupt nicht in einem Gebiet, das mit Salzwasser überschwemmt wird“, so der Ökologie-Professor.

Drei Tonnen mehr Klimagas

Sein Team hat die Ergebnisse aus Gyldensteen auf das ganze Land hochgerechnet. Werden 100.000 Hektar niedrig gelegene Böden von der Landwirtschaft ausgenommen, so spart das ungefähr drei Tonnen CO2.

Werden sie jedoch mit Süßwasser überflutet, entsteht Methan entsprechend sechs Tonnen CO2. Es würden also drei Tonnen CO₂-Äquivalente mehr entstehen, als wenn die Böden weiter bewirtschaftet würden. Kristensen betont, dass diese Berechnung ausschließlich auf den Daten von Gyldensteen beruht.

„Manche Gebiete würden mehr Methan ausstoßen, andere weniger. Aber im Großen und Ganzen meinen wir, dass man extrapolieren (hochrechnen, Red.) kann.“

CO₂-Äquivalente

Die verschiedenen Klimagase haben unterschiedlich kräftige Auswirkung auf das Klima. Um die Wirkung vergleichen zu können, rechnet man sie um auf die Wirkung, die der von CO2  entspricht. Diese Einheit wird CO2-Äquivalente genannt.

Methan hat ungefähr eine 23-mal so starke Auswirkung auf das Klima verglichen mit CO2.

Quelle: Landbrug og Fødevarer

Empfehlung für die Planung

Kristensen empfiehlt daher, dass die Behörden die Erkenntnisse aus der Studie bei der Planung neuer Feuchtgebiete einbeziehen, damit die gewünschte Reduktion an Treibhausgasen erzielt wird.

„Wir haben diesen Versuch in großer Skala jetzt eine Reihe von Jahren am Laufen, und es hat sich gezeigt, dass große Mengen Methan in die Atmosphäre entweichen, wenn man mit Süßwasser flutet und seichte Seen schafft. Daher sagen wir, beabsichtigt man, niedrig gelegene Böden in Küstennähe in Feuchtgebiete umzuwandeln, dann macht es mit Salzwasser“, betont Professor Erik Kristensen.

Kann man nicht mit Meerwasser fluten, empfiehlt er, die Flächen in Moore oder Feuchtwiesen umzuwandeln.

Die Biologinnen Susan Guldberg Petersen und Cintia Quintana haben ebenfalls an der Studie gearbeitet, die in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Estuaries and Coats“, erschienen ist.

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