Kindergarten

„Wie kommen die denn in den Fernseher?“

„Wie kommen die denn in den Fernseher?“

„Wie kommen die denn in den Fernseher?“

Apenrade/Aabenraa
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Mitarbeiterinnen aus dem „Klax KiGa“ in Bad Nenndorf nehmen am Tagesgeschehen im deutschen Kindergarten in Apenrade teil. Foto: Karin Riggelsen

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Dass es Kinder auch über den eigenen Umkreis hinaus gibt, haben Jungen und Mädchen aus dem Deutschen Kindergarten Jürgensgaard erfahren. Sie durften bei einem grenzüberschreitenden Projekt mitmachen und mit neuer Technik neue Kontakte knüpfen. Doch aller Anfang ist schwer, wie DKA-Entwicklungsleiterin Lisa Thietje berichtet.

„Die Kinder waren doch sehr überrascht, als sie die anderen Kinder plötzlich live auf dem Bildschirm sehen und sogar mit ihnen sprechen konnten“, erzählt Lisa Thietje. Die Entwicklungsleiterin der Deutschen Kindergärten Apenrade (DKA) berichtet von einem Erasmusplus-Projekt, an dem der Deutsche Kindergarten Jürgensgaard beteiligt war.

Der Moment, den Thietje beschreibt, entstand, als die Jürgensgaard-Kinder über einen Video-Chat plötzlich Kinder aus der „Klax KiGa“ in Bad Nenndorf, westlich von Hannover gelegen, sehen und hören konnten. Den Kindergarten und auch einige der Kinder hatten die Jungen und Mädchen aus Apenrade zwar schon zuvor in einem Video gesehen, das ihnen zugesendet wurde. Im Video wurde der Kindergarten in Niedersachsen vorgestellt. „Doch als sie die anderen Kinder jetzt direkt sehen konnten, hat es einigen doch etwas die Sprache verschlagen, so überrascht waren sie“, so die Entwicklungsleiterin.

Der Kontakt zwischen den Mitarbeitenden (hier: Sandra Koch) und den Kindern ist innig und vertraut. Foto: Karin Riggelsen

Zum Gespräch kam es dann doch. „So wurde gefragt, welche Spielsachen es im Kindergarten so gibt und ob wir eine ,Vesper‘ machen“, erzählt Lisa Thietje und sagt schmunzelnd: „Das kannten wir nicht. Die Kinder aus Bad Nenndorf haben uns dann erklärt, was es damit auf sich hat.“

Ein Video wurde auch in Apenrade produziert; darin stellen die Kleinen ihren Kindergarten vor. Der kleine Abschnitt ist dann nach Deutschland geschickt worden – per Internet natürlich. 

Wo gibt es Unterschiede?

Miteinander ins Gespräch kommen mit digitalen Werkzeugen – das war eines der beiden Hauptpunkte, die das Projekt „Nele“ verfolgt. Das Zweite ist die Partizipation – und das über Ländergrenzen hinweg. „Die Kinder können ihr Verständnis erweitern, dass es noch weitere Gegenden über ihr Einzugsgebiet hinaus gibt. Deutschland ist nicht nur der Grenzhandel“, erläutert Thietje.

„Ich habe dann noch gefragt, ob im Kindergarten auch zwei Sprachen gesprochen werden, wie bei uns“, erzählt sie. Das wäre wohl generell nicht so, stellte sich als Unterschied heraus.

Lisa Thietje (l.) im Kreis mit den Projektteilnehmenden und Kindern Foto: Karin Riggelsen

Der Kontakt mithilfe der technischen Möglichkeiten soll nun zukünftig aufrechterhalten werden, sodass die Kinder sich an diese Form der Kommunikation gewöhnen. „Wir wollen damit aber nicht die digitale Kommunikation priorisieren. Sie sollen aber lernen, dass es solche Möglichkeiten gibt“, hält die Pädagogin fest. 

Abstraktes Denken

So haben auch die Mitarbeitenden aus dem Bad Nenndorfer Kindergarten per Videochat mit „ihren“ Kindern gesprochen. Und die waren anfangs auch überrascht: „Wie kommen die denn in den Fernseher?“, kam dann auch die Frage, berichtet Lisa Thietje von dem unvergesslichen Moment. „Es ist in dem Alter nicht ganz einfach, abstrakt zu denken“, erklärt sie.

Gruppenpädagoge Tim Henning ist auf dänischer Seite für das Projekt verantwortlich. Foto: Karin Riggelsen

Doch der Austausch der Kinder ist nur ein Teil des geförderten Projekts, denn nicht nur die Kinder lernen dabei, sondern auch die Pädagoginnen und Pädagogen aus den jeweiligen Kindergärten. „Ziel des Projekts ist es, voneinander zu lernen und die Weiterentwicklung der pädagogischen Qualität anhand guter Kita-Praxis gemeinsam zu reflektieren“, heißt es in der Projektbeschreibung. 

Gegenbesuch im Herbst

Im Herbst gibt es einen Gegenbesuch. Dann schauen sich Kolleginnen und Kollegen aus Apenrade die Tagesstätte in Bad Nenndorf an. „Und wenn die Erwachsenen dazulernen und sich in anderen Kindergärten Anregungen holen, wie es noch besser geht, dann haben alle was davon“, sagt Lisa Thietje.

Eine weitere Besuchergruppe aus Deutschland war übrigens im deutschen Kindergarten Margrethenweg zu Gast. Weitere Inspiration holte sich das deutsche Pädagoginnenteam noch im deutschen Kindergarten Loit Schauby und bei Vorträgen im Haus Nordschleswig, wo unter anderem DKA-Leiterin Morlyn Frenzel Albert und Maike Minor, die pädagogisch-administrative Konsulentin des Deutschen Schul- und Sprachvereins (DSSV), Einblicke in die pädagogische Arbeit gaben.

Mit Erasmus ein Leben lang lernen

Das Erasmus-Programm ist ein Förderprogramm der Europäischen Union. Durch das Programm werden vor allem allgemeine sowie berufliche Bildung, Sport und Jugend gefördert. Das Bildungsprogramm für lebenslanges Lernen besteht seit 30 Jahren und fördert die Mobilität von Studierenden, jungen Erwachsenen, Dozenten und ausländischem Unternehmenspersonal in der EU.

 

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