Wirtschaft

Dänisch-deutsche Pipeline: Wasserstoffindustrie fordert Regierungsmaßnahmen

Dänische Wasserstoffindustrie fordert Regierungsmaßnahmen

Dänische Wasserstoffindustrie fordert Regierungsmaßnahmen

Lucas Bröcker
Dänemark
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In Zukunft soll grüner Wasserstoff von Dänemark nach Deutschland transportiert werden (Symbolbild). Foto: BMBF

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Um den Bau einer Wasserstoff-Pipeline durch die Nordsee von Dänemark nach Deutschland voranzutreiben, hat eine Allianz aus führenden Akteuren der dänischen Wasserstoffindustrie und Interessenverbänden der dänischen Regierung ein Fünf-Punkte-Papier für dringende staatliche Maßnahmen vorgelegt.

Eine aus fünf Wirtschafts- und Interessenverbänden sowie mehreren Unternehmen bestehende Arbeitsgruppe hat der dänischen Regierung und dem Parlament fünf Empfehlungen zur Verbesserung der Wasserstoffinfrastruktur vorgelegt. Unter anderem soll der Staat demnach für Darlehen bürgen, um Unternehmen trotz ihrer Investitionen Planungssicherheit zu ermöglichen. Das kurzfristige Ziel der Wirtschaft ist es, innerhalb weniger Jahre eine Wasserstoff-Pipeline durch Jütland nach Deutschland zu errichten.  

„Wir haben die Chance, energieintensive deutsche Unternehmen mit grünem Wasserstoff zu versorgen, der fossilen Wasserstoff und Erdgas ersetzen kann. Dies wird ein großer Gewinn für das Klima sein. Es wird Europa von seiner Abhängigkeit von Gas befreien und einen enormen Wert für die dänische Gesellschaft schaffen“, wird Troels Ranis, stellvertretender Generaldirektor des dänischen Industrieverbands, in einer Pressemitteilung der dänischen Wasserstoffindustrie zitiert.

Die Wasserstoff-Pipeline werde viele Milliarden dänische Kronen kosten, und es sei daher von entscheidender Bedeutung, dass sie so finanziert werde, dass der in Dänemark produzierte grüne Wasserstoff wettbewerbsfähig sei. 

Staat gleicht potenzielle Defizite finanziell aus

„Mit einer staatlichen Garantie können die staatlichen Unternehmen Evida und Energinet, die zukünftigen Eigentümer der Wasserstoff-Pipeline, Kredite zu günstigeren Bedingungen aufnehmen. Zudem gibt es eine Garantie, dass der Staat das Defizit ausgleicht, wenn die Wasserstoff-Pipeline zunächst nicht so stark genutzt wird wie erwartet“, erklärt Ulrich Bang, stellvertretender Direktor für Klima, Energie und Umwelt bei der dänischen Handelskammer in der Mitteilung.

Die folgenden Unternehmen und Organisationen stehen hinter den Empfehlungen:

Brintbranchen, Dansk Erhverv, Dansk Industri, Green Power Denmark, STRING Megaregion, Copenhagen Infrastructure Partners, Crossbridge Energy, Everfuel, Eurowind, GreenGo Energy, GreenLab Skive, H2 Energy, Hydrogen Valley, Norwegian Hydrogen, Plug Power, RWE, Skovgaard Energy, TotalEnergies und Ørsted.

Wasserstoff werde ein entscheidender Energieträger in der grünen Gesellschaft der Zukunft sein. In Dänemark gäbe es ohnehin gute Möglichkeiten, Wasserstoff aus Strom, Solarzellen und Windturbinen zu erzeugen. Der grüne Wasserstoff könne direkt von der Industrie genutzt oder in grüne Kraftstoffe für Schiffe, Flugzeuge und Lastwagen umgewandelt werden.

Ziel: Wichtiger Energie-Exporteur werden

„Dänemark hat alle Möglichkeiten, den grünen Wandel in Europa zu unterstützen. Wir können ein wichtiger Energieexporteur werden ­– so wie es Norwegen bereits heute ist. Dazu ist jedoch unter anderem eine Wasserstoff-Pipeline nach Deutschland erforderlich”, fügt Jan Hylleberg, stellvertretender Geschäftsführer von Green Power Denmark, hinzu.

Bereits 2028 soll Pipeline in Betrieb gehen

Im Frühjahr unterzeichneten die Regierungen Dänemarks und Deutschlands eine Absichtserklärung zum Bau einer Wasserstoff-Pipeline zwischen den beiden Ländern. Die fünf Organisationen sind der Ansicht, dass sie diese Vereinbarung umsetzen sollten, damit die Verbindung bereits 2028 hergestellt werden kann.

Energinet und Evida schätzen, dass eine Wasserstoff-Pipeline durch Jütland nach Deutschland bis 2060 einen sozioökonomischen Nutzen von rund 60 Milliarden Kronen bringen wird.

Die fünf Empfehlungen:

  • Es sollte eine staatliche Garantie geben. Die Errichtung einer Wasserstoff-Pipeline ist mit Risiken verbunden. Der Zugang zu einer staatlichen Garantie stellt sicher, dass die Eigentümer der Wasserstoff-Pipeline – Energinet und Evida – Kredite zu den günstigsten Bedingungen aufnehmen können. Sie stellt auch sicher, dass ein etwaiges Defizit gedeckt wird, wenn die Wasserstoff-Pipeline weniger als erwartet genutzt wird.

     
  • Flexibler finanzieller Rahmen. Es muss möglich sein, dass die Wasserstoff-Pipeline in einer Anfangsphase von mindestens zehn Jahren mit Verlust arbeitet. Diese Flexibilität muss gewährleisten, dass die ersten Nutzer keine sehr hohen Tarife für den Gebrauch der Pipeline zahlen müssen, wenn es anfangs nur wenige Interessenten gibt.

     
  • Verstärkte dänisch-deutsche Vereinbarung über die grenzüberschreitende Wasserstoffinfrastruktur. Die Absichtserklärung zur Wasserstoffinfrastruktur zwischen Dänemark und Deutschland vom März 2023 muss politisch weiterverfolgt werden. Es muss sicher sein, dass es politische Unterstützung für die Realisierung einer integrierten deutsch-dänischen Wasserstoffverbindung im Jahr 2028 gibt.

     
  • Zukunftssichere Wasserstoffinfrastruktur. Die Größe der Wasserstoff-Pipeline ist wichtig. Die Jütland-Transportleitung (Jütland-Backbone) sollte auf mindestens 36 Zoll dimensioniert sein. Dies entspricht einer Wasserstoffkapazität von 10 GW. Je größer die Leitung ist, desto geringer ist das Risiko, in Zukunft eine neue Leitung verlegen zu müssen, wenn die Wasserstoffproduktion steigt.

     
  • Wettbewerbsfähiger Wasserstofftransport durch mögliche staatliche Beihilfen. In Fortführung der Entscheidung zu Staatsgarantien und flexibler Wirtschaftsregulierung sollte geprüft werden, ob direkte Baukostenzuschüsse für den Aufbau von Wasserstoffinfrastruktur gewährt werden können. Dies würde die Nutzungsgebühren senken und damit die Wettbewerbsfähigkeit in den Anfangsjahren des europäischen Wasserstoffmarktes erhöhen.
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