Coronavirus

Dänemark als Omikron-Modellfall für Europa

Dänemark als Omikron-Modellfall für Europa

Dänemark als Omikron-Modellfall für Europa

Kopenhagen
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Sämtliche PCR-Tests werden in Dänemark im Schnellverfahren auf die Omikron-Variante untersucht. Foto: Jens Thaysen/Jysk Fynske Medier/Ritzau Scanpix

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Experten sind sich einig: Die genauen Daten über die rasche Ausbreitung der neuen Virusvariante in Dänemark zeigen, was in anderen Ländern auch passieren kann. Und: Durch Einreisebeschränkungen lässt sie sich nicht mehr stoppen.

Die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus in Dänemark hat weltweit für Aufsehen gesorgt.

Nach Experten-Meinung sagt dies jedoch weniger über die Situation in Dänemark als über die Ansteckungsgefahr der Mutation aus. Dänemark testet genauer, und Omikron hat sich hier früher ausgebreitet.

Dunkelziffer

Der Professor für globale Volksgesundheit an der Universität Kopenhagen, Flemming Konradsen, weist gegenüber „Berlingske“ darauf hin, dass in Dänemark sämtliche PCR-Tests auf die Corona-Variante hin untersucht werden. Dies geschieht in einer Form von Schnelltest, sodass man sofort das Ergebnis hat. So lasse sich die Ausbreitung der Variante sehr präzise von Tag zu Tag verfolgen.

„Man muss davon ausgehen, dass wir einen höheren Anteil der positiven Omikron-Fälle registrieren als im übrigen Europa. Man kann sich nichts anderes vorstellen, als dass es in den meisten europäischen Ländern eine bedeutende Dunkelziffer gibt, weil das Testniveau nicht gleich umfassend und breit deckend ist wie in Dänemark“, so Konradsen zu „Berlingske“.

Denn auch bei der Anzahl der täglichen Tests liegt Dänemark zum Beispiel vor Deutschland. Gemessen an der Bevölkerungsgröße wird in Dänemark ungefähr 14-mal so häufig getestet.

Experte hält Einreiseregeln für wirkungslos

Seit Sonntag stuft Deutschland Dänemark als Hochrisikoland ein. Doch Quarantäne nach der Einreise für ungeimpfte Personen werde die Omikron-Variante nicht bremsen, meint Mads Albertsen, Professor für Chemie- und Biowissenschaften an der Universität Aalborg.

„In den meisten Ländern hat sich die Variante bereits in der Gesellschaft ausgebreitet. Daher nützt es nichts, die Grenzen zu schließen oder Personen aus bestimmten Ländern in Quarantäne zu schicken. Die Leute haben nicht mitbekommen, wie schnell es geht. Omikron hat die Spielregeln völlig geändert. Es ist naiv zu glauben, dass man der Variante entgehen kann“, sagt er zu „Berlingske“.

Zweite Impfung bremst Ausbreitung geringfügig

Die Daten des dänischen Serum Institutes zeigen, dass sich die Anzahl der Omikron-Fälle ungefähr jeden zweiten Tag verdoppelt. In den vergangenen Tagen haben die Zuwachsraten ein wenig abgenommen. Zwei Impfdosen schützen nur geringfügig vor einer Ansteckung.

Die amerikanische Biostatistikerin Christina Ramirez von der University of California sieht daher die Entwicklung in Dänemark als Beispiel dafür, was auch in anderen Ländern passieren wird.

„Dieses Ding verbreitet sich, und es verbreitet sich, ob du geimpft bist oder nicht“, sagt sie der „New York Times“.

Die zweite Impfung schützt jedoch laut Serum Institut vor schwerer Erkrankung und die Booster-Impfung bis zu einem gewissen Grad auch vor Ansteckung. 

„Eine Woche Vorsprung“

Kurz nachdem Omikron in Dänemark aufgetaucht ist, habe es einige Superspreader-Ereignisse gegeben, so Konradsen. Daher habe sich die Variante zunächst schneller ausbreiten können.

Auch die französische Virologin Etienne Decroly von der Unvirsität Aix-Marseille schätzt, dass die Omikron-Ausbreitung in anderen Ländern nur eine Frage der Zeit ist.

„Dänemark liegt vermutlich eine Woche vor Frankreich und Belgien. Sieht man sich die Kurven an, dann ist die Entwicklung in Dänemark und Großbritannien anders als in Belgien, den Niederlanden und Frankreich, wo die Anzahl der Neuinfektionen rückläufig ist. Hier erkennen wir noch nicht den Beginn der Omikron-Kurve“, sagt sie zu „Berlingske“.

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