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Neue Studie: Jede vierte Frau erlebt Gewalt in einer Partnerschaft

Neue Studie: Jede vierte Frau erlebt Gewalt in einer Partnerschaft

WHO: Jede vierte Frau erlebt Gewalt in einer Partnerschaft

Ritzau/kj
Kopenhagen
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Nicht immer nur harmonisch: In vielen Beziehungen kommt es zu gewalttätigen Übergriffen. Foto: Oziel Gómez/Unsplash

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Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist mehr als eine von vier Frauen körperlicher oder sexueller Gewalt in der Partnerschaft ausgesetzt gewesen. Fachleute gehen davon aus, dass sich die Zahl während der Pandemie noch erhöht hat.

Mehr als jede vierte Frau weltweit – genauer gesagt 27 Prozent – ist Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt in einer Beziehung geworden. In Dänemark liegt die Zahl bei 23 Prozent.

Das geht aus einer neuen Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor, schreibt das Online-Medium „Videnskab.dk“.

Frauen aus 161 Ländern befragt

Die befragten Frauen sind zwischen 15 und 49 Jahre alt.

Die Studie ist eine Zusammenstellung von 366 ausgewählten Untersuchungen aus 161 Ländern. Die Analyse wirkt sehr aussagekräftig, so Dan Meyrowitsch, Professor der Abteilung für globale Gesundheit an der Universität Kopenhagen.

„Ich habe keinen unmittelbaren Grund zu der Annahme, dass die Zahlen nicht stimmen. Es handelt sich um eine solide Studie mit einem standardisierten Design. Man kann immer darüber diskutieren, welche Art von Voreingenommenheit vorliegt, wenn man Fragen zu sehr sensiblen Themen stellt. Aber mein unmittelbarer Eindruck ist, dass dies das Bestmögliche ist, was man bekommen kann.“

Bereits junge Frauen betroffen

Der Studie zufolge beginnt die Gewalt schon früh.

24 Prozent der Frauen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, die einen Partner haben oder hatten, geben an, dass sie Übergriffe erlebt haben.

Für die WHO-Studie wurden Antworten von etwa zwei Millionen Frauen weltweit gesammelt.

Die Frauen geben an, ob sie in ihrer Beziehung körperliche oder sexuelle Übergriffe erlitten haben.

Entweder in Form von Handlungen, die sie körperlich verletzen könnten – oder wenn sie gegen ihren Willen zum Sex gezwungen wurden.

Krisenzentrum: Wichtig, dagegen vorzugehen

Für die stellvertretende Leiterin des Frauenkrisenzentrums Danner, Mette Marie Yde, sind die Zahlen keine Überraschung. „Die Zahlen machen jedoch deutlich, dass es höchste Zeit ist, auf breiter gesellschaftlicher Ebene etwas gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu unternehmen, von der vor allem Frauen betroffen sind“, sagt sie.

„Wir müssen viel früher vorbeugen und mit jungen Menschen darüber sprechen, wie man gleichberechtigte und respektvolle Beziehungen zueinander pflegt, sowohl im privaten Bereich als auch im Nachtleben und am Arbeitsplatz“, führt Mette Marie Yde weiter aus.

Internationale Unterschiede

Den Forscherinnen und Forschern zufolge sind die höchsten Zahlen von Gewalt in der Partnerschaft in Ozeanien zu finden, wozu Australien und Neuseeland gehören.

Hier geben durchschnittlich 49 Prozent der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren an, Gewalt in der Partnerschaft erlebt zu haben.

Im Gegensatz berichten 16 Prozent in Mitteleuropa und 18 Prozent in Zentralasien von den Übergriffen.

Pandemie nicht berücksichtigt

Die in die Studie einbezogenen Erhebungen wurden zwischen 2000 und 2018 durchgeführt.

Fachleute warnen, dass die Pandemie die Situation höchstwahrscheinlich verschlimmert und die Häufigkeit von Gewalt in der Partnerschaft erhöht hat.

Psychische Gewalt ist nicht Gegenstand der Erhebung gewesen.

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