Coronavirus

Ärztinnen und Ärzte unsicher: Kaum Daten über Impfung von Kindern

Ärztinnen und Ärzte unsicher: Kaum Daten über Impfung von Kindern

Ärztinnen und Ärzte unsicher: Kaum Daten über Kinder-Impfung

Ritzau/kj
Kopenhagen
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In den USA und in Israel werden bereits Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren gegen Covid-19 geimpft. (Symbolbild) Foto: Sven Hoppe/Ritzau Scanpix

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Ab dieser Woche soll es möglich sein, dass Eltern für ihre Kinder ab 12 Jahren einen Impftermin buchen können. Dem ärztlichen Fachpersonal fehlen entsprechende Daten, um eine Impfung zu empfehlen oder davon abzuraten.

Dänemark hat kürzlich zusätzliche Impfdosen gegen Covid-19 erhalten, sodass die Impfvergabe beschleunigt werden kann.

In den nächsten Tagen werden die ersten Eltern eine digitale Einladung in ihrer E-Boks finden, um einen Impftermin für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren zu vereinbaren.

Zusätzliche Immunität erforderlich

Helene Probst, stellvertretende Direktorin der dänischen Gesundheitsbehörde Sundhedsstyrelsen, sagt, dass bei der ansteckenderen Delta-Variante eine zusätzliche Immunität in der Bevölkerung erforderlich ist.

„Nicht zuletzt, da wir in einigen Monaten in den Herbst gehen. Indem auch Kinder geimpft werden, können wir die Epidemie unter Kontrolle halten und diejenigen schützen, die besonders gefährdet sind“, heißt es in einer Pressemitteilung von Sundhedsstyrelsen.

Als die Gesundheitsbehörde bei einer Pressekonferenz am 17. Juni ankündigte, dass Kinder im Alter von 12 bis 15 Jahren als Nächstes in das Programm aufgenommen werden sollen, war geplant, dass sie im September geimpft werden, wenn alle über 16 Jahre vollständig geimpft sind.

Bis dahin, so die Behörde, gäbe es mehr Daten über die Sicherheit des Impfstoffs von Pfizer/Biontech, der als einziger für Kinder zugelassen ist.

Normalerweise können wir Impfungen voll und ganz unterstützen, aber dieses Mal nicht, weil es an Daten mangelt.

Bolette Friderichsen, Vizevorsitzende der wissenschaftlichen Gesellschaft der Allgemeinmediziner

Seitdem wurden 1,17 Millionen Dosen aus Rumänien gekauft, was die Kinder in der Warteschlange schneller nach vorne rücken lässt als erwartet.

Daten fehlen – Eltern fühlen sich unsicher

Allerdings fehle noch wichtige Dokumentation, so Klaus Birkelund Johansen, Vorsitzender der Kinderärzte in der Dänischen Pädiatrischen Gesellschaft.

„Es ist eine sehr unglückliche Situation, in der sich Dänemark befindet. Das liegt ganz einfach daran, dass wir Impfstoffe haben, die verwendet werden müssen, bevor sie ablaufen. Derzeit gibt es keine Daten, um im Namen der Kinder ja oder nein zu sagen. Ich kann verstehen, wenn sich manche Eltern unsicher fühlen“, gibt der Vorsitzende zu bedenken.

Weder empfehlen noch abraten

Bei der wissenschaftlichen Gesellschaft der Allgemeinmediziner (DSAM) stimmt die Vizevorsitzende Bolette Friderichsen zu. Die Gesellschaft kann Ärztinnen und Ärzten weder empfehlen noch abraten, ihre jüngeren Patientinnen und Patienten zu impfen.

„Es ist bedauerlich, dass wir keine klare Botschaft vermitteln können. Normalerweise können wir Impfungen voll und ganz unterstützen, aber dieses Mal nicht, weil es an Daten mangelt“, so Bolette Friderichsen.

„Einerseits scheint es, dass bei Kindern nur selten ernsthafte Nebenwirkungen durch den Impfstoff auftreten, andererseits wissen wir aber auch, dass sie selten ernsthaft krank werden, wenn sie infiziert sind“.

Abwarten als Möglichkeit

Sie selbst ist Hausärztin in Hobro, und wenn sie von ihren Patientinnen und Patienten gefragt würde, wäre ihr Rat, zu warten.

„Ich würde niemandem aktiv von etwas abraten, aber wenn Eltern fragen, weil sie im Zweifel sind, würde ich sagen, dass das Kind durch das Warten nicht seinen Platz in der Warteschlange verliert.“

Die Professorin für Impfstoffdesign an der Universität Kopenhagen, Camilla Foged, hat die dänische Gesundheitsbehörde bei der Impfung von Kindern beraten.

Amerikanische Daten unauffällig

Sie weist darauf hin, dass die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Ende Juni Daten über Nebenwirkungen bei fünf Millionen geimpften Kindern veröffentlicht haben.

Diese Daten bieten keinen Grund zur Sorge.
 

Je mehr immun sind, wenn die Schulen nach den Ferien öffnen, desto besser. Sonst riskieren wir, dass die Epidemie im Herbst wieder aufflammt.

Camilla Foged, Professorin für Impfstoffdesign

„Dies sind zu erwartende Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Fieber. Tatsächlich scheint es so zu sein, dass Kinder zwischen 12 und 15 Jahren etwas weniger Nebenwirkungen haben als die 16- bis 25-Jährigen“, so Camilla Foged.

Die Professorin versteht, dass der Vorstoß bei den Eltern Unsicherheit auslösen kann, und stimmt zu, dass mehr Daten wünschenswert wären.

Sie rät aber nach wie vor dazu, Kinder so früh wie möglich impfen zu lassen. Die Bedrohung durch die sogenannte Delta-Variante sollte jede kleine Unsicherheit bezüglich des Impfstoffs aufwiegen, sagt sie.

„Je mehr immun sind, wenn die Schulen nach den Ferien öffnen, desto besser. Sonst riskieren wir, dass die Epidemie im Herbst wieder aufflammt“, so Camilla Foged.

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